Auch Porsche soll einsteigen: 100-Millionen-Euro-Deal
Alexander Wehrle kam richtig in Fahrt. Von einem «sehr starken Signal» sprach der Vorstandschef des VfB Stuttgart, als er den 100-Millionen-Euro-Deal der Schwaben näher erläuterte - und erhob mehrfach die Stimme. Der von der Corona-Krise gebeutelte Fußball-Bundesligist darf sich auf eine gewaltige Finanzspritze freuen. Die konkurrierenden Automobilhersteller Mercedes und Porsche machen beim VfB künftig gemeinsame Sache. Nach Jahren sportlicher Tristesse könnte es der Aufbruch zu wieder besseren Zeiten werden.
Porsche soll beim VfB als zusätzlicher Investor einsteigen. Das Unternehmen aus der baden-württembergischen Landeshauptstadt werde «in der Größenordnung» Anteile an der VfB AG erwerben wie einst Mercedes-Benz, erklärte Wehrle bei einer gemeinsamen Pressekonferenz im Stadion der Stuttgarter am Dienstag. Für diesen Sommer seien fünf Prozent vorgesehen und innerhalb der nächsten zwölf Monate dann eine weitere Tranche. Mercedes hatte 2017 für 11,75 Prozent der Anteile an der ausgegliederten Profiabteilung der Schwaben 41,5 Millionen Euro bezahlt.
Zusätzlich zu seinem geplanten Einstieg in die AG wird Porsche beim VfB mehrere Sponsoring-Pakete übernehmen - vor allem im Nachwuchsleistungszentrum. Ein «großer und wichtiger Schritt» sei das, schrieb Ex-Nationalspieler Sami Khedira bei Twitter. Der frühere Profi ist seit einigen Jahren Botschafter von Porsche und seit September als Berater für seinen Heimatverein VfB tätig. Der Zusammenschluss sei ein «Gewinn für die ganze Region», so Khedira weiter.
Mercedes bleibt dem Club als Ankerinvestor und Sponsor erhalten, gibt das Namensrecht am Stadion zum 1. Juli aber an das Porsche-Tochterunternehmen MHP ab. Die aktuell im Umbau befindliche Arena soll demnach mindestens für die nächsten zehn Jahre MHP-Arena heißen. Auch das Engagement von Mercedes als Trikot- und Ärmelsponsor des VfB endet. Diese Rechte will der Club zur neuen Saison noch vermarkten. Man befinde sich in guten Gesprächen, so Wehrle.
Das Gesamtvolumen des neuen «Weltmarken-Bündnisses», wie die Stuttgarter es nennen, beläuft sich laut Wehrle auf gut 100 Millionen Euro. Die letzten Formalitäten sollen bis Ende Juli geklärt sein. Schon jetzt sei es aber «ein großer, historischer Tag für den VfB Stuttgart», sagte Präsident und Aufsichtsratschef Claus Vogt.
Laut Wehrle verfolgt der VfB mit dem frischen Geld vier Ziele. Nach dem coronabedingten Umsatzverlust von rund 90 Millionen Euro in den vergangenen Jahren soll zum einen das Eigenkapital gestärkt werden. Zudem anderen soll weiter in die Infrastruktur und in Geschäftsfelder wie Digitalisierung und Internationalisierung investiert werden. Und natürlich in die sportliche Wettbewerbsfähigkeit der Mannschaft. Man werde «schwäbisch» und «demütig» mit den Geldern umgehen, kündigte der Vorstandschef an. Dennoch wolle man auf dem Transfermarkt künftig wieder «aus einer Position der Stärke heraus agieren».
Heißt: Spielerverkäufe wird es beim VfB auch weiterhin geben. Der Club will aber nicht mehr so abhängig davon sein wie zuletzt. «Es ist jetzt weniger Druck da in den Transferaktivitäten», erklärte Wehrle. Womöglich auch geläutert durch die Abstiege 2016 und 2019 sowie die dramatischen Rettungen in den vergangenen beiden Spielzeiten sind die Stuttgarter noch weit davon entfernt, einen Großangriff auszurufen. Eine Aufbruchstimmung ist aber durchaus zu spüren.