Fußball

So lief die Stammzellenspende bei Kapitän Sebastian Ulshöfer vom TSV Gussenstadt ab

Ein kleiner Beitrag zu einer großen Sache! Sebastian Ulshöfer spielt Fußball beim TSV Gussenstadt. Einige Wochen musste der 32-Jährige mit dem Sport pausieren, da er über die DKMS Stammzellen gespendet hat.  Der TSV-Kapitän im Interview:

Manchmal gibt es Wichtigeres als Fußball. Das ist eine oft bemühte und mitunter schon etwas abgenutzte Floskel. Im Fall von Sebastian Ulshöfer, dem Kapitän des Kreisligisten TSV Gussenstadt, trifft sie jedoch vollkommen zu. Denn Ulshöfer verzichtete für zweieinhalb Wochen auf Fußball, um Stammzellen zu spenden. Der Mittelfeldspieler erklärt im Interview, was ihn dazu bewegt, wie eine Stammzellenspende abläuft und wem sie zugutekommt.

Was ist eine Stammzellenspende genau?

Menschen mit Blutkrebs können nicht mehr genügend gesunde Blutzellen bilden. Deshalb erhalten sie zusätzlich zur Chemotherapie gesunde Stammzellen von einem passenden Spender. Diese können im Knochenmark ein neues, funktionierendes Blutsystem aufbauen und geben den Betroffenen die Chance auf ein neues Leben.

Wie bist du auf das Thema Stammzellenspende aufmerksam geworden?

Wir haben im Rahmen einer Gesundheitswoche meines Arbeitgebers eine sogenannte DKMS-Typisierung gemacht. Dabei durfte sich jeder freiwillig bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei registrieren und einen Speicheltest machen. Dieser wurde dann eingereicht.

Wie kam es zur Kontaktaufnahme und der Entscheidung, selbst zu spenden?

Nachdem ich mich 2022 registriert hatte, habe ich fast drei Jahre nichts gehört. Anfang April dieses Jahres hatte ich dann zahlreiche verpasste Anrufe einer Tübinger Nummer mitsamt einer Nachricht, dass ich dringend zurückrufen soll. Zunächst dachte ich, das könnte ein Spam-Anruf sein. Trotzdem habe ich dann zurückgerufen und mit einer Mitarbeiterin von der DKMS gesprochen. Die hat mir dann erklärt, dass eine auf die Stammzellenspende angewiesene Person übereinstimmende genetische Gewebemerkmale aufweist. Daraufhin habe ich mir den Ablauf erklären lassen und mich dann dazu entschieden, die Spende durchzuführen, um der betroffenen Person zu helfen.

Wie lief die Spende selbst ab?

Nach einigen präventiven Bluttests und verschiedenen Voruntersuchungen im DRK-Blutentnahmezentrum in Ulm war es schließlich so weit. Bei mir wurde die sogenannte periphere Stammzellenspende durchgeführt, das ist die häufigste Entnahmemethode.

Sebastian Ulshöfer ist Kapitän des TSV Gussenstadt. Foto: Denis Zikeli

In den Tagen zuvor sollte ich einen Wachstumsfaktor zu mir nehmen, welcher die Produktion der für die Spende wichtigen Stammzellen anregt.

Dann kommt der Tag der Tage?

Ja, am Tag der Entnahme selbst saß ich fünf bis sechs Stunden auf einem Stuhl und habe auf beiden Armen einen Zugang gelegt bekommen. Dabei wird auf dem einen Arm Blut entnommen und auf dem anderen Blut hinzugeführt. Dazwischen steht eine Maschine mitsamt Zentrifuge. Dabei werden Blutkörperchen voneinander getrennt.

Im Nachgang ging es darum, den entstandenen Calciummangel zu bekämpfen. Dafür bekam ich einen Shake mit Elektrolyten und durfte Bananen essen.

Wie hoch sind die Chancen auf Heilung bei dem Empfänger der Spende?

Es ist nicht sicher, dass der Körper des Empfängers die Stammzellen aufnehmen kann.

Laut der Ärztin, die die Spende bei mir begleitet hat, sei die Trefferquote, wenn der Patient nur an Blutkrebs erkrankt, sehr hoch. In diesem Fall kann der Patient wieder gesund werden.

Würdest du noch einmal eine Stammzellenspende machen?

Auf jeden Fall. Man ist zwar ein paar Tage schlecht drauf und fühlt sich etwas krank. Aber das ist es allemal wert, einem anderen Menschen ein neues Leben zu schenken.

Wie geht’s dann weiter?

In den nächsten zwei Jahren bin ich für diesen Patienten reserviert. Falls noch einmal eine Spende erforderlich ist, stehe ich weiterhin zur Verfügung. Die Stammzellenspende ist ein kleiner persönlicher Beitrag zu einer ganz großen Sache. Es kostet einen nur eine kleine Zeitinvestition, mit der man sehr viel erreichen kann.

Wo kann man spenden?

Man muss sich einfach nur online bei der DKMS registrieren und bekommt dann ein Test-Set zugeschickt. Auf der Homepage der DKMS stehen super viele Informationen zu dem Thema, die man in Ruhe nachlesen kann.

Wie lange und warum musstest du pausieren mit dem Fußballspielen?

Durch die Spritzen, die ich vor der Spende bekommen habe, produziert der Körper mehr Stammzellen. Die Milz muss daran arbeiten, die überschüssigen Blutkörperchen abzubauen. Deshalb ist die Milz vergrößert und dadurch anfälliger als üblich. Da Fußball nun mal auch ein Kontaktsport ist, habe ich für einen kurzen Zeitraum pausieren müssen.

Aktionsspieltag mit der DKMS

Die SG Auernheim/Neresheim (Kreisliga B4) richtet gemeinsam mit der DKMS am Sonntag, 21. September, im Rahmen des Heimspiels gegen die TSG Nattheim II einen Aktionsspieltag aus (Anpfiff in Auernheim um 15 Uhr). Zuschauern, Spielern und allen Interessierten soll die Möglichkeit gegeben werden, sich unkompliziert bei der DKMS registrieren zu lassen.

Sebastian Ulshöfer hat drei Spiele verpasst. Seit zwei Wochen ist der Kapitän beim TSV Gussenstadt wieder dabei.