Frauenhandball-Landesliga

8 Niederlagen in 8 Spielen: Wie die HSG Oberkochen/Königsbronn durch die Krise kommen will

Was für eine Diskrepanz! Während die Handballer der HSG Oberkochen/Königsbronn den Aufstieg in die Landesliga anpeilen, droht den Handballerinnen der Abstieg - eben aus der Landesliga. Wie der Verein damit umgeht und warum es keine Trainerdiskussion gibt:  

Es war ein Sahnetag. Am letzten Tag der vergangenen Saison sicherten sich die Handballerinnen der HSG Oberkochen/Königsbronn den Klassenerhalt in der Landesliga. Mit einem Heimsieg gegen den Vizemeister Burlafingen/Ulm. Joachim Schneider hatte die HSG in die Landesliga geführt – und verabschiedete sich nach vier erfolgreichen Jahren.

Der neue HSG-Trainer, Felix Schoen, trat also in große Fußstapfen. Was er seitdem vermisst? Sahnetage. Denn die Oberkochen/Königsbronn tut sich, wie in der vergangenen Saison, wieder sehr schwer. Nach acht Niederlagen in den ersten acht Spielen liegt die HSG auf dem letzten Tabellenplatz. „Bislang konnten wir nie eine Topleistung abrufen. Wir brauchen einen Sahnetag“, umschreibt Schoen den Umstand, dass es klar war, dass der Klassenerhalt ein durchaus ambitioniertes Ziel ist.

Mit Karen Huep und Theresa Maier fehlen zwei Leistungsträgerinnen. Huep hat ihre Karriere beendet, Maier fehlte bislang krank. Zudem fällt aktuell Jana Zirpins aufgrund einer Knieverletzung noch aus, womöglich kehrt sie im neuen Jahr wieder. „Andere Spielerinnen müssen in diese Rolle erst noch reinwachsen“, weiß der Coach um den nötigen Reifeprozess des Teams. Da nimmt er sich selbst auch nicht raus. „Als neuer Trainer habe ich eine andere Spielweise, ein anderes Denken. Das braucht eben seine Zeit“, sagt der 32-Jährige.

Trainer der HSG Oberkochen/Königsbronn: Felix Schoen. Foto: Markus Brandhuber

Zeit, die der HSG allerdings förmlich davonläuft. Acht von 18 Spielen sind beendet. Das Schlusslicht der Landesliga erzielt mit Abstand die wenigsten Tore (176), kassiert dafür aber die weitaus meisten Gegentreffer (262). „Realistisch betrachtet kommt das nicht völlig unerwartet“, sagt Tobias Schramek, seines Zeichens Koordinator der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. „Wir hatten um Haaresbreite den Klassenerhalt geschafft. Es war klar, dass es wieder eng werden könnte.“

Auch Schramek betont, dass sich Trainer und Mannschaft erst noch finden müssen. Und er deutet an, dass ein Abstieg in die Bezirksliga kein Weltuntergang wäre. Soll heißen: Bei der HSG wird auch keine Trainerdiskussion geführt. Schramek streicht dagegen heraus, dass es dem Verein wichtig sei, dass die Motivation der Spielerinnen nicht unter dem aktuellen Misserfolg leiden soll. 

War jahrelang Leistungsträger bei der HSG Oberkochen/Königsbronn: Tobias Schramek, hier im Dezember 2022. Foto: HSG

Die wichtigste Frage: Wie viele Mannschaften steigen am Ende überhaupt ab? Zwei Teams hinter sich zu lassen, scheint für Schramek realistisch zu sein. Für mehr würde es wohl nicht reichen. In der alltäglichen Arbeit spielt dieser Blick Richtung Saisonende eine eher untergeordnete Rolle. Felix Schoen ist es wichtig, dass das Team sich in den drei wichtigsten Bereichen verbessert habe: Umschaltspiel, Abwehrverhalten und Angriff. „Allerdings müssen wir in allen drei Teilen voll da sein. Und das ist uns bislang noch nicht gut genug gelungen“, weiß der Trainer. Ein einfaches Beispiel: „Wenn unser Umschaltspiel an einem Tag sehr gut ist, wir aber sieben oder acht Kontertore kassieren, reicht es eben nicht aus“, wählt Schoen ein Beispiel aus der jüngsten Heimniederlage gegen Lauterstein/Treffelhausen/Böhmenkirch.

Auch in der kurzen Winterpause (am Sonntag, 7. Januar 2024, geht es für die HSG bereits mit einem Heimspiel gegen Vöhringen weiter, 16 Uhr/Herwartsteinhalle) möchte der Oberkochener den Fokus auf die Abwehrarbeit legen. Im neuen Jahr werde es aber auch verstärkt um die Angriffsbemühungen gehen. Und Schoen betont: „Ich habe noch richtig Bock. Gar keine Frage.“ Er sei zu 100 Prozent vom Klassenerhalt überzeugt, dies treffe auch auf seine Mannschaft zu. „Wenn etwas von außen kommt, darf uns das nicht treffen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir sehr erfolgreich sein werden.“ Sahnetage wären da aber nicht verkehrt.

Felix Schoen: Noch immer Spieler der HSG Oberkochen/Königsbronn

Die erfolgreichste Zeit der HSG Oberkochen/Königsbronn (Württembergliga) verpasste Felix Schoen aufgrund einer Verletzung, war aber in der Landesliga als junger Spieler am Kreis im Einsatz. Als er wieder zurück war, spielte die HSG nach zwei Abstiegen in Folge wieder in der Bezirksliga. Nach dem personellen Umbruch bei der ersten Herrenmannschaft wechselte Schoen zur „Zweiten“, wo er noch immer im Rückraum spielt. Mit Herrentrainer Tim Hoga war Schoen bereits in der Jugend zusammen aktiv.

Beim Thema möglicher Verstärkungen hält sich Tobias Schramek bedeckt. „Zurzeit sehen wir da keine Möglichkeiten und werden auch nicht finanziell aktiv werden“, sagt der Koordinator der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. „Da wird eher nichts passieren. Wir setzen darauf, dass sich das Team weiter stabilisiert.“