Nach zwölf Siegen in Folge hat es Türkspor Heidenheim erwischt: In einem flotten und intensiv geführten Spitzenspiel gegen den VfL Gerstetten verliert der Tabellenführer mit 1:2. „Wir wussten, dass es uns irgendwann erwischen würde, mit einer Niederlage“, sagte Türkspors Spielertrainer Denis Werner, der noch eine Rotsperre absitzen musste, nach dem Spiel – obwohl seine Mannschaft insgesamt mehr vom Spiel hatte.
Schon vor dem Spiel hatte Gerstettens Trainer Harald Fronmüller mit Blick auf die bisherigen Leistungen Türkspors von „einer anderen Liga“ gesprochen. Die Chance war für Gerstetten dennoch da, den Elf-Punkte-Vorsprung auf acht Punkte zu verringern. Gespielt wurde auf Kunstrasen am Fischerweg – bei nasskaltem Wetter und vor knapp 250 Zuschauern.
Türkspor führt früh gegen den VfL Gerstetten
Die kalte Dusche gab es dann schon nach drei Minuten für den VfL Gerstetten. Eine scharfe Hereingabe verwertete Türkspors Mert Tulum, der am langen Pfosten den Ball wuchtig in die Maschen drosch. „Da waren meine Jungs etwas grün hinter den Ohren. Da hätten wir doppeln müssen“, haderte VfL-Trainer Fronmüller nach dem Spiel. Und das 1:0 schien Eindruck beim Gast zu hinterlassen, denn der Gastgeber hatte – obwohl mit Aurel Kovacs ein wichtiger Spieler früh raus musste – in der Folge mehr vom Spiel und kombinierte gefällig. Gerstetten verteidigte gut und setzte zwar kleine Nadelstiche nach vorne, aber die Chancen hatte der Tabellenführer. Passsicher lief der Ball beim souveränen Spitzenreiter, doch er wollte nicht ins Tor. Nach 45 Minuten hätte es gut und gerne 2:0 oder 3:0 stehen können. So ging es mit einer verdienten 1:0-Führung für die Hausherren in die Pause.
Gerstetten musste dann nach dem Ausfall von Abwehrchef Nico Benz umstellen, und dies setzten die Spieler gut um. Die Gäste spielten gut mit und lauerten auf Kontermöglichkeiten. In der 63. Minute verwertete Luca Fronmüller eine scharfe Hereingabe freistehend zum Ausgleich – in der Phase des Spiels sicherlich verdient. Es war bereits der vierte Treffer des 20-jährigen Trainer-Sohnes.
Umstrittenes Siegtor für den VfL Gerstetten
Türkspor antwortete mit wilden Angriffen, aber Gerstetten verteidigte weiter gut. Dann der Aufreger des Spiels: In der 80. Minute war der Ball nach Sicht der Türkspor-Verantwortlichen schon klar im Toraus, als der Pass zum eingewechselten Leonhard Weise kam. Der hatte keine Mühe, zur Führung einzuschießen – der erste Saisontreffer des 20-jährigen Abwehrspielers. Türkspor hatte es jetzt eilig, und die jungen Gerstetter verteidigten leidenschaftlich die knappe Führung. Weit in der Nachspielzeit wurde es hektisch, und alle Spieler des Tabellenführers gingen zum letzten Eckball in den Gerstetter Strafraum. Die Ecke brachte nichts mehr ein, und unter großem Jubel des Gerstetter Anhangs pfiff Schiedsrichter Klaus Schwarz ab.
Der stand direkt nach der Partie dann auch im Mittelpunkt. Türkspors Denis Werner wollten den Unparteiischen zur Rede stellen, es kam zu kleinen Rangeleien, doch am Ende gab man sich friedlich die Hand. Angefressen, ob des bitteren Spielverlaufs, war Werner bei seiner Analyse trotzdem. „Wir sind heute klar die bessere Mannschaft und müssen zur Halbzeit 3:0 führen“, sagte der Spielertrainer und kam dann zur strittigen Szene: "Dann gibt es eine klare Fehlentscheidung, bei der der Schiedsrichter auch zugibt, dass der Ball im Aus war. Dann nimmt das Spiel einen anderen Verlauf“, so der 32-jährige Trainer. Trotz des Ärgers blickte er nach dem Spiel schon wieder nach vorne: „Wir hätten den Sack zumachen sollen, aber das wirft uns jetzt nicht zurück. Wir sind immer noch Erster und lassen uns nicht beirren.“
Stolzer VfL-Trainer Fronmüller: "Wir haben heute Moral gezeigt"
Aufseiten der Gäste war die Freude natürlich groß und Trainer Harald Fronmüller mächtig stolz auf seine „jungen Wilden". „Wir haben heute Moral gezeigt und uns nicht hängen lassen, obwohl wir personell etwas am Stock gehen.“ Sein Torwarttrainer Patrick Gründemann lobte seine Jungs für die Grundtugenden im Fußball: „Die Bissigkeit, der Kampf und der Wille haben heute super gepasst“, so der 42-Jährige.
Fronmüller habe zu seiner Mannschaft vor dem bisher schwierigsten Saisonspiel gesagt: " Geht ohne Erwartungen rein und spielt euer Spiel. Wir schauen heute, was wir machen können." Auf die Frage, ob die Liga durch die Niederlage Türkspors wieder spannend geworden ist, meinte Fronmüller abschließend: „Türkspor spielt weiter in einer anderen Liga und wird auch durchmarschieren. Wir schauen nach uns. Es passt alles: Wir gehen heim, haben keine Verletzten. Alles gut.“
Namen und Zahlen
Türkspor Heidenheim: Taygun im Tor; Acar (72. Sahan), Eroglu, A.Werner, Ace, Ayyildiz, Steinmetzer, Kovacs (12. Halici, 64. Demir), Baytemür (90. Coban), Tulum Akcay (77. Maliqi)
VfL Gerstetten: Fronmüller im Tor; Benz (46. Gruner), Freihart, Wegmann, Walter, Bayer (76. Weise), L.Fronmüller, Pfeiffer, Jahraus, Eckardt, Seibold
Gelbe Karten: Türkspor Heidenheim: 2 VfL Gerstetten: 4