Fußball-Landesliga

So emotional schildern Legenden des FV Sontheim ihre Eindrücke über die Horrorserie ihres Herzensvereins

Was für eine sportliche Talfahrt! In der Landesliga mussten die Fußballer des FV Sontheim 13 Niederlagen in 13 Saisonspielen hinnehmen und sind Tabellenletzter. Vor dem Auswärtsspiel beim Tabellenvorletzten MTV Stuttgart am Sonntag kommen ehemalige verdiente Spieler wie Christoph und Manuel Renner, Gabriel Friedrich, Daniel Mack, Chrisovalantis Chalkidis, Christian Kreutter und Johannes Röhrer zu Wort:

13 Ligaspiele, 13 Niederlagen, 0 Punkte. 4 Tore geschossen, 43 Gegentore bekommen. Fußballfans können diese Zahlen nicht kaltlassen. Die Landesliga-Fußballer des FV Sontheim stehen aktuell vor einer riesigen Herausforderung in der Landesliga, in der sie folgerichtig den letzten Tabellenplatz belegen. Auch ehemalige Spieler, die man durchaus als Legenden bezeichnen kann, fiebern mit ihrem Herzensverein mit.

Jung und wild: Gabriel Friedrich im Sontheimer Trikot im April 2013. Foto: HZ_Archiv

„Na klar, leidet man da mit. Und man hofft jede Woche, dass die ersten Punkte kommen“, sagt Gabriel Friedrich, der zum Beispiel in der Saison 2012/13 mit dem FV Sontheim in der Landesliga gespielt hat. „Das ist wirklich eine Horrorserie und eigentlich unglaublich. Mit einigen Spielern bin ich in Kontakt. Aber es ist nicht immer einfach, die richtigen Worte zu finden“, so der Spielertrainer des SV Asselfingen (Kreisliga A2/Donau/Iller), der aktuell sieben Tore und vier Vorlagen in zehn Spielen vorzuweisen hat. „Am liebsten würde ich helfen“, scherzt der 39-Jährige.

Christoph Renner im Trikot des FV Sontheim. Foto: HZ-Archiv

Auch einen Stürmer wie Christoph Renner (in seiner Hochphase) könnten die Sontheimer sicherlich gebrauchen. Der 37-Jährige, der über viele Jahre hinweg Leistungsträger beim FV Sontheim war, sagt: „Ich finde es schade für die Jungs. Und auch für Seba (Sebastian Knäulein) ist es keine schöne Situation. Ich hoffe, dass der Verein an ihm als Trainer festhalten wird.“ Aus eigener Erfahrung weiß Christoph Renner, dass es in der Landesliga enorm schwer ist. „In einer Saison hatten wir mal in der Rückrunde nicht mehr viele Punkte geholt. Da sind zweistündige Fahrten, die mit Niederlagen enden, nicht so schön.“ Der ehemalige Angreifer, der die E-Jugend bei der SG Heldenfingen/Heuchlingen trainiert und noch bei den Alten Herren mitkickt, sagt aber auch: „Ich gehe davon aus, dass es bei Sontheim in den nächsten Spielen klappt und sie noch einen oder zwei Siege in der Vorrunde holen.“

Ein großes Spiel: Im August 2018 (WFV-Pokal) bekam Manuel Renner als Torhüter des FV Sontheim Sonderlob vom Gegner, den Stuttgarter Kickers. Foto: HZ-Archiv

Diese Hoffnung hat auch Manuel Renner. Der jüngere Bruder von Christoph Renner war Torhüter beim FV Sontheim. Aktuell ist er Torwarttrainer bei der SG Heldenfingen/Heuchlingen, hat aber auch einige Spiele für das Bezirksligateam bestritten. „Jeder, der beim FV Sontheim gewesen ist, weiß, dass es ein besonderer Verein ist“, sagt Manuel Renner. „Da tut es schon weh, dass es gerade so schlecht läuft. Vielleicht läuft’s ja gegen direkte Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt besser“, so der 33-Jährige.

Das Rot steht ihm: Christian Kreutter (links) am Ball für den FV Sontheim. Foto: HZ-Archiv

„Das ist schon hart“, sagt auch Christian Kreutter mit Blick auf die Bilanz des FV Sontheim, für den er schon in der Landesliga auflief. Auffällig sei aber, dass egal welche Mannschaft aus der Bezirksliga Ostwürttemberg aufsteigt, diese in der Landesliga kaum eine Chance habe, sagt der 39-Jährige, der als Lehrer in Schwäbisch Gmünd arbeitet. „Egal, ob es Bargau, Bettringen oder Sontheim ist. Der Sprung ist einfach enorm“, sagt Kreutter, der einst beim FV Sontheim auch geturnt hat. Nach anderthalbjähriger Fußballpause spielt er für den GSV Höpfigheim – und hat sechs Tore (drei Vorlagen) in sieben Einsätzen erzielt. „Eigentlich wollte ich nur in der AH mittrainieren“, sagt Kreutter – und muss lachen. Jetzt kämpft er mit Aufsteiger Höpfigheim in der Kreisliga A1 (Enz-Murr) um den Klassenerhalt.

