Nervös klopfende Herzen, die Atmung fällt schwer unter dem Helm. In voller Ausrüstung warten vier Fahrer an der Rampe auf den Startschuss. Dann schießen sie nebeneinander die steinige Strecke hinab – jeder kämpft darum, als Erster ins Ziel zu kommen. So ging es den Mitgliedern des Bike-Teams Steinweiler beim European 4-Cross Wettbewerb, der kürzlich auf dem Pump-Track des Vereins ausgetragen wurde.
Unter den erfolgreichen Teilnehmern sind gleich mehrere Fahrer mit dem Nachnamen Neher: Paulina (11), Jakob (16) und ihr Vater Andreas. Die Familie aus Frickingen ist seit zehn Jahren im Bike-Team Steinweiler aktiv. Für sie stehen der Verein, die Gemeinschaft und der Zusammenhalt im Mittelpunkt. Beim Heimrennen überzeugte Paulina mit dem ersten Platz in der Klasse Ladies, Jakob holte den Sieg in der U17-Kategorie, und Andreas belegte den vierten Platz in der Masters-Klasse.
Wie kam es zum gemeinsamen Hobby?
Was als Hobby begann, wurde schnell zur gemeinsamen Familienzeit. Jakob Neher startete mit sechs Jahren im Radsport. Über einen Freund kam er zum 4-Cross. Sein Talent zeigte sich laut seinen Eltern schnell, und er wurde ins Training aufgenommen. Drei Jahre später probierte auch seine Schwester Paulina das 4-Cross aus. Sie „setzte sich eines Tages aufs Bike“ und hätte sofort Spaß daran gehabt. „Keine drei Wochen später fuhr sie ihr erstes Rennen“, sagt Vater Andreas, der früher selbst oft sportlich mit dem Rad unterwegs war. Der 49-Jährige stieg auf Drängen seiner Kinder mit ein: „Und es macht unheimlich viel Spaß.“ 4-Cross sei eine gute Grundlage für alle Radsportarten.

Jeden Donnerstag um 18 Uhr trainiert die Familie mit anderen Mitgliedern des Bike-Teams auf der Vereinsstrecke in Steinweiler. Auch fahren sie regelmäßig in Bikeparks wie nach Giengen. Andreas kümmert sich vor allem um Ausrüstung, Reparaturen und die selbst gebauten 4-Cross-Räder – „eine Reparatur ist so schneller und günstiger als in der Werkstatt“, sagt er.
4-Cross-Räder würden Dirt-Bikes ähneln, seien aber etwas weniger agil, aber trotzdem schnell. Andreas ist mehr Fahrer als Trainer, unterstützt aber, wo er kann. Die offiziellen Trainer des Vereins sind Ingo Kaufmann und Dennis Bühler, und auch Jakob hilft gelegentlich beim Training der Jüngeren. Zu den European 4-Cross Series zählen sieben Rennen und die Familie versucht, jedes Jahr alle zu fahren. In diesem Jahr seien es wegen eines Urlaubes nur sechs. Die fünf besten Ergebnisse zählen am Ende in der Gesamtwertung. „Dieses Jahr liegen die zwei nicht schlecht“, sagt Andreas mit Stolz auf seine Kinder, „das könnte was werden.“
Sport als Familienzeit
Die Nehers verbinden die Rennen meist mit einem Kurzurlaub. Mama Betina Neher (47) ist immer dabei, als emotionaler und organisatorischer Rückhalt. Für die Familie ist der Sport zu einer festen Gemeinsamkeit geworden. „Selbst wenn Jakob inzwischen in einem Alter ist, wo man sich am Wochenende auch mal anders verplant, bleibt uns dieses Hobby“, sagt Andreas.
Am Renntag herrscht auch mal Packstress, doch die Abläufe sitzen. Vor dem Start laufen die Nehers mit anderen Teams die Strecke ab und besprechen Schlüsselstellen. Streit oder Konkurrenz gibt es in der Familie wie auch im Team nicht – im Gegenteil: „Wir pushen uns gegenseitig“, sagt Jakob. Auch Niederlagen gehören dazu. „Man kann drei perfekte Rennen fahren und im letzten alles verlieren. Aber selbst dann gibt man sich am Ende die Hand.“

Der große Tag in Steinweiler
Jakob bezeichnet das Heimrennen als sein bisher bestes – sportlich und wegen des gemeinsamen Campings mit Freunden. Der Verein hatte die Strecke mit viel Einsatz vorbereitet, und alle packten mit an. „Jeder hilft gern mit und hat Spaß“, sagt Jakob. Podestplätze sind in dieser Sportart nie sicher, umso schöner war der Doppelsieg von Jakob und Paulina auf heimischem Boden. „Man kann sich noch so gut vorbereiten – am Ende ist es auch Glückssache“, sagt Jakob.
Ein Fahrer gewann alle Vorläufe, stürzte aber im Finale – ein Beispiel, wie spannend der Sport bleibt. Die Familie bestätigt: trotz Einzelsport fühlt man sich als Team, Fairness und Respekt stünden im Vordergrund. Am Ende des Tages saßen sie mit Verwandten zusammen. Große Feiern braucht es nicht: „Man ist froh, wenn man Zuhause, und alles wieder seinen Platz ist“, schmunzelt Betina.
Sportliche Pläne und die Zukunft
Das nächste Rennen steht am 20. September in Leibstadt in der Schweiz an – das vorletzte der Saison. „Das nächste Ziel ist erst mal der Urlaub“, sagt Andreas Neher. Im August will die Familie noch ein paar Trainingsfahrten in Bikeparks einbauen.
Ob mehr daraus wird als ein Hobby, wird sich zeigen. Jakob kann sich vorstellen, später einmal im Profibereich zu starten – der Aufwand dafür wäre jedoch groß. „Ich möchte erst die Schule abschließen und schauen, wie es weitergeht“, sagt er. Was ihm dabei jedoch sehr fehlen würde, sei die gemeinsame Zeit mit der Familie. Für Paulina und Vater Andreas bleibt der 4-Cross-Sport ganz klar ein Hobby – und für alle: wertvolle Familienzeit.
Was ist 4-Cross?
4-Cross (auch „4X“) ist eine dynamische Disziplin im Mountainbike-Sport. Vier Fahrer starten gleichzeitig auf einer abschüssigen, rund 150 bis 600 Meter langen Strecke, die mit Sprüngen, Wellen, Steilkurven und Hindernissen gespickt ist. Ziel ist es, möglichst schnell und sicher ins Ziel zu kommen – es geht dabei oft eng zu und kann auch körperlich werden.
Der Rennablauf besteht meist aus einem Training, drei Qualifikationsläufen sowie mehreren Finalläufen. In den Finalläufen treten die besten Fahrer gegeneinander an, wobei jeweils nur die ersten zwei eines Laufs weiterkommen. Das Rennen endet mit dem großen Finale der besten vier Fahrer.