Handball-Landesliga

Welcher besondere Trick Kim Bauder von der TSG Schnaitheim zur Spielerin des Spiels gegen Winzingen machte

Wow, was für ein Finale! Die Handballerinnen der TSG Schnaitheim setzten sich zu Hause gegen die HSG Winzingen/Wißgoldingen/Donzdorf mit 35:34 durch. Der Siegtreffer gelang Kim Bauder zwei Sekunden vor Schluss. Worüber sich die 23-Jährige zuerst wunderte, auf welche außergewöhnliche Weise ihr Trainer sie lobte und warum ihre Mitspielerinnen sich ab und an über sie ärgern:

Drei Spiele, drei Siege. Es läuft gut bei den Handballerinnen der TSG Schnaitheim. Dabei wurde das Spiel gegen Verbandsliga-Absteiger HSG Winzingen/Wißgoldingen/Donzdorf zu einer echten Bewährungsprobe für das Team von Trainer Thilo Riehl. In einer ausgeglichenen Partie lagen die Gastgeberinnen mehrmals auch mit drei Toren hinten, schafften aber jedes Mal wieder den Anschluss.

So auch in der 45. Minute, als Stella Widmann der Treffer zum 26:27 gelang. Ihr zwölftes Tor sollte auch ihr letztes bleiben, denn nur wenige Sekunden später sah die Angreiferin die Rote Karte – und wurde disqualifiziert. Ihr Coach bezeichnet die Szene, die zum Platzverweis führte, als unglücklich. Die von ihr gefoulte Spielerin sei in der Szene zuvor seitlich geschubst worden, Widmann setzte zum Block an, was hart ausgesehen haben könnte. Die Rote Karte kann Thilo Riehl jedenfalls nachvollziehen. „Uns hat es im Spiel natürlich wehgetan“, so der Coach, dessen Team allerdings auch ohne Widmann dranblieb.

Ich saß da schon seit zehn Minuten auf der Bank und habe damit jedenfalls nicht gerechnet.

Kim Bauder, über ihre Einwechslung vor dem entscheidenden Spielzug

Auch in der Schlussphase konnte sich keine der Mannschaften entscheidend absetzen. Beim Stand von 34:34 – und eigenem Ballbesitz – nahm die TSG Schnaitheim 28 Sekunden vor Schluss eine Auszeit. In der Regel wird nun festgelegt, wer beim folgenden, vermeintlich letzten Spielzug den Ball aufs gegnerische Tor werfen soll oder darf. Kim Bauder sah sich selbst nicht in der engeren Auswahl, wie sie sagt. „Ich saß da schon seit zehn Minuten auf der Bank und habe damit jedenfalls nicht gerechnet“, erklärt die 23-Jährige, die zudem zuvor mehrere Torwürfe vergeben hatte. Sie habe mit Carina Schmeißer, beide spielen auf der gleichen Position Rechtsaußen, als Werferin gerechnet. „Carina hat mich aber gebeten, dass ich reingehen soll“, erzählt Bauder, die dem eigenen Bekunden nach Zweifel hatte, ob das so eine gute Idee ist.

Kim Bauder von der TSG Schnaitheim. Foto: Carolin Althammer

Dennoch stellte sie sich der Verantwortung. Und griff mächtig in die Harzdose. „Ich habe viel frisches Harz genommen, das ärgert aber oft meine Mitspielerinnen“, sagt Bauder – und muss lachen. Handball-Harz, auch als Handballkleber bekannt, dient als Hilfsmittel, um den Handball an sich besser kontrollieren zu können – aber auch Trickwürfe gelingen damit besser. „Ich habe relativ kleine Hände, also benutze ich umso mehr Harz“, erklärt Kim Bauder.

