Manchmal rücken alle zusammen und kümmern sich, wenn jemand heftig auf den Hintern gefallen ist. Sie sprechen sich ab, ohne dem Unglücksraben etwas zu sagen. Und dann gibt es freundliche Worte und Streicheleinheiten für die Seele. Eine epische Niederlage war das 1:3 gegen den VfL Wolfsburg für den 1. FC Heidenheim und Frank Schmidt freilich nicht, ziemlich angesäuert war der Trainer nach der Partie aber trotzdem. Doch dann kam das Gute-Laune-Kommando. Seine Miene hellte sich das erste Mal auf, als sein Wolfsburger Amtskollege Paul Simonis statt seines üblichen Fazits zum Spiel zu Beginn der Pressekonferenz eine verbale Umarmung losschickte. Nicht an seine Spieler oder die Gästefans, sondern an Frank Schmidt. „Es ist eine Ehre, hier zu spielen“, sagte der Niederländer nach seinem Bundesliga-Debüt. Natürlich ist die Bundesliga ein großes Ziel für Trainer aus dem Nachbarland.
Doch das meinte Simonis nicht, er meinte den 1. FC Heidenheim und seinen Trainer. „Ich kenne Frank Schmidt schon eine ganze Weile“, sagte der 40-Jährige und erzählte, wie er als Jugendtrainer in Rotterdam 2013 die Dokumentation „Trainer“ vom Leiter der Akademie gezeigt bekam. Bilder, die ihn beeindruckten und prägten. „Mir hat die Leidenschaft in dem Verein gefallen, seitdem habe ich Heidenheim immer verfolgt“, so Simonis. Sich mit Schmidt und dem FCH messen zu dürfen, sei eine besondere Ehre, sagte er und sorgte im Presseraum der Voith-Arena für Wohlfühlmomente.
Mit Stefan Effenberg und Jörg Thadeusz in der „Doppelpass-Runde“
Weiter ging es 17 Stunden später im Foyer eines Münchner Flughafenhotels: Als Teil einer prominenten Runde – mit Stefan Effenberg und BVB-Edelfan Jörg Thadeusz – plauderte Schmidt bei seinem Besuch in der Fernseh-Talkrunde „Doppelpass“ über die Bundesliga.
Zunächst war der Heidenheimer Coach als Taktikfuchs gefragt und analysierte die Auftritte der Spitzenclubs. Was hat der Herr Schmidt zum BVB und den Bayern zu sagen? Auch seine Meinung zu den Unsummen, die in der englischen Liga gezahlt werden, wollte gehört werden.
Während andere Gäste kleinerer Vereine mitunter nur eine Nebenrolle spielen, wirkte Frank Schmidt wie ein festes Mitglied des Ensembles, harmonierte bestens mit dem oft polternden „Effe“. „Der ist einer von uns“, mag sich der Ex-Nationalspieler gedacht haben. „Sie müssen richtig in die Zweikämpfe gehen“, bemerkte Effenberg bei der Analyse des Heidenheimer Spiels und empfahl sich leise für Schmidts Trainerteam.
Bundestrainer oder doch Dauergast im Fußballtalk?
Danach feierten die Macher des Formats den 51-Jährigen mit einem Videoschnipsel, der die schon häufig erzählten Geschichten über den Trainer und den Verein noch einmal zusammenfasste. Nach dem verbalen Blumenstrauß am Vortag gab es die Huldigung als Einspieler. Im Folgenden spielten sich Schmidt und die Gäste im lockeren Gespräch die Bälle zu, und der Heidenheimer Trainer sammelte wieder fleißig Sympathiepunkte beim überregionalen Publikum. Dass er sich für „kein Geld der Welt“ vorzeitig aus seinem Vertrag beim FCH verabschieden würde, erntete anerkennendes Nicken. Für den bekennenden Nationalmannschafts-Fan käme das Amt des Bundestrainers nur infrage, wenn er gerade „frei“ sei, betonte Schmidt – der sich nicht nur wegen der großen Anerkennung wieder bestens gelaunt zeigte.
Möglicherweise schaute auch ein Jugendtrainer zu, der sich nach dem Talk das Ziel setzt, irgendwann in ferner Zukunft einmal gegen oder vielleicht sogar in Heidenheim zu coachen. Dann war Frank Schmidt vielleicht schon deutscher Nationalcoach und sitzt jeden Sonntag zusammen mit „Effe“, der zuvor sein Co-Trainer bei der DFB-Auswahl war, als Experte im „Doppelpass“ und schaut Paul Simonis zu, der sich seinen Traum erfüllt hat und mit dem FCH bei der Club-WM spielt.