Warum Sontheims Legende Tina Straub zum ersten Mal in ihrer Karriere zu einem anderen Verein wechselt

Mit Anfragen seitens „der Zeitung“ ging und geht sie vorsichtig um. Hier mal ein Artikel, da mal einer – zu viel Aufhebens um ihre Person möchte Tina Straub aber nicht machen. Viel lieber geht sie auf dem Fußballplatz voran. Und hat so die Sontheimer Fußballwelt im vergangenen Jahrzehnt geprägt wie keine andere Spielerin.

Über 260 Spiele hat Straub für den FV Sontheim (und in den vergangenen zwei Saisons für die SG Sontheim/Hohenmemmingen) bestritten. Stets war sie die Torjägerin vom Dienst und schaffte es mit Sontheim bis in die Landesliga. Auch für sie unvergessen: Die Relegation gegen Feuerbach, in der es für Sontheim im Juni 2022 um den Klassenerhalt in der Landesliga ging, ein K.-o.-Spiel. Bis zur 90. Minute lagen die Sontheimerinnen 0:1 zurück, ehe Straub den Ausgleich erzielte. Und mehr noch: In der Verlängerung traf sie zum 2:1-Sieg.

Tina Straub erzielte 16 Tore in 22 Spielen

Vor zwei Jahren war sie in der klassentieferen Regionenliga Torschützenkönigin (20 Treffer in 21 Einsätzen), in der vergangenen Spielzeit kam die 28-Jährige auf 16 Tore (in 22 Spielen). Allerdings konnte der Abstieg der SG Sontheim/Hohenmemmingen aus der Regionenliga nicht abgewendet werden. Ein anderer Verein kam für Tina Straub, trotz regelmäßiger Angebote, bis dahin nie in Frage. Doch durch den Abstieg in die Bezirksliga ist es tatsächlich so weit: Tina Straub wird zum ersten Mal in ihrer Karriere in der kommenden Saison nicht für den FV Sontheim oder die SG Sontheim/Hohenmemmingen auflaufen.

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Tina Straub über ihren Wechsel

Eine Ära ist nun beendet, vorerst. „Jetzt probiere ich’s doch noch einmal“, sagt Straub über ihre Entscheidung, zum TSV Albeck (Landesliga, zwei Klassen höher als die Bezirksliga) zu wechseln. Auf Einladung des TSV Albeck habe sie an einem Probetraining teilgenommen. Allerdings: „Ich habe mir den Kopf darüber zerbrochen, ob ich tatsächlich wechseln soll. Die Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen“, so die Sontheimerin, die nur fünf Minuten entfernt vom Sportplatz in Sontheim lebt. Sie habe mit ihren Mitspielerinnen über einen Wechsel gesprochen – und bekam Zuspruch, es zu versuchen. Der Tenor: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“, fasst Straub zusammen. Die ein oder andere werde auch zum Zuschauen kommen, freut sie sich.

Beim TSV Albeck freut man sich auf den Neuzugang. „Tina kann uns auf und neben dem Platz helfen“, ist Michael Ortlieb überzeugt. Auch der Albecker Trainer weiß, dass Straub für die Bezirksliga „überqualifiziert“ ist. „Die Landesliga ist eine Klasse, die ihrem Talent und ihrer Leistung eher entspricht. Nur durch den Abstieg der SG hat sich für uns das Türchen aufgemacht“, so der 37-Jährige, der Straubs Qualitäten wie folgt beschreibt: Zug zum Tor, viel Übersicht, beidfüßig, arbeitet nach hinten, ruhig und reflektiert.

Tina ist eine Spielerin, die man in den eigenen Reihen haben möchte.

Michael Ortlieb, Trainer des TSV Albeck, über seine neue Spielerin

Ortlieb betont aber ebenfalls, dass Straub sich den Wechsel nicht einfach gemacht hat. Sie habe sich nach dem Probetraining Zeit erbeten, um sich Gedanken machen zu können. „Das muss man ihr hoch anrechnen“, betont Ortlieb. Nun sei er froh, dass es geklappt hat. „Unsere Spielführerin hat gesagt: Wenn wir sie kriegen, ist es das Beste für uns. Tina ist eine Spielerin, die man in den eigenen Reihen haben möchte.“

Am 25. Juli geht’s los mit der Saisonvorbereitung. Und schon bald wird Straub das schwarz-gelbe Trikot des TSV Albeck tragen. „Als Bayernfan geht das eigentlich nicht“, scherzt die 28-Jährige (Borussia Dortmund, ein „Erzrivale“ des FC Bayern München, hat auch schwarz-gelbe Trikots). Insgesamt sei sie aber auf das neue Kapitel ihrer Karriere gespannt. „Ich kann ja nichts verlieren“, sagt Tina Straub.