Die Zeit für Experimente ist schon seit Wochen vorbei. Gerade einmal 13 verschiedene Spieler waren es, die in den letzten beiden Testspielen sowie im DFB-Pokal bei Dynamo Dresden in der Startelf standen. Was zeichnet die Spieler aus, die vor dem Bundesliga-Start an diesem Sonntag (15.30 Uhr) gegen RB Leipzig das Vertrauen von VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo genießen? Und wer sind die Herausforderer aus der zweiten Reihe mit realistischen Aussichten auf Einsatzzeit? Ein Blick auf die Stammelf nach dem Ende der Vorbereitung.
(24) – Auch in seine zweite Spielzeit beim VfB geht der Saarländer als Nummer eins – allerdings ohne großen Bonus. Müller patzt zwar selten grob, ist aber aufgrund seiner ebenso raren Glanztaten nicht völlig unumstritten. In der Hierarchie dahinter reihen sich der Pokal-Stammkeeper Fabian Bredlow und Florian Schock ein.
(23) – Vom Nobody zur festen Größe: In seiner ersten Saison beim VfB hat sich der Linksfuß als Stammkraft in der Defensive festgespielt und diese Stellung auch in der Vorbereitung behauptet. Der auffälligste Spieler auf dem Feld ist der Japaner zwar selten, tiefe Leistungslöcher leistet er sich aber so gut wie nie.
(26) – Der Abwehrchef hält die Dreierkette auf der mittleren Position zusammen, als lautstarker Organisator und robuster Zweikämpfer, der auch mal humorlos dazwischenfährt. Das defensive Trio um Anton, Ito und Konstantinos Mavropanos hat ein ziemlich gutes Standing und gilt bis auf Weiteres als gesetzt.
(24) – Bayern-Trainer Nagelsmann adelte ihn nach dem jüngsten Duell als sehr guten Verteidiger. Auch bei den VfB-Fans hat der griechische Nationalspieler ob seiner Einsatzbereitschaft einen guten Ruf. Zudem führt Mavropanos gleich mehrere teaminterne Statistiken an: 2021/22 kam er sowohl auf die höchste Maximalgeschwindigkeit (35,7 km/h) als auch auf die beste Quote bei Zweikämpfen (67 Prozent) und Kopfballduellen (76 Prozent) aller Stuttgarter Profis.
(23) – Die Vorsaison verpasste der Kongolese wegen zwei schweren Verletzungen (Kreuzband, Schulter) fast komplett – jetzt ist er zurück und beschwerdefrei. Beim ersten Kontakt und der Ballführung merkt man ihm die lange Pause zwar noch an, auf Dauer aber dürfte er wieder ein wichtiger Faktor werden. Ausruhen darf sich der 23-Jährige aber nicht: Darko Churlinov hat sich in der Vorbereitung als ernsthafte Alternative aufgedrängt.
(21) – Der Neuzugang vom Hamburger SV hat sich auf Anhieb festgespielt. Im Vergleich zu Silas oder Churlinov auf links bildet er auf der rechten Außenbahn die etwas defensivere Variante.
(29) – Der Kapitän ist und bleibt der Dreh- und Angelpunkt im Herzen des VfB-Spiels. Endo erobert Bälle im Zentrum, kurbelt das Spiel nach vorne an und schafft mit schnellen Bewegungen immer wieder Räume.
(20) – Der junge Franzose hat die Gunst der Stunde genutzt und ist in die Lücke gestoßen, die mit dem Abgang von Orel Mangala (Nottingham Forest) und dem Fehlen von Atakan Karazor (wochenlang in U-Haft) entstanden ist und ist nach Verletzungsphase wieder in Form.
(24) – Seit langer Zeit ist er mal wieder über mehrere Monate beschwerdefrei. In der Vorbereitung war er ein Aktivposten im Mittelfeld, hat ständig Bälle fordert und im Gegenpressing fleißig nachsetzt. Einziges Manko: der eher ungefährliche Torabschluss.
(25) – Auch wenn sein Verbleib offen ist: Solange er zum Kader gehört, ist er im Sturm gesetzt. Allerdings nicht mehr als alleinige Spitze wie in der Vorsaison: Matarazzo hat auf ein System mit zwei Angreifern umgestellt – auch, um einen möglichen Abgang auffangen zu können. Der Kader bietet da mehrere Optionen. Neuzugang Luca Pfeiffer zum Beispiel bringt mit 1,96 Metern ähnliche physische Voraussetzungen wie der Österreicher mit.
(20) – Neue Position für den jungen Portugiesen: Nachdem er in der Vorsaison auf der offensiven Außenbahn gewirbelt hatte, lief er zuletzt im Sturmzentrum auf. Obwohl ab und an in Sachen Zielstrebigkeit und Kaltschnäuzigkeit noch etwas Luft nach oben ist: Der kolumbianische Neuzugang Juan José Perea muss sich erst einmal hinten anstellen.
Atakan Karazor trainiert wieder mit der Mannschaft
Der auf Kaution aus der U-Haft in Ibiza entlassene Atakan Karazor ist ins VfB-Mannschaftstraining zurückgekehrt. Der Mittelfeldspieler hatte den Auftakt verpasst, weil er im Juni auf der spanischen Urlaubsinsel Ibiza festgenommen worden war und mehrere Wochen lang in Untersuchungshaft gesessen hatte. Gegen Karazor, der zuletzt individuelle Einheiten absolvierte, wird wegen einer „mutmaßlichen Straftat der sexuellen Nötigung“ ermittelt. Er bestreitet die Vorwürfe.
Auch Stürmer Sasa Kalajdzic und Außenverteidiger Borna Sosa trainierten ebenfalls wieder mit. Ob einer der drei Spieler für den Bundesliga-Auftakt gegen RB Leipzig am Sonntag infrage kommt, ist unklar. Am wahrscheinlichsten dürfte ein Einsatz Kalajdzics sein, der zuletzt Probleme am Sprunggelenk hatte.