Kommentar von Thomas Jentscher

Sieg der Heidenheimer Baseballer: Spitzenleistung unter Amateurbedingungen

32 Jahre nach ihrer Gründung haben es die Heidenheim Heideköpfe an die europäische Spitze geschafft. HZ-Redakteur Thomas Jentscher ordnet den Triumph der Heidenheimer Baseballer im Champions Cup ein:

Es ist einer der größten Momente der Heidenheimer Sportgeschichte, auch wenn er sich in nicht allzu großer Öffentlichkeit abspielte. Die Heideköpfe haben die Baseball-Champions-League gewonnen. Sicher lief der Wettbewerb nicht gerade unglücklich, da die starken Teams aus Italien und den Niederlanden fehlten. Dennoch war die Leistung überragend, das Niveau erstklassig und der dicke Eintrag in der Historie des europäischen Baseballs ist den Heidenheimern nicht mehr zu nehmen.

Vor 32 Jahren bei null begonnen

Wer hätte das gedacht, als der heutige Trainer und Manager Klaus Eckle mit einigen gleichgesinnten Freunden vor über 32 Jahren auf dem Jahnplatz bei null begann? Stück für Stück haben diese Enthusiasten den amerikanischen Nationalsport in Heidenheim etabliert, es entstand eine gut funktionierende Abteilung im Heidenheimer Sportbund und auf dem Schlossberg ein Baseballstadion, das zu den schönsten in Deutschland zählt.

Die engagierte Jugendarbeit trug ihre Früchte und 2009 wurde mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft der erste Traum wahr. Nach mittlerweile sieben nationalen Titeln haben die Heideköpfe immer wieder betont, dass zur Vollendung noch der Champions Cup fehlt. Dafür haben sie in diesem Jahr einiges riskiert und investiert. Die Rechnung ging auf, die Mission ist erfüllt.

Leistungen wie im Profibereich

Das Niveau ist seit den Tagen auf dem beschaulichen Jahnplatz unglaublich gestiegen, wer heute in der Bundesliga mitspielen will, muss Leistungen wie im Profibereich bringen – dies aber weitgehend zu Bedingungen wie bei waschechten Amateuren. Sicher haben die Heideköpfe so wie die anderen Topklubs Spieler, die schon ihr Geld mit Baseball verdienten. Viele von ihnen gehen mittlerweile aber auch einer geregelten Arbeit nach und quasi alle deutschen Akteure stehen im Berufsleben oder studieren.

Im Fußball ist der Gewinn der Champions League mit vielen Millionen Euro verbunden, deutsche Baseballklubs benötigen erst einmal Sponsoren, um überhaupt teilnehmen zu können. Während die Bayern-Spieler nach einem Finalsieg (oder auch einer Niederlage) im Charterflugzeug gen München reisen würden, mussten die meisten Heideköpfe-Spieler am Tag nach dem Cup-Sieg schon wieder pünktlich zur Arbeit erscheinen.

Vollendung und Auftrag zugleich

Von weiteren sportlichen Großtaten abhalten wird sie das nicht, der Cup-Sieg ist Vollendung und Auftrag zugleich. Die nächsten Jahre werden einen Umbruch bringen. Einige Leistungsträger, für die der Sieg von Bonn nun umso schöner war, befinden sich im Herbst ihrer Baseballkarriere. Aber die Jugend steht parat, die Anzahl an vielversprechenden Talenten war vielleicht sogar noch nie so groß. So muss die siebte nicht die letzte deutsche Meisterschaft gewesen sein, der Champions Cup nicht der einzige bleiben. Schön wäre es dabei, wenn sich das bei den Rahmenbedingungen und beim Zuschauerinteresse wieder etwas verdienter auswirken würde.