Fußball-Bezirksliga

Warum Stürmer Baris Acikgöz der SG Heldenfingen / Heuchlingen aufgrund einer mehrwöchigen Sperre fehlen wird

Es ist ein Paukenschlag noch vor Saisonbeginn! Das Sportgericht hat Baris Acikgöz für sechs Wochen gesperrt. Wie es zu diesem Urteil gekommen ist und was die weiteren Konsequenzen für den Stürmer der SG Heldenfingen /Heuchlingen sind:

Der Mann ist ein Ausnahmekönner: In der vergangenen Saison hat Baris Acikgöz in 29 Spielen 41 Tore erzielt und 14 direkt vorbereitet. Der Stürmer der SG Heldenfingen/Heuchlingen könnte auch zwei Klassen höher spielen. Vor der neuen Saison gab der 28-Jährige der SG die Zusage für eine weitere Saison. Allerdings muss seine Mannschaft in den ersten fünf Partien der Bezirksliga auf ihren Angreifer verzichten. Auch im Bezirkspokal wird Acikgöz nicht zum Einsatz kommen.

Das Sportgericht des Fußballbezirks Ostwürttemberg hat den Stürmer für sechs Wochen gesperrt. Die SG Heldenfingen/Heuchlingen hat auf eine mögliche Berufung verzichtet, somit ist die Sperre seit Montag, 4. August, gültig, bestätigt Trainer Jochen Holl auf Anfrage der Heidenheimer Zeitung. In diesem Fall wurde nach Zeit und nicht nach Spieltagen gesperrt.

Dem Urteil des Sportgerichts vorangegangen waren zwei Vorfälle. Beim Albpokal kam es nach dem Spiel zwischen der SG Heldenfingen/Heuchlingen und dem VfL Gerstetten (Partie endete 2:2) am Sonntag, 20. Juli, zwischen SG-Trainer Holl, einigen Spielern der SG, darunter Baris Acikgöz als Kapitän, und dem Schiedsrichter zu einer Diskussion. Unter anderem ging es nach Informationen unserer Zeitung um zwei strittige Elfmeter-Entscheidungen (ein Strafstoß wurde Heldenfingen/Heuchlingen vom Unparteiischen verweigert, ein weiterer für Gerstetten gegeben), die Acikgöz nicht nachvollziehen konnte.

Vorfall am Schwörmontag in Ulm

Am Tag darauf begegneten sich der betreffende Schiedsrichter und Baris Acikgöz am Schwörmontag unweit des Ulmer Münsters abends erneut. Acikgöz soll den Schiedsrichter, der mit Freunden unterwegs war, angesprochen haben. Im Gesprächsverlauf soll Acikgöz den Unparteiischen mehrfach, zum Teil wüst, beleidigt haben. Der Schiedsrichter erstellte einen Bericht, wodurch das Sportgericht tätig wurde. Nach Informationen unserer Zeitung erging das Urteil auch, weil ein Zusammenhang mit dem Spiel am Tag zuvor bestand.

Obmann der Schiedsrichtergruppe Blautal-Lonetal nimmt Stellung

„So etwas habe ich noch nie erlebt, dass ein Schiedsrichter sich in seiner Privatsphäre nicht sicherfühlen kann“, betont Roland Groner. Der 57-Jährige ist Obmann der Schiedsrichtergruppe Blautal-Lonetal und als solcher für den betreffenden Schiedsrichter verantwortlich. Diesem habe der Vorfall keine Ruhe gelassen. Daher habe er diesen seinem Obmann einige Tage später geschildert. „Uns blieb nichts anderes übrig, als den Vorfall zu melden“, sagt Groner. „So etwas dürfen wir nicht zulassen. Wenn das Schule macht, haben wir ein riesengroßes Problem“, so der Blaubeurer, der betont: „Ein Kapitän sollte eigentlich ein Vorbild sein.“

Auch seien nicht alle Schiedsrichter „Engel“, wie Roland Groner es ausdrückt. „Jedem kann mal etwas rausrutschen. Am Ende des Tages sollte aber darunter immer ein Strich gezogen werden. Dann muss es auch gut sein.“

Noch bevor das Sportgericht letztlich tätig wurde, habe sich Baris Acikgöz vor die Mannschaft gestellt, was wiederum Jochen Holl seinem Stürmer hoch anrechnet. Acikgöz habe folgendes gesagt: „Jungs, ich habe einen Fehler gemacht.“ Dies zeige seinen Charakter, sagt der Trainer über seinen Schützling, vor den er sich jetzt auch im wahrsten Sinne des Wortes schützend stellt. Baris Acikgöz selbst soll keine Interviews geben und sich zunächst auf sich konzentrieren. In der Zwischenzeit soll er sich auch beim betroffenen Schiedsrichter entschuldigt haben.

Jochen Holl trainiert die SG Heldenfingen/Heuchlingen. Foto: Oliver Vogel

Acikgöz wurde auch intern bestraft, wie Holl anmerkt. Nach dem Albpokal wurde der Stürmer für drei Wochen suspendiert, er durfte weder am Training mit der Mannschaft teilnehmen noch bei Testspielen auflaufen. „Ich denke, dass wir da auch konsequent waren“, sagt Jochen Holl, der anfügt: „Jeder, der Baris kennt, weiß, dass es für ihn die größte Strafe ist, wenn er keinen Fußball spielen darf.“ Darüber hinaus habe die SG Heldenfingen/Heuchlingen weitere disziplinarische Maßnahmen verhängt, über die Holl allerdings nicht öffentlich reden möchte. Baris Acikgöz sei „schwer mitgenommen“ und „sehr nachdenklich geworden“, sagt der Coach. „Er hat einen Fehler gemacht. Jeder macht Fehler“, betont Jochen Holl. „Das ändert meine Meinung über ihn nicht. Baris ist ein super Mensch.“

Das entschuldigt natürlich nicht, was vorgefallen ist. Die Aktion von Baris war scheiße. Es geht aber weiter.

Jochen Holl, Trainer der SG Heldenfingen/Heuchlingen

Bezüglich des vom Sportgericht verhängten Strafmaßes von sechs Wochen ist SG-Coach Holl „hin- und hergerissen.“ Einerseits könne er nachvollziehen, dass Spieler, die oft gefoult werden und von Schiedsrichtern nicht entsprechend „geschützt“ würden, sich darüber enorm aufregen. Baris Acikgöz sei ein solcher Spieler, der „ständig auf die Socken“ bekomme und sich „nicht alles gefallen lassen“ möchte. Der Albpokal als Wettbewerb habe zudem bei Fußballern einen enorm hohen Stellenwert, ist Holl um eine Einordnung bemüht. Er betont aber: „Das entschuldigt natürlich nicht, was vorgefallen ist. Die Aktion von Baris war scheiße. Es geht aber weiter.“

Bleibt Baris Acikgöz Kapitän der SG Heldenfingen/Heuchlingen?

In der vergangenen Saison hat Baris Acikgöz die SG Heldenfingen/Heuchlingen als Kapitän aufs Feld geführt. Ob dies auch in der kommenden Saison der Fall sein wird, ließ Jochen Holl noch offen. „Ich habe die Kapitänsfrage noch offengelassen, wir haben viele Führungsspieler“, sagt der Trainer, der in dieser Saison die Nachfolge von Daniel Mack angetreten hat. Am Donnerstag, 14. August, soll der Kapitän bekanntgeben werden.

Jetzt einfach weiterlesen
Jetzt einfach weiterlesen mit HZ
- Alle HZ+ Artikel lesen und hören
- Exklusive Bilder und Videos aus der Region
- Volle Flexibilität: monatlich kündbar