Sieg über Nordmeister Bonn

Und wieder ein Finale: Heidenheimer Baseballer auf Rekordjagd

Die Heideköpfe haben die Überraschung geschafft und den Nordmeister Bonn Capitals in der Halbfinalserie mit 3:1 besiegt. Nach den beiden Erfolgen in Bonn verloren die Heidenheimer Baseballer Spiel drei, schafften dann aber mit einem 3:1-Erfolg den Einzug ins Endspiel um die deutsche Meisterschaft – und dies schon zum elften Mal.

Die Heideköpfe werden in diesem Jahr zum Trauma für Bonns Baseballer. Erst schnappten die Heidenheimer den Capitals im eigenen Stadion den historischen ersten deutschen Sieg im Champions Cup weg, nun warfen sie den favorisierten Nordmeister im Halbfinale aus dem Rennen um den nationalen Titel. Durch den Finaleinzug sind die HSBler auch wieder für den Europapokal qualifiziert.

Bonn schlägt zurück

Den Grundstein legten die HSB-Baseballer mit den beiden Siegen in Bonn (6:4 und 4:2), entschieden war aber noch nichts, am Samstag schlug die Mannschaft vom Rhein zurück. Es war mal wieder eine Gala von Markus Solbach, dem seit Jahren besten deutschen Pitcher. Die wenigen Chancen gegen ihn nutzten die Heideköpfe nicht und unterlagen klar mit 0:5.

Somit hatte Bonn wieder Auftrieb, aber Heidenheim hat einen Logan Hoffmann. In Spiel vier der Serie zeigte der kanadische Werfer erneut seine Klasse. Dabei versuchten die Capitals alles, hatten am Schlag auch viele harte Kontakte, doch letztlich blieb der Homerun von Daniel Lankhorst der einzige Punkt. Es war der Ausgleich im vierten Inning, nachdem die Gastgeber im zweiten Durchgang durch Ladislaus Landwehr vorgelegt hatten.

Spektakuläre Aktionen in der Feldverteidigung

Hoffmann konnte sich auch auf seine Feldverteidigung verlassen. Diese blieb fast fehlerfrei und lieferte einige spektakuläre Aktionen ab, speziell durch Phildrick Llwellyn, Philip Schulz und Gary Owens, der im Centerfield nach Sprint noch zum Hechtsprung ansetzte und die Kugel aus der Luft fischte. Der Routinier sorgte dann auch im fünften Inning für die erneute Führung. Nach Hit von Schulz donnerte Owens den Ball über den Zaun gegen die Anzeigetafel – der Homerun zum 3:1.

Danach war zwar noch lange zu spielen, aber Hoffmann ließ einfach nichts mehr anbrennen. Die meisten Pitcher lassen nach 70, 80 Würfen nach, werden dann so bei 100 Würfen ausgewechselt. Der 25-Jährige scheint dagegen gerade „hinten raus“ immer stärker zu werden, warf fünf seiner insgesamt elf Strike-outs in den letzten drei Innings.

Owens schlägt den entscheidenden Homerun

Für Owens war es der sage und schreibe 110. Homerun in der Bundesliga. „Ich denke nicht viel nach, haue einfach drauf“, sagt der 38-Jährige, der nach durchwachsener Regular Season in den Play-offs zu alter Stärke zurückfindet, mit einer Trefferquote von fast 50 Prozent derzeit bester Schlagmann der Heidenheimer ist. Auch die Schmerzen nach seinem beherzten Sprung waren schnell vergessen. „Bis 40 möchte ich schon noch spielen“, sagt der US-Amerikaner, der seit acht Jahren den Dress der Heideköpfe trägt, mittlerweile ja mit einer Deutschen verheiratet und Vater geworden ist.

Gary Owens sorgte mit seinem 110. Homerun für den Sieg. Susanne Liedtke

Schon vorher spielte er in Deutschland, hat aber noch keinen deutschen Pass und gilt im Gegensatz zu einigen anderen Bundesligaspielern ausländischer Herkunft auch nicht als Baseball-Deutscher. „Das Problem ist, dass ich dazwischen immer mal wieder in den USA war. Aber in zwei Jahren sollte es so weit sein“, erklärt Owens. Auch wenn das dann vielleicht mit seinem Karriereende zusammenfallen sollte, will er auf jeden Fall mit der Familie in Heidenheim und bei den Heideköpfen bleiben.

Im Finale gegen Regensburg

Jetzt steht er aber erst einmal mit Heidenheim im Endspiel um die deutsche Meisterschaft. Gegner ist wie erwartet Regensburg, auch wenn sich die Legionäre in ihrem Halbfinale gegen Hamburg (6:2/10:13/2:1/1:0) überraschend schwertaten. Los geht es mit zwei Spielen am 30. und 31. August in der Oberpfalz, am 6. und 7. September wird die Serie dann in Heidenheim fortgesetzt. Sollte ein fünftes Spiel nötig werden, wird dieses am 13. September wiederum in Regensburg ausgetragen.

Die Favoritenrolle liegt vor allem aufgrund des breiteren Pitching-Kaders wohl bei den Legionären, die Heideköpfe werden ihre Siegermentalität dagegen stellen. Sie stehen bereits zum elften Mal im DM-Finale, in den vergangenen elf Jahren gab es nur drei Endspielserien ohne Heidenheimer Beteiligung. Bei den bisherigen zehn Versuchen holten die HSBler siebenmal auch die Trophäe.

Gegen Bonn spielten: Llewellyn (3B, 1 Hit), Owens (CF; 4 Hits, 1 Homerun), Germaine (C; 1 Hit), Larry (RF; 1 Hit), Gühring (1B; 2 Hits), Montgomery (LF; 1 Hit), Landwehr (DH; 2 Hits), Liedtke (SS; 1 Hit), Redle (PH), Schulz (2B; 1 Hit); Schüller (P; 4 Strike-outs), Seyfried (P), Hoffmann (P; 11 Strike-outs)

Heideköpfe helfen mit Busfahrer aus

Bei aller Rivalität – die Baseballer aus Bonn und Heidenheim haben sich nun schon viele Duelle geliefert - ging es am Wochenende sportlich fair zu. Außergewöhnlich war aber die Hilfe, welche die Heideköpfe ihren Kontrahenten in Sachen Transport zukommen ließen.

Das Bonner Team übernachtete in Oberkochen und für den Fahrer des Mannschaftsbusses hätte mit der Fahrt nach Heidenheim die Schicht begonnen. Wäre die Serie über fünf Spiele gelaufen, hätte er dann aber am Sonntagabend aufgrund der vorgeschriebenen Ruhezeiten nicht mehr bis Bonn fahren dürfen.

Harry Schäfer, Busfahrer bei der HVG und Fahrer bei vielen Auswärtsspielen der Heideköpfe, erfuhr im Vorfeld von diesem Problem und erklärte sich spontan bereit, den Bus der Capitals von Oberkochen nach Heidenheim zu fahren, die Spieler auszuladen und das Gefährt wieder zum Hotel zu bringen. So konnte der Bonner Fahrer später starten und die Gäste beruhigt in die Spiele gehen – geholfen hat es ihnen aber letztlich nichts.

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