Klartext beim 1. FC Heidenheim

Wie die kritischen Aussagen von FCH-Trainer Frank Schmidt einzuordnen sind

Das war erschreckend! Aufgrund einer vor allem in der ersten Halbzeit desaströsen Leistung bezog der 1. FC Heidenheim bei der TSG Hoffenheim eine 1:3-Niederlage. Die deutliche Kritik von Trainer Frank Schmidt lässt tief blicken und macht zugleich Hoffnung:

Zumindest herrschte darüber Einigkeit: Der Auftritt des 1. FC Heidenheim bei seiner 1:3-Niederlage bei der TSG Hoffenheim war vor allen Dingen in der ersten Halbzeit eines Bundesligisten nicht würdig. Nicht nur in den entscheidenden Momenten stimmte beim Tabellenvorletzten die nötige Einstellung nicht und es fehlte der Wille, sich gegen eine Niederlage zu stemmen. Dementsprechend übte Frank Schmidt schonungslos Kritik an seinen Spielern, aber auch an sich selbst. So sind seine Aussagen einzuordnen:

Am Ende war es leider ein Rückschritt für uns im Vergleich zu den letzten Spielen.

Nach vier Punkten in den vorangegangenen drei Spielen (Heimsieg gegen Augsburg, einer knappen Niederlage in Stuttgart und einem Unentschieden zu Hause gegen Werder Bremen) wähnte man sich beim FCH „weiter“ zu sein. Vor allem ließen sich die Heidenheimer von der starken Leistung aus der Partie gegen Bremen eine Woche zuvor blenden, was sich womöglich auf die Einstellung auswirkte.

Ich habe nicht das Gefühl gehabt, dass da eine Mannschaft ist, die dagegen anarbeitet, die versucht, das 0:1 wieder wettzumachen. Das enttäuscht mich. Auch nach dem 1:3 ist durch die Mannschaft kein richtiger Ruck gegangen.

Hier geht es um eine fehlende Körpersprache und den Willen, in Zweikämpfen dagegenzuhalten. So wie es beispielsweise Julian Niehues in der zweiten Halbzeit vorgemacht hat. Einsatz und Willen sind im Kampf um den Klassenerhalt die Grundtugenden, die der FCH-Trainer damit vielen seiner Spieler in Hoffenheim absprach. Ein verheerendes Zeichen.

In erster Linie hat mich die erste Halbzeit enttäuscht. Und mehr noch. Die macht auch sauer.

Nach einer, nach Schmidts Aussage, guten Trainingswoche, wurde der Coach vom schwachen Auftritt seines Teams überrascht. Wenn der FCH-Coach sauer ist, bedeutet es im Umkehrschluss auch, dass er nach Lösungen sucht und schnell welche präsentieren wird. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass es fürs Heimspiel im DFB-Pokal gegen den Hamburger SV (Dienstag, 18.30 Uhr) einige personelle Änderungen in der Startelf geben wird.

Vor allen Dingen überlege ich die ganze Zeit, wo mir da der Fehler passiert ist.

Zum einen zieht der Heidenheimer Coach mit dieser Aussage die Aufmerksamkeit auf sich und nimmt so seine Mannschaft in Schutz. Eine durchaus übliche Reaktion nach herben Niederlagen. Allerdings deutet diese Aussage auch darauf hin, dass die Leistung einiger Spieler besonders kritisch hinterfragt werden wird.

Der FCH-Coach räumt ein, dass „der Fehler“ sowohl auf personelle Entscheidungen als auch auf die taktische Ausrichtung gemünzt ist. Auch in Hoffenheim entschied sich Schmidt für eine defensivere Variante, die dem FCH in dieser Saison noch keinen Erfolg gebracht hat, was der Trainer sich selbst ankreidet. Wenn Schmidt als Trainer aber sagt, dass er einen Fehler bei der Startelf-Aufstellung gemacht habe, deutet es darauf hin, dass Spieler nicht das abgerufen haben, was er von ihnen erwartet.

Wenn ich von Hoffenheim den rechten Verteidiger herausheben darf: Coufal. Der ist 34 und was der heute für eine Energie auf den Platz gebracht hat, wie der vorwärts verteidigt hat, wie der Zweikämpfe geführt hat. Das schauen wir uns an, wie wir uns daran orientieren können.

Ein interessanter Schachzug, den Frank Schmidt wohl noch nie in seiner Trainerlaufbahn öffentlich angewendet hat: Einen Spieler der gegnerischen Mannschaft als Vorbild fürs eigene Team hervorzuheben und den eigenen Spielern, die es verpasst haben, sich richtig zu wehren, Anschauungsmaterial mit auf den Weg zu geben.

Es war nicht der erste öffentlich eingeräumte Fehler von Frank Schmidt

Nach dem Aus in den Play-offs der Conference League gegen den FC Kopenhagen am 20. Februar hatte Frank Schmidt ebenfalls öffentlich Fehler eingeräumt, nämlich einen Wechselfehler. In der Bundesliga zeigte der FCH danach eine Reaktion und startete einen beeindruckenden Lauf mit acht Punkten in fünf Spielen. Es wird sich zeigen, ob das erneute Fehlerbekenntnis des Trainers den Auftakt einer Erfolgsserie bildet.