Theaterklasse

Wie Kindern in Hermaringen mit Theaterpädagogik zu mehr Selbstbewusstsein und sozialem Miteinander verholfen wird

An der Rudolf-Magenau-Schule in Hermaringen geht man neue Wege: In einer speziellen Klasse wird Theaterpädagogik auch im Unterricht eingebunden. Schulleiterin Cornelia Härtner setzt dabei auch auf ein multiprofessionelles Team.

Theater an der Grundschule, das gab es bisher allenfalls als AG. An der Hermaringer Rudolf-Magenau-Schule dagegen gibt es seit diesem Schuljahr eine Theaterklasse, bei der Theaterpädagogik auch im Unterricht eingebunden wird. Zusätzlich können die Drittklässler freiwillig an einem Theaterprojekt teilnehmen – und das machen sie mit großer Freude.

Zum Aufwärmen stehen die Mädchen und Jungen an diesem Tag in einem Kreis und machen verschiedene Spiele. Was auf den ersten Blick völlig unspektakulär wirkt, hat doch einen tieferen Sinn. Man müsse sich konzentrieren und genau zuhören, erklärt Martha. Etwas Selbstbewusstsein braucht es bei einer anderen Übung, bei der die Kinder auf der kleinen Bühne im Musiksaal Texte vortragen. Die einen noch etwas schüchtern, andere schon sehr sicher und mit schauspielerischem Talent.

Sie sei ganz begeistert, wie sich hier auch eher zurückhaltende Kinder entwickelt haben, erklärt Klassenlehrerin Helen Dombrowsky. In diesem geschützten Rahmen können sie Mut und Selbstbewusstsein entwickeln. Zudem entstehe ein gutes soziales Miteinander.

Die Kinder entwickeln selbst kleine Theaterstücke

Dombrowsky und der schulpädagogische Begleiter Tobias Thoma nehmen beide an dem vom Kultusministerium unterstützten Projekt „Theater in der Grundschule“ teil. Zusätzlich ist dafür eine geschulte Prozessbegleitung notwendig – eigentlich eine Aufgabe für Theaterpädagogen. Da Schulleiterin Cornelia Härtner aber als langjähriges Mitglied des Heidenheimer Naturtheaters viel Erfahrung mitbringt, darf sie diese Aufgabe übernehmen. Sie leitet zusammen mit Tobias Thoma die Theatergruppe, Helen Dombrowsky übernimmt die Themen in den Unterricht. Aus Worten werden so Geschichten, Bilder und Emotionen und am Ende kleine Theaterstücke. Durch die Kooperation mit dem Naturtheater und dem Stadttheater Aalen erhalten die Kinder zudem Einblicke in die Theaterwelt.

Cornelia Härtner findet vor allem die soziale Komponente der Theaterpädagogik wertvoll für den Umgang miteinander. „Auf der Bühne funktioniert es nicht, wenn ich gegeneinander spiele und nicht miteinander“, sagt sie. Es brauche Empathie für das Gegenüber, man müsse Blickkontakt aufnehmen, eine Verbindung herstellen und sich fokussieren. Alles Grundvoraussetzungen, die auch gelungenen Unterricht ausmachen. Und die Rektorin betont auch, dass Schule aus sehr viel mehr bestehen müsse als aus Mathe und Deutsch.

Versuch mit einem Modell, das es in Hermaringen schon lange gibt

Doch guter Unterricht setzt auch voraus, dass es genug Lehrpersonal gibt. Härtner setzt deshalb bereits seit vier Jahren auf ein multiprofessionelles Team – damals gab es diese Bezeichnung vermutlich noch gar nicht. Das Kultusministerium hat für dieses Schuljahr ein Modell an 16 Grundschulen in Baden-Württemberg gestartet, bei dem Schülerinnen und Schüler durch die Zusammenarbeit mit Fach- und Unterstützungskräften besser gefördert werden sollen. In eben sogenannten multiprofessionellen Teams.

Ganz klar soll damit auch dem Mangel an Lehrkräften begegnet werden, aber auch, dass Grundschullehrerinnen- und -lehrer zunehmend fachfremd unterrichten müssen, so Härtner. Die Kinder profitieren extrem davon, wenn ihnen jemand ein Thema nahebringe, der selbst dafür brenne. Sie sei deshalb sehr froh, dass man mit Beate Gabriel eine Künstlerin an der Schule habe und mit Sabine Seidl eine Musiklehrerin, die zudem in Kooperation mit dem Gesangverein Hermaringen den Schulchor leite. 

Tobias Thoma übernehme als pädagogischer Begleiter neben der Aufgabe in der Theaterklasse die tiergestützte Pädagogik und kümmere sich um Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf. Ganz neu habe man in diesem Schuljahr Gerd Schmid als Jugendbegleiter gewinnen können, der bisher im Archäopark Niederstotzingen Besuchern und auch Schulklassen die Steinzeit nahegebracht hat. Jetzt leite er einmal die Woche die „Steinzeit-AG“ an der Schule.

Lehrer selten an Grundschulen

87 Kinder werden an der Rudolf-Magenau-Schule in vier Klassen von acht Lehrerinnen und neuerdings auch von vier Lehrern unterrichtet. Männliche Kollegen seien im Grundschulbereich wenig vertreten, so Schulleiterin Cornelia Härtner, die ein gemischtes Kollegium auch als Bereicherung für die Kinder sieht.

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