Auf sie mit Gebrüll? Oder lieber ein bisschen abwarten? Christian Streich zerbricht sich noch den Kopf. Kurz vor dem womöglich größten Spiel der Vereinsgeschichte gegen Juventus Turin ist sich der Trainer vom SC Freiburg noch nicht klar über seinen Plan. „Wir müssen mutig sein, aber dürfen nicht naiv ins Messer laufen“, sagte der 57-Jährige, der zwei Tage vor dem Duell mit den Italienern durchaus medien- und womöglich noch viel mehr mannschaftswirksam seinen Vertrag verlängert hat.
Klar ist: Die Freiburger sind heiß auf die Sensation gegen den Traditionsklub aus dem Piemont und wollen nach dem Achtelfinal-Rückspiel in der Europa League gegen die Star-Truppe (Donnerstag, 18.45 Uhr/RTL+) etwas zu feiern haben. „Wir müssen alles dafür tun, auch von der Mentalität her, dass wir das Stadion hinter uns kriegen“, sagte Streich: „Und dann weiß man ja wie‘s ist: Fußball ist unberechenbar.“
Streich und Co. müssen ein 0:1 aus dem Hinspiel aufholen, um in Europa erstmals in der Vereinsgeschichte unter die besten acht Teams zu kommen. „Juve reicht ein Unentschieden, wir müssen gewinnen. Aber wir sind ja auch die Außenseiter“, sagte Streich. „Ich habe jetzt nicht das Gefühl, dass wir wahnsinnigen Druck haben. Alles außer einem Weiterkommen von Juve wäre eine riesige Überraschung. Aber wir probieren es.“
Die kleinen Freiburger gegen die elegante Alte Dame – mit 36 italienischen Meistertiteln, zwei Triumphen im Weltpokal, zwei Titeln im Europapokal der Landesmeister beziehungsweise der Champions League. Eben ein Weltklub – gegen Freiburg.
Und natürlich ist Juventus auch für Angreifer Michael Gregoritsch weiter der „absolute Favorit“, aber „wir haben uns im Hinspiel eine Ausgangslage erarbeitet, die uns Chancen gibt“, sagte der Österreicher: „Es ist schön, dass wir ein Heimspiel haben und die Möglichkeit haben, weiterzukommen.“ Und Christian Günter versprach den Fans, auf den Favoriten „losgehen“ zu wollen. „Wir werden alles dafür tun, um Juve zu schlagen“, sagte der Kapitän: „Wir wollen nicht schöne Gastgeber sein, sondern wir wollen gern gewinnen – genau so gehen wir auf den Platz.“
Aber Fallen lauern natürlich überall. Freiburgs Kader hat einen Marktwert von rund 161 Millionen Euro, der von Juve wird auf 442 Millionen geschätzt und ist mit Stars wie Angel Di Maria gespickt, der Torschütze aus dem Hinspiel. Ein „herausragender Spieler, Weltmeister“, sagte Gregoritsch. Allerdings könnte der Argentinier ausfallen und sowieso gilt: „Wir müssen auf mehrere aufpassen.“
Die nötige Gelassenheit
Und Streich, seit 2011 Cheftrainer in Freiburg und dienstältester Coach der Bundesliga, geht ohnehin mit all seiner Gelassenheit in das Duell mit dem Glamour-Klub. „Wir gehen mit Mut und Überzeugung ins Spiel“, sagte er: „Dann schauen wir, was dabei rauskommt.“ Vielleicht wird es ja eine riesige Party.
Gute Nachricht vorab: Streich kann wohl wieder mit Stammverteidiger Philipp Lienhart planen. Der Österreicher hatte im Hinspiel einen Schlag auf den Oberschenkel bekommen. Er habe aber schon wieder mit der Mannschaft trainiert, berichtete SC-Trainer Christian Streich. „Es ist zwar noch etwas kritisch, aber vielleicht reicht es.“ sid/dpa
Stürmer Patrik Schick fällt erneut aus
Bayer Leverkusen muss beim anvisierten Sprung ins Viertelfinale der Europa League nach dem 2:0-Hinspielsieg auf Torjäger Patrik Schick verzichten. Der 27 Jahre alte Tscheche verpasst das Achtelfinal-Duell am Donnerstag (21 Uhr/RTL+) bei Ferencvaros Budapest mit Leistenproblemen.
Union Berlin spielt in Belgien bei Union Saint-Gilloise am Donnerstag (21 Uhr/RTL). Das Team von Trainer Urs Fischer, aktuell seit vier Spielen sieglos, hatte sich im Hinspiel in Berlin mit 3:3 vom Klub aus der Region Brüssel getrennt.