Sekunden vor Spielende bekam sie tatsächlich den Ball und stand völlig frei. „Ich habe noch den gegnerischen Trainer gehört, wie er gerufen hat: Achtung, die Nummer fünf wirft aufs Tor“, erinnert sich Bauder. Sie wusste, dass sie die letzten Bälle, die mit Wucht aufs Tor gingen, verworfen hatte. „Vielleicht probiere ich es mit Gefühl“, sei ihr kurz zuvor durch den Kopf geschossen. In der besagten letzten Aktion der Partie stand die gegnerische Torhüterin etwas vor dem Tor – und so setzte Bauder, jetzt ohne lange zu überlegen, zu einem Heber über die Torhüterin an.

Auch der gegnerische Trainer klatscht mit Kim Bauder anerkennend ab

„Der Ball ging nur langsam Richtung Tor“, sagt sie über die entscheidenden Momente. „Es war bestimmt nur eine Sekunde oder so. Sie hat sich aber wie zehn Sekunden angefühlt.“ Und: „Erst dachte ich, dass der Ball an die Latte geht.“ Er senkte sich aber, erlösend für Kim Bauder und ihr Team, ins Tor. Nach dem Sieg blieb es auch nicht aus, dass selbst der gegnerische Coach, Matthias Rienhardt, mit Kim Bauder anerkennend abklatschte. „Ich wusste es“, habe er zu ihr gesagt, so Bauder, die mit dessen Tochter in der Jugend zusammengespielt hat. Auch ihr eigener Trainer ist voll des Lobes: „Kim hat Nerven aus Stahl“, sagt Thilo Riehl. „Für so eine Aktion im letzten Wurf gehört schon sehr viel Coolness dazu.“

Hoffentlich können mir meine Mitspielerinnen das viele Harz verzeihen. Es ist teilweise so viel, dass manche ihre Hand nicht vom Ball kriegen.

Kim Bauder über ihren Tick

Bauder selbst muss bei der Frage, ob sie immer so eine „coole Socke“ ist, lachen. „Teils, teils. Aber einen kühlen Kopf, um Entscheidungen zu treffen, habe ich schon“, sagt die 23-Jährige, die als Schulsozialarbeiterin an der Robert-Bosch-Realschule in Giengen tätig ist. Während ihres Studiums in Würzburg besaß sie ein Doppelspielrecht und lief nicht nur für die TSG Schnaitheim, sondern auch für ihren Verein in Würzburg auf. Mittlerweile ist sie nach Schnaitheim gezogen – und konzentriert sich vollkommen auf die TSG. „Ich bin sehr stolz auf unser Team, weil wir auch für Stella gekämpft haben“, erklärt Kim Bauder und fügt an: „Hoffentlich können mir meine Mitspielerinnen das viele Harz verzeihen. Es ist teilweise so viel, dass manche ihre Hand nicht vom Ball kriegen.“

Ihr Trainer sieht Bauders Tick mit dem Harz – angesichts des Siegtreffers – jedenfalls nicht negativ. Thilo Riehl streicht auch die gute Entwicklung seiner Mannschaft heraus. „Winzingen spielt dynamisch und schnell und war ein sehr guter Gradmesser für uns“, erklärt Thilo Riehl. „Jetzt heißt es für uns, den Schwung mitzunehmen und die weiße Weste (ohne Niederlage) so lange wie möglich zu behalten.“

Ohne Alessa Riehl bei der FSG Altenstadt/Geislingen

Nach ihrem Kreuzbandriss bekam Alessa Riehl zuletzt immer mehr Einsatzzeiten. Gegen Winzingen/Wißgoldingen/Donzdorf zog sich die Schnaitheimer Kapitänin bei einem Sturz allerdings eine Handverletzung zu und droht erneut auszufallen.

Am Samstag, 8. November, gastiert die TSG Schnaitheim bei der FSG Altenstadt/Geislingen (18.15 Uhr, Michelberghalle in Geislingen). Für sein Team, bei dem Stella Widmann wieder dabei sein wird, gelte es, das Spiel beim Aufsteiger nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, betont Trainer Thilo Riehl.

TSG Schnaitheim: Wiedmann (12), Gempp (7), Schmeißer (5), Site (5), A. Riehl (3), Bauder (2), Buck (1), Birzele, Emmerich, Engelhart, Hartel, Nuhiu, Schwan, Wälther