Neue Belästigungsvorwürfe im Prozess gegen Inspekteur
Im Prozess gegen den ranghöchsten Polizeibeamten Baden-Württembergs wegen sexueller Nötigung sind neue Vorwürfe gegen den Angeklagten bekannt geworden. Vor dem Landgericht Stuttgart sagte eine Zeugin aus, von dem Mann in der Neujahrsnacht 2020 in einer Kneipe in Stuttgart bedrängt worden zu sein.
Der Vorfall ereignete sich der heute 41-Jährigen zufolge in einer Kneipe in Stuttgart Bad-Cannstatt. Dort habe der Angeklagte erst mit ihrem Ehemann gesprochen und dann auch später sie angesprochen. Er habe sie unvermittelt mit seinen sexuellen Fantasien belästigt und versucht, sie zu überzeugen, die Kneipe mit ihm zu verlassen. Sie habe das abgelehnt. «Mein Nein wurde nicht akzeptiert», sagte die Zeugin. Der Angeklagte habe sie gebeten, sich zu melden, falls sie es sich anders überlege. Zudem habe er sie «betatscht und im Gesicht gestreichelt». Die Begegnung habe sie als sehr unangenehm empfunden, sie verstöre sie bis heute.
Die Verteidigerin des Polizei-Inspekteurs kritisierte die Vernehmung der Zeugin. Der Vorfall habe für das Verfahren keinerlei Relevanz. Der Anwalt der Nebenklägerin, an den sich die Zeugin auch gewendet hatte, widersprach. Die Aussage lasse Rückschlüsse auf die Persönlichkeit des Angeklagten zu.
In dem Verfahren geht es um einen anderen Vorfall, der deutlich später passiert sein soll: Der inzwischen freigestellte Inspekteur der Polizei soll die klagende, zur Tatzeit 32 Jahre alte Polizistin in einer Nacht im November 2021 vor einer Kneipe in Stuttgart sexuell genötigt haben. Es geht in dem Verfahren um die Frage, ob der ranghöchste Polizist des Landes seine Machtstellung als Vorgesetzter missbrauchte, um die Kommissarin zu sexuellen Gefälligkeiten zu drängen.
Der Fall hat in der Polizei und Politik für viel Aufregung gesorgt – und ist auch Thema eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses, der seit Monaten läuft.