Der Submariner

"Komische Würfe" - warum Samuel Steigert so wichtig für die Heidenheimer Baseballer ist

Da mussten sich auch die Heidenheimer Baseballfans erst einmal dran gewöhnen: Die Wurfbewegung von Pitcher Samuel Steigert, der seit diesem Jahr für die Heideköpfe aufläuft, ist gelinde gesagt ungewöhnlich. Was es damit auf sich hat und was sich der 26-Jährige mit dem HSB-Team vorgenommen hat.

Normalerweise werfen die Pitcher von schräg oben, ungefähr aus der 10-Uhr-Position (Linkshänder 14 Uhr). Einige wenige Werfer feuern die Kugel aber der Seite oder gar von unten ab. Letztere sind die sogenannten Submariner (U-Boot-Fahrer), zu diesen zählt sich „Sammy“ Steigert und spricht selbst davon, dass er „komisch“ wirft.

Für die gegnerischen Schlagleute ist dies aber oft kein Spaß. Zwar erreichen die Pitcher bei dieser Bewegung nicht die ganz hohen Geschwindigkeiten hin, dafür kommen die Bälle aus einer ungewohnten Richtung und auch die Bewegungen der Lederkugel sind für die Gegenüber am Schlagmal meist unerwartet.

Wenn der Ball ganz woanders herkommt

Gerade die vertikale oder horizontale Abweichung von der erwarteten Flugbahn bereitet den Schlagmännern ja oft die größten Schwierigkeiten. Meistens setzt bei der Offensive aber schnell der Lerneffekt ein und so werden Submariner vorwiegend für drei, vier Innings eingesetzt. Bei den Heideköpfen ist es gerade in Kombination mit zuvor sehr schnellen Würfen von Logan Hofmann eine starke Waffe. In Australien hat Steigert aber auch schon komplette Spiele bestritten.

Aber wie kommt man zu so einer Technik? Bei Steigert, der in Neuenburg mit dem Baseball begann und lange Zeit gar nicht als Pitcher, sondern im Infield spielte, war es eine besondere Begegnung. „Irgendwann haben wir gegen eine amerikanische Mannschaft gespielt, die hatte einen Pitcher, der von der Seite geworfen hat. Ich dachte, ich will das mal ausprobieren und es hat funktioniert“, berichtet der immer noch sehr vielseitige Spieler. „Ich habe mir da quasi eine Nische geschaffen, in Europa gibt es nicht viele Pitcher, die so werfen. Außerdem war es eine Möglichkeit, um in den USA Spielzeit zu bekommen“, so Steigert.

Viele Stationen auf der ganzen Welt

Nach dem Abitur ging er dann auch in die USA, um fünf Jahre lang in Alabama zu studieren und Baseball zu spielen. Dabei kam er auf den Geschmack, wollte noch mehr von der Welt sehen. Nach der Rückkehr nach Deutschland schloss er sich für zwei Jahre den Bonn Capitals an, spielte dann in Schweden, Australien, Tschechien und wieder Australien, ehe er in diesem Jahr auf dem Heidenheimer Schlossberg landete.

„Ich bin quasi alle sechs Montage umgezogen und habe ein neues Land bereist“, sagt Steigert, für den es auch eine Alternative gegeben hätte. „Nach der Uni habe ich ein Praktikum als Steuerberater gemacht und stand vor der Entscheidung, Ausbildung oder Australien. Ich habe es nicht bereut“, sagt der Weltenbummler, der sich aktuell auch ein berufliches Standbein als Buchhalter aufbaut.

Samuel Steigert im Gespräch mit Catcher Phildrick Llewellyn. Susanne Liedtke

Gerade der fünfte Kontinent hat es ihm besonders angetan. „Die Leute in Australien sind locker und absolut sportbegeistert“, schwärmt Steigert. Auch wenn Cricket immer noch mehr Zuschauer hat, boomt Baseball in „Down under“, allein in Adelaide, wo jeweils spielte, gibt es 14 Klubs. „Und es ist halt perfekt, weil der deutsche Winter nicht der angenehmste ist, man dort aber immer spielen kann. Ich fühle mich immer besser vorbereitet, wenn ich die ganze Zeit am Spielen bin“, erklärt Steigert.

Heidenheim bot sich an

Heidenheim war ihm als Baseballer natürlich nicht unbekannt. „Hier habe ich schon als kleiner Junge in Auswahlteams gespielt, Hannes Hirschberger war mein Trainer“, erzählt Steigert, der beinahe schon vor einigen Jahren bei den Heideköpfen gelandet wäre. „Anfang des Jahres habe ich beschlossen, wieder in Deutschland zu spielen und Heidenheim bot sich an. Es ist relativ nahe bei meiner Familie in Neuenburg. Außerdem war es natürlich sehr attraktiv, im Europapokal zu spielen. Und es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung“, sagt Steigert.

Zum einen stimmen für ihn die sportlichen Erfolge, zum anderen das Umfeld. „Ich kann nur positive Dinge sagen, es ist wie eine große Familie und man merkt, wie jeder, auch die Leute im Hintergrund, ihr ganzes Herzblut reinstecken. Vor allem natürlich Klaus Eckle, der den Verein gegründet hat. Sein Ziel ist es, dass es uns Spielern gut geht, man merkt wie viel ihm das bedeutet“, so Steigert.

Die Meisterschaft im Visier

Die Krönung wäre nun noch der deutsche Meistertitel. Steigert weiß, dass die Heideköpfe dafür endlich einmal an Regensburg Werfer Christian Pedrol vorbeikommen müssen. „Für uns war es extrem wichtig, dass wir das zweite Spiel in Regensburg gewonnen haben. Wir haben das Momentum und wenn wir unsere Offensive vom Sonntag jetzt wieder auf den Platz bringen, können wir auch Pedrol schlagen“, sagt Steigert und ist zuversichtlich, bei einem Sieg in Spiel drei die Serie dann auch vor heimischer Kulisse entscheiden zu können.

Vielleicht geht es aber doch in ein fünftes Spiel, dafür wäre er bereit. Und anschließend geht es – man ahnt es schon – erneut auf die andere Seite des Planeten. „Ich habe wieder ein Visum für Australien beantragt. Wenn es klappt, werde ich bis April dort spielen. Was dann kommt, weiß ich noch nicht, aber wenn ich wieder in Deutschland spiele, dann auf jeden Fall für Heidenheim“, verspricht Steigert.

Finalserie im Heideköpfe-Ballpark

Sowohl die Legionäre als auch die Heideköpfe konnten zum Auftakt der Finalserie in Regensburg jeweils ein Spiel gewinnen. Jetzt wechselt der Austragungsort für die Spiele drei am Samstag ab 17 Uhr und vier am Sonntag ab 14 Uhr nach Heidenheim. Ein mögliches Spiel fünf wäre dann am 13. September wieder beim Vorrunden-Gewinner in Regensburg. Generell gilt: Wer zuerst drei Spiele gewinnt, ist deutscher Meister 2025.