Vorbei am Torwart? Daniel Mack als Stürmer des FV Sontheim. Foto: HZ-Archiv

Zehneinhalb Jahre hat Daniel Mack das Trikot des FV Sontheim getragen. Auch deswegen könne er sich in die Spieler hineinversetzen, sagt der 44-Jährige, der aktuell die U16 des FC Gundelfingen betreut. „Ich hoffe, dass sie möglichst schnell positive Ergebnisse bekommen. Das wäre auch fürs Selbstvertrauen enorm wichtig“, so Mack, der einst ein Ausnahmestürmer beim FVS gewesen ist und mit diesem zweimal in der Landesliga gespielt hat. „Unsere zweite Saison war damals katastrophal. Auch deswegen leide ich mit.“

Ein feiner Techniker: Chrisovalantis Chalkidis als Ballkünstler beim FV Sontheim. Foto: HZ-Archiv

Immerhin sieben Tore in 31 Einsätzen gelangen Chrisovalantis Chalkidis in der Landesligasaison 2012/13 für den FV Sontheim. Keine schlechte Quote für einen Mittelfeldspieler. „Ich hatte in Sontheim zwei sehr schöne Jahre. Natürlich leide ich jetzt mit“, so der 42-Jährige, der sich wiederum mit dem SC Hermaringen in einer schwierigen Phase in der Kreisliga A3 befindet. „Es ist wirklich positiv gemeint. Aber Sontheim ist zu gut für die Bezirksliga und vielleicht nicht stark genug für die Landesliga“, so Chalkidis. „So eine Horrorserie ist aber schon heftig.“

Als Co-Trainer des FV Sontheim: Martin Rebhan schaut genau hin. Foto: HZ-Archiv

Für den FV Sontheim hat Martin Rebhan zwar nie gespielt. Allerdings bildete er eineinhalb Jahre lang mit Sebastian Knäulein in der Landesliga das Trainerteam, ehe er aus beruflichen Gründen nach Darmstadt zog. „Es ist eine scheiß Situation. Aber ich finde es gut, dass sie in Sontheim die Ruhe haben“, sagt Rebhan, der als Purser bei der Lufthansa für alle Flugbegleiter zuständig ist. „Egal, wo ich auf der Welt gerade bin, geht mein Blick sonntagnachmittags bei Fussball.de auf das Sontheimer Ergebnis. Ich wäre gerne noch dabei“, so Rebhan, der viele Jahre selbst Fußballer war. „Ich weiß, was viele Niederlagen mit einem machen. Aber ich hoffe, dass meine Sontheimer Jungs trotzdem Freude am Fußballspielen haben. Das müssen sie jetzt gemeinsam durchstehen.“

Da kommt er über die linke Seite: Johannes Röhrer bei einem Heimspiel des FV Sontheim im Jahr 2014. Foto: HZ-Archiv

Auch Johannes Röhrer sagt: „Wenn du immer nur verlierst, macht es etwas mit dir im Kopf.“ Bei einem Heimspiel des FV Sontheim rieb er sich, bildlich gesprochen, aber die Augen. „Ich war gegen Bernhausen dabei und habe mich gefragt, wie es sein kann, dass die Jungs noch null Punkte haben“, sagt der 35-Jährige über die starke Leistung des FV an diesem Tag. „Für die Mittel, die Sontheim hat, ist der Sprung in die Landesliga schon riesig“, sagt Röhrer, der einst mit dem FV Sontheim zweimal in der Landesliga dabei war. „Der Klassenerhalt ist eine Mammutaufgabe. Das große Plus beim FV Sontheim ist aber: Sie verlassen ihren Weg nicht. Sie haben eine klare Philosophie und setzen auf eigene und junge Spieler“, sagt der Linksfuß, dem als spielender Co-Trainer für seinen Verein, den TSV Merching, zum Auftakt der Rückrunde in der Kreisliga Augsburg ein Doppelpack gelang. Mit seiner Mannschaft, mit der er auf Platz eins steht, blieb Röhrer in der gesamten Hinrunde sogar ohne Niederlage.

Was Sontheim hat, hat kein anderer Verein. Er besitzt eine besondere Strahlkraft.

Johannes Röhrer

Beim Blick auf den FV Sontheim gerät er aber regelrecht ins Schwärmen: „Was Sontheim hat, hat kein anderer Verein. Er besitzt eine besondere Strahlkraft“, ist Röhrer überzeugt. „Deswegen können die Sontheimer ohne das große Geld Spieler für sich gewinnen. Der Verein lebt von Emotionen und dem Füreinanderdasein.“

Der Tabellenletzte zu Gast beim Tabellenvorletzten

Der FV Sontheim tritt am Sonntag beim MTV Stuttgart an, der mit sieben Punkten den vorletzten Tabellenplatz belegt (14.30 Uhr).