Drei Spiele, drei Niederlagen, ein Tor. Fußball-Bundesligist 1. FC Heidenheim hat einen ernüchternden Start in die Saison hingelegt. Nach der Länderspielpause sollte es beim FCH im Heimspiel gegen Borussia Dortmund eine Art Neustart geben. Aufgrund verschiedener Umstände wie der Verletzung von Leart Paçarada (4. Minute) und der Roten Karte für Budu Zivzivadze (22.) war früh klar, dass die Heidenheimer es schwer haben werden, das, was sie sich vorgenommen haben, auch in die Tat umzusetzen: Die Räume in der eigenen Hälfte eng machen, diszipliniert und aufmerksam zu verteidigen und nach vorne Druck übers Umschaltspiel zu machen, wie Trainer Frank Schmidt es zusammenfasste.
Auch in knapp 80 Minuten Unterzahl waren die Gastgeber bemüht, es gegen einen stark favorisierten Gegner (laut transfermarkt.de ist der Wert des BVB-Kaders 438 Millionen Euro, der des FCH 54 Millionen Euro) umzusetzen. Da im Spiel nach vorne ein einzelner Spielgestalter gerade noch nicht auszumachen ist, versuchte es der FCH im Offensivspiel übers Kollektiv. Allerdings schafften es die Heidenheimer nicht, sich gute Torchancen herauszuspielen. Die beste vergab Mathias Honsak – und zwar nach einer, zugegeben schönen, Eckballvariante in der 40. Minute (beim Stand von 0:1). Es war eine von zwei nennenswerten Möglichkeiten des FCH.
Insgesamt sprach Frank Schmidt von einer „dummen ersten Halbzeit“. Dies vor allem in Bezug auf das Defensivverhalten seiner Spieler bei beiden Gegentoren. Beim 0:1 ließ der FCH Julian Ryerson aus dem Halbfeld unbedrängt flanken, Serhou Guirassy köpfte ein. „Das war natürlich zu einfach. Da passt die Zuordnung nicht“, erklärte Patrick Mainka. „Guirassy geht mir viel zu leicht im Rücken weg“, so der FCH-Kapitän selbstkritisch.

Viel schwerer wog wohl das 0:2 kurz vor der Halbzeitpause. „Das ist das Einzige, was mich heute ärgert“, erklärte Frank Schmidt. Der Heidenheimer Coach habe sich nämlich bereits Gedanken gemacht, was in der zweiten Halbzeit passieren könne, wenn der FCH nur 0:1 hinten liegt. Dies wurde aber hinfällig, weil die Heidenheimer erneut auf der linken Abwehrseite zu nachlässig agierten und das Spiel damit entschieden war.
Die positiven Aspekte kann der FCH aus der zweiten Halbzeit ziehen. Diese allerdings vor dem Hintergrund, dass die Dortmunder im Gefühl des sicheren Sieges und des anstehenden Auswärtsspiels in der Champions League am Dienstag bei Juventus Turin nicht mehr ihr volles Leistungspotenzial abriefen, obwohl sich Trainer Niko Kovac gerne „ein, zwei Tore mehr gewünscht“ hätte. Nichtsdestotrotz machte Jonas Föhrenbach klar: „Wir haben es dann ganz ordentlich gemacht und sind füreinander als Team dagewesen.“
In der zweiten Halbzeit hat man gesehen, dass die Mannschaft an sich glaubt und sich keiner wegduckt.
FCH-Trainer Frank Schmidt
Ähnlich sah es sein Coach: „In der zweiten Halbzeit hat man gesehen, dass die Mannschaft an sich glaubt und sich keiner wegduckt. Insgesamt bin ich nicht unzufrieden mit der zweiten Halbzeit. Die Jungs haben gearbeitet, sind marschiert, gelaufen und über die Krämpfe drüber gegangen.“ Auch sei das Minimalziel erreicht worden, das Schmidt wie folgt zusammenfasste: „Wenn es uns nicht gelingt, ein Tor zu erzielen, dürfen wir nicht aus dem eigenen Stadion geschossen werden.“
Vor allem daraus könnte der FCH Hoffnung schöpfen: „Wir müssen noch mehr zusammenrücken und füreinander einstehen“, gab Kapitän Mainka die Devise aus – auch vor dem Hintergrund des womöglich längeren Ausfalls von Leart Paçarada. Und Jonas Föhrenbach blickte optimistisch nach vorne: „Es gibt noch genug Gegner, mit denen wir auf Augenhöhe sind“, so der 29-Jährige, der den Hamburger SV als so einen Gegner nennt. Beim Aufsteiger sind die Heidenheimer am Samstag, 20. September, zu Gast (15.30 Uhr). Es gelte gegen den HSV „den Bock umzustoßen“, bediente sich Patrick Mainka eines allgemeingültigen Bildes im Fußballkosmos.
Und Frank Schmidt kündigte, allgemein gesprochen, folgendes an: „Wir werden auch wieder Spiele haben, in denen wir mehr in der Offensive bieten können und auch mal in Führung gehen.“ Vielleicht ja im Spiel beim HSV? „Es ist nicht so, dass wir sagen, dass wir der Favorit sind. Aber es wird eher ein Spiel sein, in dem wir auf Augenhöhe sind“, so Schmidt.
Der Zusammenhalt ist da, was noch fehlt, sind kreative Ansätze im Offensivspiel, wie sie zum Beispiel der zum FC Southampton abgewanderte Leo Scienza hatte. Übrigens der bislang einzige Heidenheimer Torschütze der aktuellen Saison. In so eine Rolle müsste ein, oder besser müssten mehrere Spieler noch schlüpfen.