Natürlich haben nur wenige daran gezweifelt, dass die SHB-Handballerinnen ausgerechnet im Derby bei der TSG Schnaitheim den Aufstieg in die Verbandsliga noch verpassen würden. Zu dominant trat die Mannschaft in der bisherigen Landesligarunde mit 14 Siegen in 14 Spielen auf.
Sogar der Hallensprecher hatte die Lacher auf seiner Seite, als er sagte: „Die SHB kann heute in die Verbandsliga aufsteigen, was unsere Mannschaft natürlich verhindern will – Spaß." Es war alles angerichtet für eine Partynacht, auch wenn das Spiel zum Ärger der SHB am Sonntagabend stattfand.
Trainer Philipp Gyaja war noch nervös
In einer proppevollen Ballspielhalle (knapp 500 Zuschauer) waren natürlich sehr viele SHB-Fans mit Trommeln und Fanfaren angereist, auch die „Mutter des Erfolges, Herbrechtingens Teammanagerin Angelika Biller, fieberte auf der Tribüne mit. Selbst Philipp Gyaja war ziemlich nervös. „Ich habe ja auch schon viel in meiner bisherigen Karriere mitgemacht, aber heute ist die Anspannung schon unglaublich groß", sagt der SHB-Coach und war sich sicher, dass Schnaitheim alles daran setzen würde, dem Kreisrivalen ein Bein zu stellen.
Schnaitheim wehrt sich tapfer
Die Mannschaft vom Trainertrio Riehl/Knödler/Schlichter verlangte den Blau-Weißen auch lange Zeit alles ab. Bis zum Platzverweis gegen die Schnaitheimerin Susanne Frey nach ihrer dritten Zeitstrafe in der 43. Minute waren die Gastgeberinnen nach einem leidenschaftlichen Auftritt beim 17:23 noch einigermaßen in Schlagweite.
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Aber danach kam der SHB-Express richtig ins Laufen. Ein 5:0-Lauf innerhalb von sechs Minuten brach den Widerstand der tapferen Schnaitheimerinnen und Gyaja hatte in den letzten Minuten, die Möglichkeit allen Spielerinnen Spielzeit zu geben. Ein Sonderlob haben sich übrigens beide Torhüterinnen, Andrea Diebold auf Schnaitheimer und Marielle Serwe-Hug auf Seiten der SHB verdient.
„Wir steigen auf, auf, auf steigen wir...“
Schon Minuten vor dem Abpfiff stimmten die SHB-Anhänger ihre Jubelgesänge an und blau-weiße Fähnchen wurden verteilt. Die Aufstiegs-T-Shirts wurden bereit gelegt, die Auswechselspielerinnen standen komplett auf der Bank und feierten schon einmal vor. „Wir steigen auf, auf, auf steigen wir, im Sommer nächsten Jahres, da sind wir nimmer hier...." wurde lautstark angestimmt.
Beim Abpfiff gab es dann kein Halten mehr. Die Mannschaft, Betreuer und Zuschauer lagen sich in den Armen unter großem Jubel. Bei aller Rivalität gratulierte die Schnaitheimer Mannschaft nach dem äußerst fairen Derby und der kalt gestellte Sekt wurde genossen.
Bei Gyaja fiel sichtlich die Anspannung. Der eher introvertierte Coach, der in seiner ersten Saison bei der SHB gleich den Aufstieg feiern durfte, sagte in einer ersten Analyse nach dem Spiel: „Ein Riesenkompliment an meine Mannschaft, die sich immer zur richtigen Zeit fokussiert und sich diesen Moment verdient hat. Nichtsdestotrotz möchte ich natürlich auch die letzten drei Spiele gewinnen. Aber heute wird erstmal gebührend gefeiert."
Auch die ehemalige Schnaitheimerin und jetzige SHB-Spielmacherin Hanna Barth war überglücklich. „Es hat Spaß gemacht. Am Mittag war ich schon sehr aufgeregt, aber nach dem ersten Ballkontakt hat sich das dann wieder schnell gelegt", so die dreifacher Torschützin.
Auch Co-Trainerin Sabine Schweda war nach dem doch harten Stück Arbeit erleichtert. „Wir wussten, dass es nicht einfach wird heute, aber am Ende zählen die zwei Punkte", sagte Schweda, die auch eine tolle Leistung ihrer Tochter Anne sah, die fünf Treffer zum Sieg beisteuerte.
Feier bis in die Morgenstunden
Zudem reihte sich Ex-Coach Thomas Feil in die Jubeltraube ein und gratulierte seiner ehemaligen Mannschaft zum Aufstieg. Aufstiegslieder wurden mit der eigens mitgebrachten Box abgespielt und mit den Fans wurde noch lange gefeiert – zunächst in der Ballspielhalle, dann bis in die Morgenstunden im Foyer der heimischen Buchfeldhalle.
In den letzten drei Spielen will die Mannschaft nun die weiße Weste wahren und sich ungeschlagen aus der Landesliga verabschieden. Sowohl das Trainerteam als auch die Mannschaft bleibt soweit komplett zusammen und dürfte nach dieser überragenden Saison mit Sicherheit auch in der Verbandsliga eine gute Rolle spielen. Aber erstmal wird der Aufstieg entsprechend genossen.
TSG Schnaitheim – SG Herbrechtingen/Bolheim 25:34 (11:14)
Schnaitheim: Diebold, Birzele; Müller (2), S.Wiedmann (1), Bauder (1), Grupp, St. Wiedmann (5), T. Riehl (5/5), Frey (3), A. Riehl(1), Diedersdorfer (3), Schmeißer (3), Mainka, Magyari (1)
SHB: Serwe-Hug, Häckler; C. Sahin (1), Fleischer (1), Barth (3), N. Sahin, Schweda (5), Braun (1), Rühle (2), Uhl (8), Gerstmayr (7/5), Feth (1), Renner (2), Siller (3)
Zeitstrafen: Schnaitheim 5 (Frey 3, S. Wiedmann, Müller) – SHB 3 (Rühle 2, Feth)
Strafwürfe: Schnaitheim 5/5 verwandelt – SHB 5/5
Zuschauer: 450
Schiedsrichter: Langer vom SV Lonsee