Kreisliga A3

Wie Nils Rieger vom SC Hermaringen mit einem Trick à la Arjen Robben Geschichte schrieb

Das grenzt an Zauberei! Nils Rieger ist nicht nur Top-Torschütze des SC Hermaringen. Im Heimspiel gegen den ASV Heidenheim gelang dem 20-Jährigen in doppelter Hinsicht ein Kunststück. Was das mit einem Arschwackler und Arjen Robben zu tun hat:

Zaubern zu können. Wer hat davon nicht schon einmal geträumt? Zugegeben, die Umsetzung dieses Traums ist eine Herausforderung. Am besten lässt sich so ein Wunsch wohl im Sport erfüllen – im übertragenen Sinn. Im Fußball zum Beispiel findet sich so manch ein „Zauberer“, der für seine Tricks gefeiert wird. Auf der ganz großen Bühne sind es Spieler wie Messi, Cristiano Ronaldo oder Lamine Yamal. Doch Magier finden sich auch im Amateurfußball.

Nils Rieger zum Beispiel verzauberte am vergangenen Spieltag Zuschauer und Gegenspieler gleichermaßen. Im Heimspiel seines SC Hermaringen gegen den ASV Heidenheim (Kreisliga A3) waren erst etwa 20 Sekunden gespielt, da tauchte der Ball bereits im Netz des Gegners auf. „Ich hatte gerade erst auf die Stoppuhr gedrückt, schon haben wir getroffen“, staunt auch Chrisovalantis Chalkidis nicht schlecht. „Er hat den Ball mit rechts angenommen, seinen Gegenspieler mit einem Arschwackler stehen gelassen und den Ball mit links reingeschweißt“, sagt der Hermaringer Trainer über seinen Top-Torschützen (acht Saisontreffer) anerkennend, den er, halb im Scherz, als „Arjen-Robben-Typen“ bezeichnet.

Zugegeben, ein großes Lob. Arjen Robben galt während seiner aktiven Fußballerzeit besonders beim FC Bayern München als Ballzauberer, der – ähnlich wie Hermaringens Nils Rieger – über die rechte Seite kam, abrupt nach links zog und gerne mit dem starken linken Fuß seine Tore erzielte. „Links oben in den Winkel“, sagt auch Nils Rieger über einen seiner Zaubertricks, also wie er am liebsten trifft. Den auf der Hand liegenden Hinweis auf Arjen Robben möchte der 20-Jährige zwar nicht konkret kommentieren, sagt aber auch: „Klar, von ihm konnte man sich viel abschauen.“

Nils Rieger ist der Top-Torschütze des SC Hermaringen. Foto: Fupa/SC Hermaringen

Dazulernen gilt für den Linksfuß auch im Beruf. Nils Rieger hat sich für eine Ausbildung zum Pflegefachmann im Klinikum entschieden. Aufgrund des Schichtdienstes kann er nicht bei allen Spielen seiner Mannschaft dabei sein. Ab April 2026 kommt der Nachtdienst dazu. Insgesamt ein herausfordernder Job, der ihn aber erfüllt: „Ich hatte immer den Wunsch, mich sozial zu engagieren“, sagt Nils Rieger.

Wie schnell er seine „Arbeit“ auf dem Fußballplatz verrichten kann, sah man im Spiel gegen den ASV Heidenheim. Das 1:0 war nicht nur ein Treffer zum Staunen. Es war wohl auch das schnellste Tor der Saison – zumindest in der Kreisliga: Nach dem Anstoß kam der Ball über Tim Frieß und Felix Baur zu Vollstrecker Nils Rieger.

Die schnellsten Tore in der Bundesliga

Die Zeit genau gestoppt wird zum Beispiel in den Profiligen: Ein ähnlich schnelles Tor gelang am vergangenen Wochenende dem TSV 1860 München in der 3. Liga im Spiel beim SSV Ulm (22 Sekunden). Das schnellste Tor der laufenden Bundesliga-Spielzeit erzielte Luis Diaz für den FC Bayern in Frankfurt (15 Sekunden). Magisch ist aber eine andere Zahl: 9. So viele Sekunden brauchten Kevin Volland (für Hoffenheim gegen die Bayern 2015) und Karim Bellarabi (für Leverkusen in Dortmund 2014), um zu treffen – es ist der Bundesligarekord.

Rekord hin oder her, nach dem zwischenzeitlichen 1:1 durch den ASV Heidenheim, traf Nils Rieger für Hermaringen zum 2:1, Patrick Poehlke erzielte den 3:1-Endstand. Auch, weil Nils Rieger einen Elfmeter verschoss. Damit bleibt der feine Techniker bei acht Saisontoren (in zwölf Einsätzen).

Eine Katastrophe für mich.

Nils Rieger, Offensivspieler des SC Hermaringen, über die vergangene Saison

Eine noch bessere Torquote hatte der Hermaringer in seinem ersten Jahr bei den Aktiven: Frisch aus der Jugend kommend, legte er eine magische Saison mit 22 Toren in 23 Einsätzen hin. Die vergangene Saison war dagegen nicht zauberhaft – oder wie es Nils Rieger beschreibt: „Eine Katastrophe für mich.“ Und das wohlgemerkt trotz sechs Toren und sechs Vorlagen in 20 Einsätzen. Als junger Mensch geht er mit sich selbst hart ins Gericht, auch weil er aufgrund einer roten Karte vier Spiele gesperrt war. „Insgesamt habe ich mich nicht fit gefühlt. Ich saß oft auf der Bank“, sagt Nils Rieger rückblickend. Womöglich passte er auch nicht so sehr ins damalige Spielsystem. „Ich war Stürmer, was nicht so meine Position ist.“ Er sei lieber mehr am Spiel beteiligt, habe lieber den Ball am Fuß – und komme lieber über den Flügel.

So wie ein gewisser Arjen Robben eben…  

Am Sonntag gegen den VfL Gerstetten

Die meisten Mannschaften befinden sich bereits in der Winterpause. In der Kreisliga A3 werden am Sonntag, 7. Dezember, aber drei Spiele nachgeholt. Dabei empfängt der SC Hermaringen den VfL Gerstetten (14.30 Uhr). In den beiden anderen Partien spielen die Sportfreunde Fleinheim gegen den ASV Heidenheim (14.30 Uhr) und der TKSV Giengen gegen den TSV Gussenstadt (bereits um 14 Uhr).

In der Kreisliga B4 werden zwei Begegnungen nachgeholt: SG Heldenfingen/Heuchlingen II gegen die TSG Nattheim II (14 Uhr, in Heuchlingen) und SV Großkuchen gegen den RSV Oggenhausen (14.30 Uhr).

Beim SC Hermaringen spielt Nils Rieger (20) zusammen mit seinem Bruder Robin (21). Zur Mannschaft gehören zwei weitere Brüderpaare: Patrick (21) und Jonas Reiber (25) sowie Oleksandr (25) und Yaroslav Lipinskyi (22).