Vereinsjubiläum

Mit dem Fahrrad zum Auswärtsspiel: SC Giengen schaut auf die Anfänge zurück

Im Laufe von 75 Jahren entstand in Giengen aus einem reinen Fußballklub ein vielfältiger Verein mit Schwerpunkt Gesundheitssport. Auch FCH-Trainer Frank Schmidt startet seine sportliche Karriere dort. Am Samstag wurde beim SC Giengen in der Schranne gefeiert.

Ein Dreivierteljahrhundert nach seiner Gründung präsentiert sich der Sport-Club Giengen aktuell mit knapp 230 Mitgliedern und neun Abteilungen. Die Feier zum 75-jährigen Bestehen am Samstagabend in der Schranne stand denn auch unter dem Motto „Klein aber fein“ und hatte durchaus familiären Charakter, wie Evi Mack nach einem rund dreistündigen bunten Programm treffend bemerkte.

Bescheiden waren schon die Anfänge im Jahr 1949. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg habe es sicher wichtigere Dinge gegeben als die Gründung eines Sportvereins, meinte Vorsitzende Susanne Mühlbauer bei der Begrüßung. Dennoch ließen es sich eine Handvoll Freizeitkicker aus dem Ehbach-Lager nicht nehmen, im Gasthaus Hahnen einen Klub zu gründen, der zunächst ein reiner Fußballverein war.
Mit wie viel Mühen und Idealismus das verbunden war, lässt sich schon daran erkennen, dass die Gründungsväter keine Mitgliedsbeiträge erheben konnten und stattdessen mit einer Einmalzahlung von zehn Mark den Ball quasi ins Rollen brachten. Zu den ersten Auswärtsspielen fuhr man oft mit dem Fahrrad, um Fahrtkosten zu sparen.

Männer und Frauen in der Verantwortung

Pia Mühlbauer und Andreas Grasberger, die als Moderatoren durch den Abend führten, zeichneten die Chronik nach. Dabei wurde deutlich, was zuvor auch schon Oberbürgermeister Dieter Henle festgestellt hatte. Die Geschichte des SC Giengen war insbesondere in der Anfangszeit von Männern geprägt, die visionär und mit viel Leidenschaft das Vereinsgeschehen vorantrieben. Ihnen folgten nicht minder tatkräftige Frauen in verantwortlichen Positionen.

Henle erinnerte an den ersten Vereinschef Oskar Wolfmüller, an Michael Wurelly, der den SC nach einer fünfjährigen Durststrecke 1967 wiederbelebte und an Hans-Jürgen Fedchenheuer, der nach 30 Jahren Vereinsvorsitz mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde. Der OB ließ zudem nicht unerwähnt, dass FCH-Trainer Frank Schmidt seine steile Karriere als Fußballer und jetziger Bundesliga-Trainer einst beim SC startete.

Zu den Frauen, die sich um den Sport-Club verdient machten, gehört fraglos Sieglinde Tausend, die 1970 eine Frauengymnastikgruppe gründete, 1974 eine Volleyball-Interessengruppe ins Leben rief, sich als 60-Jährige noch zur Tai-Chi-Übungsleiterin ausbilden ließ und eine entsprechende Abteilung gründete. 33 Jahre habe sie das Vereinsleben gestaltet und sei so zur Leitfigur für viele geworden, lobte Henle.
Ähnliche Leitfiguren gibt es auch in der Gegenwart. Beate Kienle etwa, die auf mehreren Feldern im Gesundheits- und Bewegungssport seit Jahren aktiv ist, und dafür auch mehrfach ausgezeichnet wurde. Oder Evi Mack, die Gründerin der Nordic-Walking-Abteilung. Es sei daher sicher kein Zufall, dass der Sport-Club heute mit Susanne Mühlbacher und ihrer Tochter Pia von einer weiblichen Doppelspitze geführt wird. Dass auch andernorts zunehmend Frauen auf Vorstandsebene oder in anderen leitenden Funktionen aktiv sind, wusste Sportkreis-Präsident Klaus-Dieter Marx zu bestätigen. Es sprach von einem Verhältnis von 93 männlichen zu 129 weiblichen Funktionären in den Sportvereinen des Kreises Heidenheim.

Darts-Abteilung schon seit zehn Jahren

Die Gegenwart des SC ist vor allem geprägt vom Thema Gesundheitssport. Von Fitnesstraining über Step-Aerobic und Wirbelsäulen-Gymnastik bis hin zum Reha-Sport reicht die Angebotspalette. Die aktive Fußballmannschaft hat sich unterdessen 2014 aufgelöst, in anderen Sparten konnten erfolgreich Kooperationen (etwa mit dem RSV Hohenmemmingen) eingegangen werden. Und immer wieder kamen neue Abteilungen hinzu, wie beispielsweise vor zehn Jahren eine Darts-Abteilung.

Das vielfältige sportliche Angebot des Vereins hat auch Michael Felgenhauer „nachhaltig beeindruckt“, der seitens des Landkreises die Glückwünsche von Landrat Peter Polta übermittelte. Einer der wichtigsten Vereine der Stadt Giengen stehe bis heute für Werte wie Fitness, Respekt und Hilfsbereitschaft, habe Höhen und Tiefen erlebt und sei daran nicht gescheitert, meinte der Landkreis-Dezernent für Umwelt und Ordnung.

Bei der Jubiläumsfeier wurden gleichwohl nicht nur Reden gehalten, es wurde (ganz im Sinne des Vereins) auch aktiv Sport getrieben. Die Fitnessgruppe von Beate Kienle präsentierte sich dabei nicht nur selbst, sondern animierte das Publikum auch zum Mitmachen. Die Frauengymnastik-Gruppe von Lieselotte Banzhaf führte unter anderem beschwingt mit bunten „Staubtüchern“ durch hausfrauliche Pflichten, und die Nordic-Walking-Truppe von Evi Mack ließ im Takt der Stöcke ein Loblied auf ihre Sportart erklingen.
Für die musikalische Unterhaltung sorgten zu Beginn und zwischen den einzelnen Programmpunkten „Die Schlagwerker“.

Franz Baranyai seit 73 Jahren SC-Mitglied

Drei langjährige Mitglieder wurden beim Jubiläumsabend des SC Giengen geehrt. Franz Baranyai ist mit 73 Jahren Mitgliedschaft das älteste noch lebende Mitglied des Vereins. Heinz Kriebel gehört dem Sport-Club seit 70 Jahren an. Beide konnten allerdings am Samstag nicht anwesend sein. Stefan Fress (ebenfalls 70 Jahre beim SC) durfte seine Urkunde hingegen vor Ort in Empfang nehmen. Er appellierte im Anschluss an die Anwesenden, sich für die Wiederbelebung der Fußball-Abteilung starkzumachen.
Mit Präsenten bedacht wurden auch die Abteilungsleiterinnen Beate Kienle, Evi Mack und Lieselotte Banzhaf. Besonderer Dank für die Organisation und Gestaltung des Abends wurden Vorsitzender Susanne Mühlberger sowie Tanja Edel (stellvertretend für die Helferinnen und Helfer der Volleyball-Abteilung) zuteil.

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