Mit langem Anlauf

Wie FCH-Stürmer Stefan Schimmer zu seinem Startelfdebüt kam

Vergangenen Samstag feierte Stefan Schimmer vom 1. FC Heidenheim im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt sein Bundesliga-Startelfdebüt – etwas, dass viele Experten dem Stürmer wohl nicht mehr zugetraut hätten. Doch Aufgeben ist nicht die Sache des 31-Jährigen, der mit seiner Art vielleicht exemplarisch für die beim FCH geforderten Tugenden steht.

Einmal muss das Wortspiel sein: In den vergangenen Wochen gab es im Angriff des 1. FC Heidenheim einen Hoffnungsschimmer, nämlich Stefan Schimmer. Für viele unerwartet, spielte sich der Angreifer so ein bisschen ins Rampenlicht, ist mit zwei Treffern bisher erfolgreichster Torschütze des FCH.

Seit sechs Jahren in Heidenheim

Dann soll aber auch Schluss mit Wortspielen sein, denn nur spaßig war es für Schimmer seit seinem Wechsel von Unterhaching nach Heidenheim im Jahr 2019 nicht immer. In vier Jahren in der 2. Liga wurde er zwar in 113 von 136 möglichen Spielen eingesetzt, kam dabei aber nur auf 3120 Minuten Spielzeit, also im Schnitt 27 Minuten pro Partie.

Dabei erzielte der „Bomber“, wie er respektvoll gerufen wird, jedoch beachtliche 14 Tore. In seinem ersten Jahr in Heidenheim benötigte er 87 Minuten für einen Treffer – das ist ein absoluter Spitzenwert. Zum Vergleich: Heidenheims bekanntester Torjäger Tim Kleindienst kam in 140 Zweitligaspielen auf 67 Treffer, benötigte damit jedes Mal 166 Minuten bis zum nächsten Jubel.

Der ewige Joker?

Ist Schimmer also der ewige Joker? Das ist sicher nicht sein Anspruch. „Natürlich will man immer von Anfang an spielen“, sagt der gebürtige Wertinger, der sich aber stets in seine Rolle fügte und, ja, zum Erfolg beitrug. Schließlich waren immer wieder wichtige Treffer dabei, beim legendären „Aufstiegsspiel“ in Regensburg leitete Schimmers Tor die Aufholjagd ein. Solche Tore und natürlich seine guten Leistungen im Training bescherten ihm 2023 dann auch eine Vertragsverlängerung bis zum Ende der nun laufenden Saison.

Doch nach dem Sprung in die Bundesliga wurde es für Schimmer noch schwerer, in den ersten zwei Jahren des FCH im Oberhaus reichte es nur zu 29 Kurzeinsätzen, keinem Treffer und keinem Assist. Vergangenen Sommer gab es Gerüchte um einen Wechsel Schimmers und, wie er einräumt, auch Kontakte zu anderen Vereinen. „Ja, natürlich gab es die, aber ich weiß, was ich hier habe, und ich denke, es zeichnet mich aus, nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Ich habe überhaupt nie aufgegeben, egal wie viel Spielzeit ich bekommen habe“, sagt der Stürmer.

Erst Tor- dann Startelfdebüt

In jedem Training Vollgas geben, das war weiter seine Devise und siehe da, im dritten Spiel der laufenden Saison stand Schimmer erstmals im Kader und im Ligaspiel gegen den Hamburger SV wurde er auch eingewechselt. In der Partie gegen Bremen kam er nach der Verletzung von Mikkel Kaufmann bereits in der 33. Minute zum Einsatz und machte prompt sein erstes Bundesligator – im für Fußballer doch schon etwas fortgeschrittenen Alter von 31 Jahren.

Es war natürlich toll, mal von Anfang an zu spielen.

Stefan Schimmer

In Hoffenheim ließ Schimmer gleich einen weiteren Treffer (und einen Schuss an die Latte) folgen, der Lohn war nun das Startelfdebüt. Und auch wenn es gegen Frankfurt nicht durch ihn im gegnerischen Kasten klingelte, hat Schimmer seine Sache gut gemacht. „Es war natürlich toll, mal von Anfang an zu spielen. Es war harte Arbeit heute, vor allem gegen den Ball, aber trotzdem war es schön“, freute sich der FCHler.

Wenn die Tür aufgeht

Schimmers Einstellung zieht auch das Lob des Trainers nach sich. „Das ist Fußball, wenn die Tür aufgeht, dann geht man durch. Es freut mich, dass da einer ist, der unbekümmert ist, auf seine Chance gewartet hat“, sagt Frank Schmidt und hat nicht nur Schimmers Tore im Blick: „Wer beim Spiel gegen Bremen genau hinschaute, hat gesehen, dass er Bälle festgemacht, Zweikämpfe gewonnen hat. Das ist ihm vielleicht in der vergangenen Saison nicht so gelungen.“

Gegen jeden Gegner eine Chance

Die Aussicht auf weitere Einsätze erhöht sich natürlich, wenn Schmidt mit zwei Stürmern spielen lässt, das muss aber nicht immer der Fall sein. „Das ist die Entscheidung des Trainers und von Spiel zu Spiel unterschiedlich“, sagt Schimmer und macht klar, worum es geht: „Unsere Basis muss sein, dass wir alle gegen den Ball arbeiten, und das fängt mit den Spitzen an – egal ob es eine oder zwei sind.“

Ganz egal, ob Startelf oder Joker, letztlich gibt es nur ein Ziel für Schimmer und Kollegen: den Klassenerhalt. Und auf dem Weg dahin sieht er gute Chancen. „Wir haben die letzten drei Heimspiele nicht verloren. In Hoffenheim war es wieder ein bisschen ein Rückschritt, gegen Hamburg im Pokal haben wir gezeigt, dass wir kämpfen können, verteidigen können – das muss uns jetzt auch auswärts gelingen. Auch in Leverkusen müssen wir fighten. Gegen Frankfurt, das eine bockstarke Truppe hat, hat man ja jetzt gesehen, dass man gegen jeden Gegner Chancen hat.“

Am Samstag geht's nach Leverkusen

Die nächste Aufgabe für Stefan Schimmer und seine FCH-Kollegen wartet am Samstag (15.30 Uhr) in der Leverkusener Bay-Arena. Beim Tabellenfünften sind die Heidenheimer wieder klarer Außenseiter, alle bisherigen vier Bundesligaspiele gegen Leverkusen gingen verloren (4:12 Tore). Aber jede Serie endet auch einmal, vielleicht am Samstag, wenn dem Gegner dann das nur drei Tage zurückliegende Champions-League-Spiel in Lissabon in den Knochen steckt.