Jubiläum mit Ausblick

50 Jahre jung: Die HSB-Tennisabteilung blickt nach vorn

Schon seit einem halben Jahrhundert wird beim Heidenheimer Sportbund Tennis gespielt. Was das mit Planierraupen der amerikanischen Streitkräfte zu tun hat und warum zum Jubiläum mehr nach vorn als zurückgeblickt wird:

„Es war schon ein Wandel – von der klassischen Vereinsarbeit, dem Zuhause für ganze Familien, das es so auch immer noch gibt – hin auch zu einem modernen Dienstleister“, sagt Erwin Bachmann, der zusammen mit Bernhard Fuchs die Abteilung leitet, anlässlich des Jubiläums. Fuchs ist sogar schon 25 Jahre im Amt, beide zählen zu den altgedienten HSBlern und freuen sich über jugendliche Unterstützung im insgesamt zehnköpfigen Vorstand, sind aber wahrlich nicht nur der Vergangenheit zugewandt. Dass heute nicht mehr alles übers Ehrenamt funktioniert, man die Plätze in der Halle online bucht, Marketingstrategien entwickelt, auf sozialen Medien vertreten sein muss, ist auch für Fuchs und Bachmann selbstverständlich.

Der Weg zum Volkssport

Daran war noch nicht zu denken, als im Januar 1975 der Heidenheimer Sportbund – der erst drei Jahre zuvor aus einer Fusion von VfL und TSB Heidenheim hervorgegangen war – Tennis in sein Angebot aufnahm. Es war die Zeit, in der sich das Spiel mit Ball und Schläger von einer eher elitären Disziplin zum Volkssport entwickelte und in den Heidenheimer Teilorten und Kreisgemeinden ebenfalls einige Tennisvereine gegründet wurden. In den USA hatte diese Entwicklung schon früher eingesetzt und auch an der Entstehung der HSB-Tennisabteilung hatten Amerikaner ihren Anteil.

Jede Menge Erdreich musste bewegt werden, um auf dem Rauhbuch-Hügel Sportanlagen errichten zu können. Möglich war dies dank der Hilfe der in Ulm stationierten US-Streitkräfte. Foto: HSB-Archiv

Denn Ende der 1960er-Jahre bekam der VfL Heidenheim das Gelände am Rauhbuch im Westen Heidenheims zur Verfügung gestellt, allerdings handelte es sich hier um eine recht steile Hanglage, sodass die Fläche mit schwerem Gerät terrassiert werden musste. Dafür war kein Geld vorhanden, die Lösung fand sich in Form einer in Ulm stationierten Pioniereinheit der US-Army. Diese rückte mit Planierraupen an und so entstanden zunächst ein Hockeyplatz (auf dem heute die Jugend der Heidenheimer Baseballer spielt) und Leichtathletikflächen, einige Jahre später eben die ersten vier Tennisplätze.

Vom Hart- zum Sandplatz

Man sehe sich nicht als Konkurrenz zum TC Heidenheim, betonte der damalige HSB-Vorsitzende „Hanne“ Rau bei der Einweihung. Ein bisschen ein Gegenentwurf war es aber wohl schon und so zählten neben dem umtriebigen ersten Abteilungsleiter Wolfgang Alber und Heidenheims Leichtathletik-Trainerlegende Hans Knoth vor allem ehemalige Fußballer und Handballer zu den ersten Mitgliedern. Aus vier Feldern wurden acht und aus den ursprünglichen Hartplätzen – die zwar unempfindlich waren, aber eben furchtbar auf die Knochen gingen – wurden 1990 die bis heute bestehenden, gelenkschonenden Sandplätze.

Sandplätze, Tennis-Chalet, Halle – im Lauf der 50 Jahre gab es bei der HSB-Abteilung immer wieder etwas einzuweihen.
Sandplätze, Tennis-Chalet, Halle – im Lauf der 50 Jahre gab es bei der HSB-Abteilung immer wieder etwas einzuweihen. Foto: HSB-Archiv

Mitte der 1980er-Jahre bescherten Boris Becker und Steffi Graf dem Tennis einen weiteren Boom, die Abteilung wuchs auf über 400 Mitglieder an. Wie bei allen anderen Klubs setzte dann auch beim HSB ein Rückgang ein, heute sind es noch 220 Tennisbegeisterte. „Die Vorgabe war, auf jeden Fall über 200 zu bleiben, derzeit ist die Tendenz wieder steigend. Das ist aber kein Selbstläufer“, sagt Bachmann. So gibt es nicht nur Schnupperkurse und -trainings, die Verantwortlichen kümmern sich auch um jedes neue Mitglied, schauen nach passenden Gegnern und Trainingsgruppen.

