Bei all den Wendungen im Fan-Zoff flüchtete sich Oliver Glasner nur noch in Galgenhumor. „Ich hoffe mal, dass wir einreisen dürfen“, spottete der Trainer von Eintracht Frankfurt angesichts der eskalierten Ticket-Posse vor dem Königsklassen-Kracher bei der SSC Neapel. Doch anders als die Eintracht-Anhänger dürften die Stars zumindest keine Einlass-Probleme bekommen.

Klar ist: Die SGE-Fans werden ausgesperrt, die italienischen Behörden befinden sich in höchster Alarmbereitschaft – und auf die Profis wartet im Estadio Diego Armando Maradona eine Mammutaufgabe. Im zweiten Duell am Mittwoch (21 Uhr/DAZN) braucht es nach der Lehrstunde im Achtelfinal-Hinspiel (0:2) einmal mehr eine der viel zitierten magischen Champions-League-Nächte. Dabei sind der Frust, die Wut und Enttäuschung über das Theater der Italiener längst nicht verflogen. „Wir wollen das Spielchen nicht mitmachen“, sagte Eintracht-Justiziar Philipp Reschke, nachdem die Präfektur Neapel Anhänger mit Wohnsitz in Frankfurt/Main mit einem neuerlichen Verbot ausgeschlossen hatte: „Uns gibt es nur als Ganzes und nicht unterteilt in Postleitzahlen-Distrikte.“

Zum Schutz vor „behördlicher Willkür“ verzichtet die Eintracht auf das Auswärtskontingent von 2700 Tickets, soll laut Medienberichten aus Protest ohne Vorstand Axel Hellmann sowie Präsident Peter Fischer anreisen – und nahm die Europäische Fußball-Union (Uefa) nach der unwürdigen Hängepartie in die Pflicht. Der Verband sei aufgerufen, „für zukünftige Fälle dieser Art gewappnet zu sein“, sagte Reschke, auch um einen „Domino-Effekt“ auszuschließen. Kritiker sehen einen Wettbewerbsnachteil für die Hessen, die SGE-Verantwortlichen befürchten gar eine noch angespanntere Situation in der süditalienischen Stadt. „Ich würde niemandem dazu raten, dort hinzufahren. Die, die dort sind, sollten im besten Fall nicht zu sehr auffallen“, warnte Reschke. Neapel sei „ein kompliziertes Pflaster, um es mal sehr vorsichtig zu sagen“. Die italienischen Behörden aber stellen sich längst auf Frankfurter ohne Tickets ein. „Gewaltgefahr“, titelte die Gazzetta dello Sport angesichts drohender Ausschreitungen.

Erhöhte Polizeipräsenz

Ab Montag verschärften die Sicherheitskräfte am Flughafen bereits die Kontrollen für Ankünfte aus Deutschland, die Polizei erhöhte ihre Präsenz in der Stadt. Die Zusammenstöße rund um das Hinspiel sind noch immer präsent. Und obwohl der Frankfurter Block leer bleiben wird, haben die Profis den Viertelfinal-Traum noch nicht aufgegeben. „Wir haben schon in der Vergangenheit Spiele gedreht“, betonte Sportvorstand Markus Krösche. Die Hoffnung auf eine Sensation sei „groß“.

Doch die Vorzeichen könnten bescheidener kaum sein. Die Eintracht stolpert seit Wochen durch ein Tief, Leistungsträger wie Mario Götze suchen ihre Form, dazu muss Glasner das Fehlen von Randal Kolo Muani (gesperrt) und Jesper Lindström (verletzt) verkraften. Und auf der Gegenseite steht der abgezockte Spitzenreiter der Serie A, der dem dritten Scudetto, dem ersten seit der Maradona-Ära, von Woche zu Woche näher kommt.

„Wir fahren nicht dorthin, um die weiße Fahne zu hissen“, sagte Philipp Max im kicker-Interview und versprach: „Jeder, der auf dem Feld steht, wird sich zerreißen.“ Der Optimismus ist da, das betonte auch Aurelio Buta: „Wir brauchen kein Wunder, wir müssen nur an uns glauben.“ Ohne die Fans umso mehr. sid