Bis 175 Kilo

Zum vierten Mal WM-Gold: Powerlifter Andreas Kling triumphiert bei 38 Grad in Rom

Der Burgberger Andreas Kling reiste für seinen vierten Weltmeistertitel ins heiße Rom – und kämpfte dort bei 38 Grad gegen starke Konkurrenz und mit dem eigenen Kreislauf.

38 Grad, drückende Luft und keine Klimaanlage: Unter diesen Bedingungen trat Andreas Kling in Rom zur Weltmeisterschaft an – nicht nur, um sich mit der internationalen Konkurrenz zu messen, sondern auch, um seinen vierten Titel im Bankdrücken zu holen. Für den Kraftsportler aus Burgberg war es die bislang weiteste Wettkampfreise: Über 1000 Kilometer und rund 14 Stunden Autofahrt lagen zwischen ihm und der italienischen Hauptstadt, wo von Freitag, 13. Juni, bis Sonntag, 15. Juni, die Weltmeisterschaften der German Drug-Free Powerlifting Federation (GDFPF) stattfanden.

„In der Wettkampfhalle war es drückend heiß. Viele konnten ihre Leistung kaum abrufen, manche hatten Kreislaufprobleme, einer kollabierte sogar“, erzählt der 58-Jährige. Auch für ihn war die Hitze eine Herausforderung. Dennoch ging er am Samstag in seiner Paradedisziplin an den Start: dem Bankdrücken. In der Altersklasse Masters 4 (55–59 Jahre) und der Gewichtsklasse bis 110 Kilogramm lieferte der ehemalige Bodybuilder starke Versuche über 160, 170 und 175 Kilogramm ab – und sicherte sich damit souverän seinen vierten Weltmeistertitel.

Bei etwa drei Sekunden pro Versuch reiste Kling also gewissermaßen für neun Sekunden Sport nach Rom. Aber es gehört natürlich viel mehr dazu. Der mentale und körperliche Aufwand sein enorm, betont der Burgberger und sagt: „Da muss alles sitzen.“

Drei Runden, drei Sekunden: Der dreifache Weltmeister Andreas Kling verteidigte seinen Titel im Bankdrücken in Rom.
Drei Runden, drei Sekunden: Der dreifache Weltmeister Andreas Kling verteidigte seinen Titel zum vierten Mal beim Bankdrücken in Rom. Peter Kotschenreuther

Der Zeitplan der WM war straff: Am Freitag standen die Kniebeugen auf dem Programm, am Sonntag das Kreuzheben. Kling war am Samstag gefordert. „Am Freitag habe ich andere Athleten unterstützt, am Samstag war mein Wettkampftag – und abends direkt die Siegerehrung“, erzählt der 58-Jährige. An Freizeit oder Sightseeing war für ihn an diesem Wochenende nicht zu denken. „Ich trenne Urlaub und Wettkampf immer strikt.“ Rom wolle er lieber ein andermal in Ruhe besuchen – gerade wegen der vielen kirchlichen Sehenswürdigkeiten der Stadt, die zu dieser Jahreszeit ohnehin von Touristen überlaufen sei.

Seit über vier Jahrzehnten begleitet den Burgberger der Kraftsport. Schon mit zwölf Jahren betrat Andreas Kling erstmals ein Fitnessstudio – ursprünglich als Ergänzung zum Motocross-Training. Später wechselte er zum Bodybuilding und nahm an zahlreichen Wettbewerben teil – ebenso wie seine Frau Nicole, die heute selbst sehr erfolgreich im Kreuzheben ist. Über einen Verband, der sich dem dopingfreien Kraftsport verschreibt, entdeckte Kling schließlich das Bankdrücken – und fand darin seine sportliche Leidenschaft.

Training ohne Doping, aber mit Plan

Heute trainiert er dreimal pro Woche gezielt für Wettkämpfe – allerdings anders als früher. „Mit 58 kann ich nicht mehr so trainieren wie mit 30 – ich musste mein Programm anpassen“, sagt Kling. Am ersten Trainingstag stehen deshalb 60 Kilo auf dem Plan – allerdings 60 Wiederholungen am Stück. Das sei brutal, sagt er, „aber ich zieh’ die 60 durch“. Am zweiten Tag folgen 100 Kilo mit 35 Wiederholungen. Am Wochenende legt er sein Maximalgewicht auf: Er beginnt bei 140 Kilo und steigert sich bis auf 175 – mit abnehmender Wiederholungszahl. Unterstützt wird das Training durch gezielte Ernährung: Kreatin, Aminosäuren und Proteinshakes gehören ebenso dazu wie Dinkelbrot mit Putenbrust oder Haferflocken mit Wasser.

Der ehemalige Bodybuilder verfolgt ein klares Ziel: Den Sport so lange wie möglich auszuüben – leistungsstark, gesund und vor allem sauber. Am liebsten gemeinsam mit seiner Frau Nicole.

Die Disziplin des Bankdrückens

Beim Bankdrücken liegt der Athlet auf einer Flachbank und senkt eine Langhantel kontrolliert zur Brust ab. Nach einem Signal des Kampfrichters muss er sie wieder nach oben drücken – ohne Schwung, aber mit maximaler Kontrolle. Der Versuch ist nur gültig, wenn der Ablauf exakt und gleichmäßig erfolgt.

Die German Drug-Free Powerlifting Federation steht für fairen und gesunden Kraftsport ohne leistungssteigernde Substanzen. Wettkampfkontrollen und ein klares Regelwerk sorgen dafür, dass alle Athleten unter gleichen Bedingungen antreten. Ziel ist es, Sportsgeist, Gesundheit und Chancengleichheit zu schützen.

Jetzt einfach weiterlesen
Jetzt einfach weiterlesen mit HZ
- Alle HZ+ Artikel lesen und hören
- Exklusive Bilder und Videos aus der Region
- Volle Flexibilität: monatlich kündbar