Mitgliederzahl steigt wieder

Die Abteilung sah sich immer dem Breiten- und Wettkampfsport gleichermaßen verpflichtet und brachte einige gute Spielerinnen und Spieler hervor. Neben der Stadtmeisterschaft, Business-Cup und Wochenblatt-Turnier wurden auch Bälle veranstaltet. Zum Jubiläum gab es in diesem Jahr neben dem Festakt ein großes Doppelturnier mit 26 Teams.

Tennismode im Wandel der Zeiten. Foto: HSB-Archiv

Ein Meilenstein in der 50-jährigen Geschichte war die Errichtung einer modernen, vor fünf Jahren nochmals umfänglich renovierten Tennishalle im heutigen HSB-Sportpark. „Sie ist ganz wichtig für uns und so gut ausgelastet wie noch nie“, berichtet Fuchs. Die Halle, die auch über sanitäre Anlagen und einen Aufenthaltsraum verfügt, kann auch von externen Spielern oder gleich von Firmen gemietet werden. „Die Einnahmen sind wichtig, denn auf der anderen Seite schlagen Personal- und Energiekosten zu, allein die jährliche Pflege der Freiluftplätze kostet 10.000 Euro. Aber die Abteilung steht finanziell gut da. Wir sind stolz, dass wir das hinbekommen“, sagt Fuchs.

Tennishalle als finanzielles Fundament

Die Mischung stimmt in der Abteilung, beim HSB fühlt man sich gut aufgehoben und mit zwei Trainern sowie zwei Assistenten ist die Ausbildung gewährleistet. Ebenso darf die integrative Kraft nicht unterschätzt werden, Bachmann zählte kürzlich 15 Nationen in der Mitgliederliste. Und viele Zugereiste bringen sich gerne ein, auch wenn das nicht immer einfach ist. So vergingen allein sechs Monate, bis ein Ukrainer über einen Minijob als Platzwart angestellt werden konnte.

Aber auch von der Bürokratie will sich die HSB-Tennisgemeinde nicht ausbremsen lassen. So darf man gespannt sein, was die Zukunft auf dem Rauhbuch bringen wird. „Wir prüfen alles“, sagt Bachmann mit Blick auf neue Strukturen oder Projekte. Vielleicht sogar als zusätzliches Angebot Padel – diese schnell erlernbare Tennisvariante erlebt seit Jahren einen großen Boom.

Vom Mittelalter bis zur Neuzeit

Die Geschichte des Tennissports beginnt bereits im 13. Jahrhundert, als ein Vorgänger wird das französische "Jeu de Paume", also Spiel mit der Hand, im Jahr 1250 urkundlich erwähnt. Das moderne Turniertennis entstand Ende des 19. Jahrhunderts in England, verbreitete sich schnell auch in anderen Ländern. Mit der Professionalisierung entwickelte sich Tennis in den 1970er-Jahren von einem weitgehend elitären Freizeitvergnügen zu einem Breitensport. Der Deutsche Tennisbund steigerte seine Mitgliederzahl zwischen 1971 und 1981 - also noch vor den großen Erfolgen von Steffi Graf und Boris Becker – von etwa 350.000 auf 1,4 Millionen.

Neben vielen Regeländerungen gab es im Lauf der Jahre auch zahlreiche Variationen des Sports. Seit einiger Zeit sich das bereits vor rund 100 Jahren entwickelte Padel-Tennis großer Beliebtheit. Es ist eine Art Mischung aus Tennis und Squash, wird mit kleineren (paddelartigen) Schlägern und in einer Art Käfig gespielt. Hier schließt sich wieder der Kreis zum "Jeu de Paume".