Halloween ist zwar vorbei, doch beim Blick auf die Tabelle bekommen Fans des FV Sontheim noch immer das Gruseln. Beim Aufsteiger stehen zwölf Niederlagen in zwölf Ligaspielen zu Buche (eine weitere Niederlage kommt im Verbandspokal dazu). Lediglich vier Tore haben die Sontheimer erzielt, dafür aber 38 Gegentreffer erhalten. Kein Wunder also, dass Sontheims sportliche Misere ein Thema in Fußballkreisen ist – nicht nur am und im Clubhaus auf dem Hülenberg.
Trainer Sebastian Knäulein ist dafür kein Thema, zumindest nicht bei der Vereinsführung, wie Roland Häge bereits Anfang Oktober gegenüber der HZ deutlich machte: „Eine Trainerdiskussion wird es in Sontheim nicht geben. Sebastian hat unser einhundertprozentiges Vertrauen“, sagte der sportliche Leiter damals. Und noch mehr: „Es ist eher so, dass Sebastian entscheiden kann, wie lange er Trainer bleiben möchte.“
Knäulein wiederum weiß, das ihm gegenüber ausgesprochene Vertrauen zu schätzen, hinterfragt sich allerdings stets selbst. „Natürlich geht mir manchmal durch den Kopf, ob es Sinn ergibt, mit mir als Trainer weiterzumachen. Dann sage ich zu den Jungs: Wenn ihr etwas anderes probieren wollt, sagt es mir und ich bin weg.“ Der 44-Jährige ist allerdings davon überzeugt, „dass mehr in uns steckt. Wir sind ein Team und müssen uns gemeinsam der Situation stellen.“ Ähnlich sieht es der Kapitän: „Dass wir so schlecht dastehen, ist deprimierend. Daran hat aber nicht ein Einzelner Schuld. Von der Mannschaft gibt’s auch keinerlei Signale, dass ein neuer Trainer hermuss“, sagt Jorgo Kentiridis. Vielmehr sei es so, dass die Ergebnisse nicht den Aufwand wiedergeben würden, den die Sontheimer betreiben.

Die Horrorbilanz lasse allerdings etwas außer Acht: Seit Mitte Oktober, Trainer Sebastian Knäulein nennt das Auswärtsspiel in Böblingen, sei bei seiner Mannschaft eine Leistungssteigerung feststellbar. „In Böblingen hatten wir genug Torchancen, um einen Punkt mitzunehmen. Gegen Bernhausen hätten wir gewinnen müssen, wir waren an diesem Tag die bessere Mannschaft. Und gegen Köngen hätten wir zur Pause mit 3:0 führen müssen.“ Wenn man so will, konnte der FV Sontheim in den letzten vier Spielen mithalten – und verlor lediglich mit jeweils 0:2. Ein Fortschritt, auch was die reinen Zahlen angeht, im Vergleich zu den hohen Niederlagen am Saisonbeginn. „Daran orientieren wir uns“, betont Trainer Knäulein. „Bislang fehlen die Punkte, die unsere Entwicklung widerspiegeln.“
Bei uns heißt es dann, dass wir nach Spielen die halbvollen Wasserflaschen zusammenschütten, damit wir wieder volle haben.
Jorgo Kentiridis, Kapitän des FV Sontheim, scherzend über die Möglichkeiten anderer Vereine
Es ist nicht das erste Mal, dass die Sontheimer es in der Landesliga schwer haben. Knäulein sagt aber auch: „In dieser Saison ist die Liga nicht vergleichbar mit den Jahren zuvor.“ Die Konkurrenten haben stärkere Kader. Ein Beispiel: Am Sonntag haben die Sontheimer den 1. FC Eislingen zu Gast (14.30 Uhr). Beim Mitaufsteiger, der allerdings den zweiten Tabellenplatz belegt, läuft mit Max-Julian Hölzli ein Spieler auf, der lange das Trikot des Oberligisten (zwei Klassen über der Landesliga) Göppinger SV getragen hatte. Abwehrspieler Robin Reichert lief viele Jahre für den FC Heiningen in der Verbandsliga auf (eine Klasse über der Landesliga). Auch Marvin Leonhardt, ebenfalls Abwehrspieler, kannte in den vergangenen Jahren nur die Oberliga oder die Verbandsliga – ehe er zur Aufstiegssaison 2024/26 nach Eislingen wechselte. Beim FV Sontheim dagegen haben nur wenige Spieler vor der aktuellen Saison Erfahrung in der Landesliga sammeln können.
Ein weiteres Beispiel: Die Spieler des TSV Bernhausen liefen mit GPS-Westen auf, die Bewegungsdaten der Spieler erfassen. „Fast wie bei den Profis“, sagt Jorgo Kentiridis. Der FVS-Kapitän fügt an: „Wir machen darüber unsere Scherze. Bei uns heißt es dann, dass wir nach Spielen die halbvollen Wasserflaschen zusammenschütten, damit wir wieder volle haben.“
Am Anfang waren wir zu naiv und dachten, dass wir weiter sind.
Sebastian Knäulein, Trainer des FV Sontheim, über den Saisonbeginn
Alles auf die Stärke der Konkurrenten zu schieben, möchte man beim FV Sontheim allerdings auch nicht. „Am Anfang waren wir zu naiv und dachten, dass wir weiter sind. Dafür haben wir die Quittung bekommen: Läuferisch hat es bei uns zum Spielende hin nicht mehr gereicht“, sagt Sebastian Knäulein rückblickend. Und Kapitän Jorgo Kentiridis sagt klar: „Die ersten vier, fünf Spiele haben wir sicherlich verpennt.“
Doch da wäre auch noch die 0:2-Niederlage in Plattenhardt, einem direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt, am vergangenen Spieltag. „Da haben wir nicht unsere Leistung gebracht“, sagt der Sontheimer Coach und bezeichnet es als Delle in der Entwicklung. Spielführer Kentiridis nennt es einen Rückschlag: „Da kam von jedem deutlich zu wenig.“ Auf eher ungewohntem Kunstrasenplatz mussten die Sontheimer einige Ausfälle verkraften. Coach Knäulein will dies nicht als Entschuldigung gelten lassen, sagt aber auch, dass insgesamt die Abläufe besser hätten ineinandergreifen können. Abzuwarten ist, welche Leistungsträger sich für das Heimspiel gegen Eislingen wieder fit melden werden. So ist zum Beispiel ein Einsatz von Daniel Gentner (fehlte in Plattenhardt) unsicher.
Und auch wenn es sich blöd anhört: Trotz der Niederlagen zuletzt macht es wieder richtig Spaß.
Sebastian Knäulen, Trainer des FV Sontheim, über die Entwicklung seines Teams
„Wir kommen immer näher und wachsen immer mehr hinein. Diesen Weg wollen wir weitergehen“, betont Sebastian Knäulein. Natürlich weiß der Sontheimer Trainer, dass die aktuell zehn Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz enorm sind. „Natürlich ist es auch frustrierend und zerrt an den Nerven“, sagt der Coach. „Aber wir behalten das Positive im Auge. Und wir werden unsere Punkte holen. Ob es dann für den Klassenerhalt reichen wird, müssen wir sehen.“ Das Ziel sei es, sich weiterzuentwickeln. „Und auch wenn es sich blöd anhört: Trotz der Niederlagen machte es zuletzt wieder richtig Spaß.“