Er war ein Mann mit Ecken und Kanten, ging keiner Diskussion über seine Sportart aus dem Weg und lebte für den Handball. Jetzt ist „Handball-Professor“ Rolf Brack im Alter von 69 Jahren überraschend nach einer urologischen Operation gestorben. Der habilitierte und promovierte  Sportwissenschaftler, der aus dem rheinland-pfälzischen Kirn stammt, hinterlässt seine Frau Eva, seine beiden Söhne Daniel und Benjamin und vier Enkel.

Als Trainer war der gewiefte Handball-Taktiker neben seiner dreijährigen Zeit als Schweizer Nationaltrainer im süddeutschen Raum aktiv. Mit dem VfL Pfullingen und dem HBW Balingen-Weilstetten gelang dem experimentierfreudigen Coach jeweils der Sprung in die Bundesliga. Gleich zwei Mal übernahm er bei Frisch Auf Göppingen das Traineramt, war dort jedoch nicht unumstritten. Nach dem zweiten Engagement unterm Hohenstaufen folgten Stationen bei Erstliga-Konkurrent HC Erlangen und Zweitligist DJK Rimpar.

Bis zuletzt war Brack eng mit Frisch-Auf-Geschäftsführer Gerd Hofele befreundet, mit dem er gemeinsam am Lehrstuhl für Sportwissenschaft an der Universität Stuttgart gearbeitet und sich ein Zimmer geteilt hat. Noch in der Nacht zu diesem Dienstag, vor dem European-League-Spiel seiner Mannschaft bei Valur Reykjavik, erhielt Hofele von Bracks Frau Eva die Nachricht vom Tod seines engen Freundes.

„Ich habe ihn nicht nur als Handballexperten voller Leidenschaft schätzen gelernt, sondern auch als tollen Menschen mit einem großen Herzen“, sagte Hofele. Brack habe immer versucht, Praxis und Wissenschaft ineinander zu integrieren. „Er hat viel angeschoben und viel erreicht. Rolf Brack konnte die Spieler extrem gut motivieren. Sein Leitspruch war fördern durch fordern“, erklärte der Göppinger Manager, dessen Team 2018 unter Brack ins Final Four des EHF-Pokals eingezogen war.

Besonders erfolgreich war der Handballexperte als Übungsleiter beim HBW Balingen-Weilstetten, wo er von 2004 bis 2013 wirkte. Bei den Galliern von der Alb sind die Erinnerungen an den unkonventionellen Trainer noch ganz frisch. „Mit Rolf Brack hatte ich das erste Mal bei der Uni-Mannschaft Kontakt. Später dann als Spieler bei HBW Balingen-Weilstetten und bei meiner A-Lizenz-Trainer-Ausbildung. Somit ist der Kontakt nie abgerissen. Wir alle haben ihm sehr viel zu verdanken“, sagte der aktuelle Cheftrainer der Balinger, Jens Bürkle, und ergänzte: „Egal ob 3:2:1-Abwehr oder das Überzahlspiel im Sieben-gegen-Sechs. Auch wenn Dinge mal nicht funktioniert haben, war er immer innovativ, mutig und bereit, das Risiko einzugehen.“  Brack gilt als Erfinder für den Einsatz des siebten Feldspielers.

In den Fußstapfen des Vaters

Bracks älterer Sohn Daniel ist bereits in die Fußstapfen seines Vaters getreten. Er trainiert seit vier Jahren Drittligist VfL Pfullingen, jenen Klub, mit dem Rolf Brack mit dem Aufstieg in die Bundesliga den größten Erfolg der Vereinsgeschichte feierte. In der kommenden Saison wechselt Daniel Brack zu Drittliga-Ta­­bellenführer HC Oppenweiler/Backnang.

Rolf Brack hat sich nicht nur als Taktikfuchs und Trainer, sondern vor allem auch als Mitglied in der Bundeslehrkommission des Deutschen Handballbundes einen Namen gemacht. Viele Bundesligatrainer, auch der heutige Bundestrainer Alfred  Gislason, legten bei ihm die A-Lizenz-Prüfung ab. In seiner Funktion als Trainerausbilder hat er zahlreiche angehende Übungsleiter entscheidend mitgeprägt.

Von Zuffenhausen bis Rimpar: Die Trainerstationen


Rolf Brack begann seine Trainerlaufbahn im Jahr 1983 beim Handball-Oberligisten TSV Zuffenhausen. Anschließend betreute er zehn Jahre lang den TSV Scharnhausen und die SG Stuttgart/Scharnhausen.

Um sportlich in der 2. Bundesliga zu bleiben, ging Frisch Auf Göppingen 1994 eine Zwangsehe mit Scharnhausen und dessen Trainer Brack ein. Im September 2017 stieg Brack erneut als Trainer in Göppingen ein und führte das Team bis ins Final Four des EHF-Pokals. Sowohl mit dem VfL Pfullingen (1998-2004) als auch mit dem HBW Balingen-Weilstetten (2004-2013) stieg er jeweils in die Bundesliga auf. Außerdem war Brack Trainer der Schweizer Nationalmannschaft, des HC Erlangen und der DJK Rimpar.

Neben seiner Trainertätigkeit war er Ausbilder, nahm bei vielen Trainern, unter anderem Bundestrainer Alfred Gislason, die A-Lizenz-Prüfung ab.