Schwimm-Weltmeisterschaft

Wie ein Osteopath aus Giengen der Heidenheimer Schwimmerin Natalie Jung zu einem Start in Singapur verhalf

Welch eine Gefühlsachterbahn! Der Start von Schwimmerin Natalie Jung bei der Weltmeisterschaft der Masters in Singapur stand aufgrund eines Hexenschusses auf der Kippe. Dank eines Giengener Osteopaths schöpfte die damals 48-Jährige vom SV Heidenheim 04 neue Hoffnung. Und kehrte mit einem besonderen Geschenk aus Südostasien zurück:   

Es sollte ihre letzte Saison werden. Der krönende Abschluss, wenn man so will. Doch ausgerechnet jetzt hatte Natalie Jung mit vielen Rückschlägen zu kämpfen. Ein Infekt hier, etwas anderes dort. „Es ist leider viel schiefgelaufen. Ich wurde immer wieder zurückgeworfen“, sagt die Schwimmerin, die auch bei internationalen Wettkämpfen für den SV Heidenheim 04 an den Start geht, in diesem Jahr allerdings einige Meisterschaften „sausen lassen“ musste.

Die Krönung einer gesundheitlich herausfordernden Zeit: Ein Hexenschuss drei Wochen vor dem Start der World Aquatics Championships (Masters) in Singapur. Und das bei einer alltäglichen Bewegung. „Ich hatte mich hinuntergebeugt, bin aber nicht mehr hochgekommen. Ich konnte nicht richtig laufen“, beschreibt die 49-Jährige. Nach einem Besuch beim Orthopäden bekam Jung auch einen kurzfristigen Termin beim Osteopathen ihres Vertrauens in Giengen, an den sie sich in ihrer Verzweiflung, wie sie sagt, gewandt hatte. Dieser benötigte nur einen Blick: Beckenkamm verschoben, Wirbel rausgedreht. Und nun?

Natalie Jung startet für den SV Heidenheim 04. Foto: Jung

Der Osteopath gab ihr wieder Hoffnung. „Er sagte: Und Sie starten!“, erinnert sich Natalie Jung an die aufmunternden Worte. Nach der Behandlung sei es ihr jeden Tag etwas besser gegangen. „Ich konnte dann sogar wieder trainieren. Vorher wäre ich wie ein Stein untergegangen, weil ich keinen Beinschlag ausführen konnte.“ Sie war also „wiederhergestellt“ und konnte bei der Weltmeisterschaft in Singapur tatsächlich teilnehmen. Mit ihrem ältesten Sohn und ihrer Tochter sowie ihrer Mutter wäre sie auf jeden Fall hingeflogen – auch ohne eine sportliche Teilnahme an der WM. So war es aber umso schöner, sagt Natalie Jung.

Ich konnte dann sogar wieder trainieren. Vorher wäre ich wie ein Stein untergegangen.

Natalie Jung

Für sie war es nämlich auch eine Art Rückkehr. Im Rahmen eines Trainee-Programms, damals noch bei einer Bank, hatte die Diplom-Betriebswirtin 2001 in Singapur gelebt und gearbeitet. Ihre Mutter sei hinter der Reise die treibende Kraft gewesen und habe gesagt: „Komm, das machen wir.“ Es sei tatsächlich eine Art „Zurückkommen“ gewesen, beschreibt Natalie Jung, sagt aber auch: „Man erkennt die Stadt nicht wieder. Alles ist gigantischer, touristischer.“ Die berühmte Sultan-Moschee habe sie damals wie eine Kirche heute in Deutschland besichtigen können. Heute werden sehr viele Touristen mehr oder weniger dort durchgeschleust. Dennoch habe sie ihrer Familie auch traditionelle „Ecken“ zeigen können. „Ich habe Orte wiedergefunden, die mir am Herzen liegen“, freut sich Natalie Jung.

Sightseeing in Singapur: Natalie Jung mit ihrer Tochter Laila. Foto: Jung

Neben Sightseeing standen aber natürlich die sportlichen Wettkämpfe im Fokus. „Diese Atmosphäre in der großen Halle, das war wahnsinnig toll“, sagt die Schwimmerin, die aus dem Landkreis Augsburg stammt (seit 2007 in Heidenheim), auf eine Laufbahn als Leistungssportlerin aber bewusst verzichtet hatte. „Man kommt durch einen Tunnel in die Halle. Plötzlich ist es laut – und die Familie ist dabei“, beschreibt Jung, die in der Altersklasse 45 bis 49 in den drei Rückenstrecken an den Start ging.

Einen Tag vor Antritt der Reise hatte sie noch gearbeitet und hatte zu Beginn der Weltmeisterschaft mit einem Jetlag (sechs Stunden Zeitunterschied) zu kämpfen. Insgesamt konnte sie mit ihren Zeiten (siehe Infokasten) zufrieden sein. Oder wie Natalie Jung es mit einem Lachen ausdrückt: „Ich denke, dass ich mich nicht blamiert habe.“

Eine passionierte Schwimmerin: Natalie Jung aus Heidenheim. Foto: Jung

Auch auf die Frage, ob sie denn nun tatsächlich aufhören werde, reagiert sie emotional: „Nee, ich bin doch Sportlerin. Nach so einer miesen Saison werde ich niemals aufhören. Ich gehe eines Tages, wenn’s am schönsten ist.“ Wobei diese Aussage auf rein sportliche Leistungen abzielt, nicht auf das Drumherum bei der WM in Singapur.

Nach so einer miesen Saison werde ich niemals aufhören.

Natalie Jung

Einen Wunsch ihres Osteopathen konnte Natalie Jung zwar nicht erfüllen („grüßen Sie mich, wenn Sie auf dem Treppchen stehen“), allerdings hat die passionierte Schwimmerin auch an ihn gedacht. Neben anderen Reiseandenken bekommt dieser ein Original-Handtuch von der Weltmeisterschaft. Damit er, wenn er es benutzt, an diese besondere Geschichte denkt.

Die Platzierungen von Natalie Jung

Viele Schwimmerinnen in der Altersklasse von Natalie Jung (45 bis 49) trainieren noch wie Profis, die Beteiligung und das Niveau sind entsprechend hoch. Über 200 Meter Rücken belegte die Heidenheimerin Platz zwölf (2:58,58 Minuten). Elfte wurde sie über 100 Meter Rücken (1:20,43 Minuten). Auf ihrer Paradestrecke über 50 Meter Rücken kam Jung nach einem missglückten Start auf den 15. Rang in 36,70 Sekunden.

Mit Helga Reiser aus Giengen war eine weitere Schwimmerin aus dem Landkreis in Heidenheim dabei. Ein Bericht dazu folgt.

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