Für mehr als neun Millionen Euro

Glasfaserausbau in den Steinheimer Weilern hat begonnen

In den kommenden zwei Jahren wird vor allem in den Steinheimer Weilern viel gebaggert: Die sogenannten „weißen Flecken“ werden ans Glasfasernetz angeschlossen. An sich eine gute Sache, doch Bürgermeister Holger Weise fand beim Spatenstich auch kritische Worte.

Etwa zwei Jahre Bauzeit, 38 Kilometer Kanalstrecke, 115 Kilometer Glasfaserleitungen und mehr als neun Millionen Euro Investitionskosten: Diese Eckdaten machen deutlich, warum Steinheims Bürgermeister Holger Weise den Anschluss der sogenannten „weißen Flecken“ ans Glasfasernetz beim Spatenstich am Mittwoch als „größtes Einzelprojekt“ in der Geschichte der Kommune bezeichnete. Es werde in den kommenden zwei Jahren eine Mammutaufgabe sein. Eine, deren Planung und Vorbereitung die Verwaltung und vor allem das Bauamt allerdings schon sehr viel länger beschäftigt.

Bürgermeister Weise: „Stimme nicht in Lobeshymnen ein“

Dass es nun nach jahrelanger Vorbereitung endlich losgehen kann, ist eigentlich eine gute Nachricht. Doch Weise betonte auch das große Aber: „Wir bekommen zwar eine 90-prozentige Förderung für dieses Vorhaben, ich stimme aber nicht in die großen Lobeshymnen ein.“ Die Frage sei nämlich: „Warum muss das eine Kommune überhaupt machen?“ Der Glasfaserausbau in Deutschland sei eigentlich nicht deren Aufgabe. Dass es nun auf die Gemeinden abgewälzt werde, sei eine Folge der Privatisierung der Telekom. „Die Politik hat uns das eingebrockt und wir baden es jetzt aus“, kritisierte Weise. Zehn Prozent der Investitionskosten blieben an der Gemeinde hängen – die Personalkosten und der enorme Zeitaufwand noch gar nicht eingerechnet.

Die Politik hat uns das eingebrockt und wir baden es jetzt aus.

Holger Weise

Dennoch schloss Weise versöhnlich: „Natürlich freuen wir uns heute trotzdem und sehen positiv, dass unsere Bürgerinnen und Bürger vom Glasfaseranschluss profitieren können.“ In diesem Fall gilt das freilich erst einmal nur für die Einwohner der Weiler, für die Betriebe in den Steinheimer und Söhnstetter Gewerbegebieten und für das Schulzentrum. Sie alle gehören zu den „weißen Flecken“, die nun ausgebaut werden. Sontheim und Söhnstetten sollen bekanntermaßen von der Netcom BW eigenwirtschaftlich ans schnelle Internet angeschlossen werden. Ob das auch einmal den übrigen Steinheimern im Hauptort zuteilwerden wird, ist offen.

Steinheims Ortsbaumeister Markus Speier ist mit dem Glasfaserausbau auf kommunaler Ebene betraut. Seit 2019 ist er im Steinheimer Rathaus, die Vorbereitungen reichen sogar schon länger zurück. „Für mich war und ist das eine ganz neue Herausforderung“, gab Speier zu. Das mit den Planungen betraute Ingenieurbüro MRK sitzt in Norddeutschland, Besprechungen finden nicht an einem Tisch, sondern in Online-Meetings statt. Immerhin: Die zuständige Baufirma Haag-Bau ist im Ostalbkreis ansässig. Betreiben wird das Glasfasernetz nach Fertigstellung die Netcom BW.

300 Hausanschlüsse werden verlegt

Der Spatenstich am Mittwoch in Gnannenweiler markierte den offiziellen Baubeginn des auf etwa zwei Jahre terminierten Großprojekts. Laut Baufirma eine realistische Einschätzung, wenngleich es vor allem bei den Hausanschlüssen erfahrungsgemäß auch Unsicherheiten bei der Dauer geben kann. Etwa 300 Gebäude werden angeschlossen.

Das Bauvorhaben ist laut Ortsbaumeister Markus Speier in drei Cluster eingeteilt: Begonnen wird in Cluster eins mit Gnannenweiler, Neuselhalden und dem Gewerbegebiet in Söhnstetten. In Cluster zwei folgen dann Küpfendorf, das von Sontheim aus angeschlossen wird, die Ziegelhütten sowie das Schulzentrum und die Gewerbegebiete in Steinheim. In Cluster drei folgt Irmannsweiler.

Keine Alternative zu Glasfaser

Michael Setzen ist Wirtschaftsförderer für den Landkreis Heidenheim und war als Vertreter des Landratsamtes beim Spatenstich in Gnannenweiler dabei. Er berät unter anderem Betriebe und Kommunen in Sachen Breitbandförderung. „Ich mache das seit 2007“, so Setzen, „und niemand hätte wohl gedacht, dass das alles so lange dauert.“ Es gebe schlichtweg keine zukunftsfähige Alternative zu Glasfaser. „Wir sind froh, dass wir im Landkreis Heidenheim sehr viel über die Förderung von Bund und Land machen können. Dennoch kann man auch fragen: Wo ist die Privatwirtschaft?“

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