DM-Kampf in Ulm

Pfiffe nach dem Urteil: Warum der Kampf des Giengeners Fredi Knorpp für Diskussionen sorgte

Spannung und Kontroversen: Das Unentschieden im Titelkampf des Giengeners Fredi Knorpp sorgte für Aufregung. Was in den zehn Runden im Ring passiert war und wie sich die weiteren Boxer aus dem Boxclub Giengen geschlagen haben:

Der Einstein-Saal des Maritim-Hotels Ulm verwandelte sich am Samstagabend in eine Arena für hochklassiges Profi-Boxen. Zehn Kämpfe standen auf dem Programm – im Fokus: der Fight um die deutsche Meisterschaft im Supermittelgewicht. Der ungeschlagene Giengener Fredi Knorpp traf auf den ebenso ungeschlagenen Kosovaren Kushtrim Tahirukaj aus Gersthofen. Beide Boxer zeigten sich im Vorfeld entschlossen. Knorpp kündigte an: „Ich bin sehr gut vorbereitet und werde alles tun, um den Titel zu holen.“ Auch Tahirukaj hatte zwei Monate lang alles für den Kampf hinten angestellt und trainierte im Stall von Ex-Weltmeister Robin Krasniqi.

Von Beginn an entwickelte sich ein intensiver Schlagabtausch. Tahirukaj beeindruckte mit Schnelligkeit und gezielten Treffern. Knorpp versuchte, mit Vorwärtsdrang und Dominanz zu punkten. Doch Tahirukaj ließ sich nicht beeindrucken, wich geschickt aus und suchte bei Drucksituationen wiederholt die Umklammerung. Diese Strategie erschwerte Knorpp den Zugriff. Obwohl der Giengener gegen den clever agierenden Gegner Mühe hatte, steigerte er sich in den Schlussrunden. Tahirukaj hingegen blieb über die gesamte Distanz hinweg explosiv und technisch stark. Nach zehn Runden entschieden die Punktrichter: 100:90 für Tahirukaj, 95:95 und 96:96 – ein Unentschieden. Somit bleibt der DM-Titel vakant.

Minutenlange Pfiffe nach der Entscheidung: Unentschieden sorgt für Unverständnis

Das Urteil sorgte für heftige Reaktionen. Das Team um Tahirukaj war fassungslos. „Mit dieser Entscheidung ist der Boxsport in Deutschland am Boden“, sagte sein Promoter Robin Krasniqi im Ring. Das Publikum reagierte mit minutenlangen Pfiffen. Auch am Tag danach saß die Enttäuschung tief: „Ich bin noch immer enttäuscht und finde keine Ruhe“, erklärte Krasniqi. Er kritisierte den Bund Deutscher Berufsboxer (BDB) scharf: „Der BDB hat mir schon einmal den Titel geraubt. Er zerstört das Boxen in Deutschland, und das tut einfach weh.“

Fredi hat sich nicht fit gefühlt und konnte seine Leistung nicht abrufen.

Trainer Vitali Urich

Auch Knorpps Promoter Timo Schwarzkopf, selbst ehemaliger Europameister, sah Tahirukaj vorn: „Es ist unglaublich schwierig, gegen meinen eigenen Mann zu werten, aber wir wollen faires Boxen und faire Urteile.“ Knorpps Trainer Vitali Urich räumte zudem ein: „Fredi hat sich nicht fit gefühlt und konnte seine Leistung nicht abrufen.“ Dennoch habe er stark dagegengehalten. „Das hat bei diesem Kampf aber einfach nicht gereicht.“

Nach Diskussionen über Urteil: Knorpp-Lager bietet Rückkampf an

Fredi Knorpp selbst nahm das Urteil sportlich: „Mein Gegner hat viel geclincht, und ich hatte gute Runden.“ Für ihn sei das Unentschieden gerechtfertigt. Schwarzkopf und Urich kündigten an, dem gegnerischen Lager einen Rückkampf anzubieten. Ob Tahirukaj darauf eingehen wird, bleibt fraglich. Neben dem Titelkampf bot die Veranstaltung weitere sehenswerte Duelle. Eduardo Bajak, der im Februar seinen DM-Fight verloren hatte, kehrte entschlossen in den Ring zurück. Gegen Seiran Engel zeigte er eine konzentrierte Leistung und sicherte sich den Punktsieg für den Boxclub Giengen.

Trotz Trommelfellriss: Willi Knorpp biss sich durch und gewann seinen Kampf. Foto: Volkmar Könneke

Auch Willi Knorpp feierte nach Verletzungspause sein Comeback. Gegen den erfahrenen Mexikaner Jesús Piña Najera kämpfte er sich durch schwierige Phasen. „Ich habe mich nicht gut gefühlt, aber ich wusste, dass ich alles rausholen muss – auch weil ich eine Motivation für meinen Bruder sein wollte“, sagte Knorpp. In Runde drei wurde es brenzlig, als er nach einem Schlag ans Ohr kurzzeitig das Gleichgewicht verlor: „Ich habe einen ordentlichen Schlag abbekommen.“ Doch der Giengener fing sich, boxte kontrolliert weiter und gewann schließlich nach Punkten – trotz eines Trommelfellrisses.

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