Dank Kampfgeist und Disziplin

Nach schwerem Motorradunfall: Maxim Steidle vom TC Heidenheim feiert ein märchenhaftes Comeback auf dem Tennisplatz

Maxim Steidle aus Nördlingen spielt seit der Saison 2024 für die Tennis-Herren des TC Heidenheim. Nur wenige Monate nach seinem Wechsel zu den Heidenheimern stoppte ihn ein schwerer Motorradunfall, der ihn fast das Leben kostete. Aufgeben war für ihn aber nie eine Option.

Besser hätte es für Maxim Steidle nicht laufen können. Zur Saison 2024 wechselte der damals 19-jährige Tennisspieler vom TC Gaildorf zum TC Heidenheim, trainierte regelmäßig und hatte einen frisch unterschriebenen Sponsorenvertrag in der Tasche. Die Stimmung in der Mannschaft? Perfekt – das Trainingslager in Slowenien sollte für ihn und seine Mitspieler am 29. Mai starten. „Wir waren alle super drauf und das Trainingslager wäre der optimale Abschluss der Saisonvorbereitung gewesen“, sagt er.

Doch es kam anders. Am Abend des 25. Mai fuhr Steidle nach dem Fußballspielen mit Freunden mit dem Motorrad nach Hause. „Auf der Strecke kam plötzlich ein Hase aus dem Gebüsch gesprungen. Ich konnte zwar noch ausweichen, aber den Unfall nicht verhindern.“ Steidle kam von der Straße ab, rutschte eine Böschung hinab und krachte mit etwa 70 Kilometern pro Stunde in einen Metallzaun. Noch an der Unfallstelle kollabierte seine Lunge. Der Rettungshubschrauber brachte ihn in die Uniklinik Augsburg. Es ging um Sekunden.

Keinerlei Erinnerungen an den schweren Unfall

„Ich weiß das alles nur aus Erzählungen von den Kumpels, die Gott sei Dank hinter mir gefahren sind. Ich kann mich selbst erst wieder erinnern, als ich auf der Intensivstation aufgewacht bin“, erinnert sich Steidle. Die Diagnose: vier gebrochene Rippen, innere Blutungen, Trümmerbrüche, ein kaputter Schleimbeutel im Knie. Eine Operation war wegen der kollabierten Lunge lange nicht möglich. „Die hat sich einfach nicht regeneriert“, so der 20-Jährige. Dann die alles entscheidende Aussage eines Arztes: „Wenn die Lunge sich nicht erholt, kann es zu einer Lungenentzündung kommen und das würde nicht gut ausgehen.“

Ich kann mich selbst erst wieder erinnern, als ich auf der Intensivstation aufgewacht bin.

Maxim Steidle, Tennisspieler beim TC Heidenheim

Schließlich stabilisierte sich sein Zustand. „Ich musste neu laufen lernen und konnte ohne Hilfe einfach nichts machen“, sagt er. Erstes Ziel: ein Stockwerk schaffen. „Bis heute habe ich keine Ahnung, wie ich das in dem Zustand damals geschafft habe, aber ich wollte einfach nur aus der Klinik raus.“

Mit seinen Mitspielern beim TCH will Maxim Steidle (2. von links) in dieser Verbandsligasaison viele Siege einfahren. Volker Krohmer

Zu Hause war Steidle auf seine Mutter angewiesen. „Ohne sie wäre nichts gegangen“, sagt er. Anfangs verlief die Heilung gut, dann kamen Rückschläge. Er habe einfach nicht verstanden, warum es so gut angefangen hatte und dann wieder schlechter wurde, dauernd seien neue Probleme dazugekommen, so der TCH-Spieler. Rückblickend sagt er: „Dass die Zeit alle Wunden heilt, ist nicht nur ein Sprichwort.“

Was bedeutete das für seine Tenniskarriere? „Als die Ärzte zu mir gesagt haben, dass ich vielleicht nie wieder einen Tennisschläger in der Hand halten kann, war mir sofort klar, dass das keine Option ist“, sagt Maxim Steidle. Sieben Wochen nach dem Unfall begann er mit dem Reha-Training – ohne Schmerzmittel. Er habe kaum noch Muskeln gehabt und musste diese erst wieder aufbauen, so Steidle. „Auf Schmerzmittel habe ich verzichtet, um zu spüren, wo es noch starke Probleme gab und dann gezielt daran zu arbeiten“, erklärt er.

Nach nur zwei Monaten zurück auf dem Platz

Trotz aller Warnungen seiner Eltern stand er Mitte Juli wieder auf dem Platz – zunächst mit vorsichtigem Bälleschlagen. Im August spielte er sein erstes Doppel. „Danach musste ich wieder fünf Wochen Pause machen, da ich meinen Mittelfuß doch zu sehr beansprucht hatte“, erzählt er. Eine erneute Operation stand im Raum. Steidle begann, die neue Realität anzunehmen. „Also habe ich versucht, den Fokus zu ändern und das Beste aus der Situation, wie sie jetzt war, herauszuholen“, sagt der ambitionierte Tennisspieler. Auch mental war es ein Wendepunkt: „Auch hier war es eher wieder ein psychischer Schritt, der zur weiteren physischen Heilung beigetragen hat.“

Mit gezieltem Stabilitäts- und Mobilitätstraining konnte er die OP vermeiden. Im Oktober stieg er wieder ins reguläre Training ein. Heute ist Maxim Steidle selbstständiger Tennistrainer bei vier Vereinen. Im September möchte er zusätzlich eine Ausbildung zum Steuerfachangestellten beginnen.

Dass die Zeit alle Wunden heilt, ist nicht nur ein Sprichwort.

Maxim Steidle

An diesem Sonntag, 25. Mai, wird er wieder auf dem Platz stehen – ein Jahr nach dem Unfall. „Ich habe einfach nur Bock drauf“, sagt er. Nachdem er beim Saisonauftakt des TC Heidenheim in der Verbandsliga sein Einzel und Doppel gewonnen hatte, geht es im kommenden Heimspiel ab 10 Uhr gegen den Topfavoriten TC Weißenhof Stuttgart. „Diese Matches werden für mich der erste richtige Test, wie alles läuft“, so Steidle. Dass der Spieltag auf den Jahrestag seines Unfalls fällt, sieht er gelassen: „Für mich ist der Tag seitdem wie ein zweiter Geburtstag.“

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