Es hätte ihr Wochenende werden sollen: Quadfahrerin Lilly Becker gehört dem Weltmeisterschafts-Kader an. Das Motocross-Event des MSC Gerstetten sollte für die 18-Jährige aus der Nähe von Leipzig ein weiterer sportlicher Höhepunkt werden. Doch ausgerechnet kurz vor dem Start der Wertungsläufe musste sie ihre Teilnahme unfreiwillig beenden.
„Nichts zu machen“, urteilte ihr Vater fachmännisch und schüttelte mit dem Kopf. Eine kaputte Schraube am Quad machte einen Einsatz unmöglich. Im Zeittraining vor dem Meisterschaftslauf war die Schraube einer Fußstütze gebrochen. Die Enttäuschung war dementsprechend groß beim Team. „Diese Schraube bricht normalerweise niemals – deshalb haben wir dafür auch keinen Ersatz dabei, ebenso wenig wie die anderen Teams“, erklärte Becker.
Gemeinsam mit ihrem Zwillingsbruder Fynn hatte Lilly Becker das Quadfahren im Alter von acht Jahren begonnen. Schnell entwickelte sich aus dem anfänglichen Hobby eine Leidenschaft, die die Geschwister schließlich in die deutsche Meisterschaftsklasse führte.

Dass Lilly Becker eine der wenigen Fahrerinnen in ihrem Sport ist, stört sie wenig. Ganz im Gegenteil: „Es ist ein geiles Gefühl und ich bin besser als manch einer meiner männlichen Kollegen“, so die angehende Krankenschwester mit einem Schmunzeln. Ein Wunsch wäre es allerdings, dass mehr Frauen im Motocross an den Start gehen. „Das Freiheitsgefühl ist einfach unbeschreiblich.“
Zweimal pro Woche trainiert Lilly Becker auf ihrem Quad, dazu kommen sechs Einheiten im Bereich Ausdauer- und Krafttraining. An rund 20 Wochenenden im Jahr ist die 18-Jährige bei den Quadrennen am Start. Ausbildung und Sport unter einen Hut zu bekommen, ist für sie kein Problem. „Ich tausche einfach die Schichten im Krankenhaus“, sagt sie und ergänzt: „Das funktioniert eigentlich ganz gut.“
Trotz des unglücklichen Ausfalls in Gerstetten blickt Lilly optimistisch nach vorn: „Mein Ziel bleibt es, unter den Top-Fünf-Fahrern in der Meisterschaft zu sein und mich so zu platzieren, dass ich bei der WM an den Start gehen darf.“