Mit dem Schlusspfiff sanken am Samstagnachmittag gleich mehrere Spieler des 1. FC Heidenheim auf den Rasen des Hamburger Volksparkstadions – kraftlos und mit leerem Blick. Im Auswärtsspiel beim Hamburger SV hatte vieles gestimmt, einige Schwächen aus den vorherigen Spielen wurden abgestellt, nur das Endergebnis von 1:2 sorgte für erneute Enttäuschung bei den Beteiligten.
„Für uns ist es schwierig, die Niederlage zu akzeptieren“, sagte Frank Schmidt, nachdem sein Team auch sein viertes Saisonspiel in der Bundesliga verloren hatte. Der Wandel in den Emotionen des Heidenheimer Trainers, der statt der harschen Kritik an gezeigten Leistungen in den Partien zuvor vor Frust brodelte, zeigt den Fortschritt seines Teams, der sich auch in vielen Zahlen ablesen ließ. Dazu ein Blick auf die kleinen Mutmacher.
Die richtige Reaktion: „Letzte Woche war es ein Nachmittag zum Vergessen, da hatten wir sehr viele negative Momente, heute waren viele positive dabei“, sagte Kapitän Patrick Mainka nach dem Schlusspfiff. Positiv war die Einstellung der elf Spieler, die in der Startelf standen und auch derjenigen, die im Laufe der Partie eingewechselt wurden. Mit einer deutlich offensiveren Herangehensweise erspielten sich die Gäste aus Heidenheim bereits in der Anfangsphase gute Möglichkeiten und hatten die Angreifer des HSV ihrerseits gut im Griff. „Wir haben in den ersten 20, 25 Minuten gute Chancen gehabt, um in Führung zu gehen“, analysierte Frank Schmidt.
Starke Werte: Der 1. FC Heidenheim legt in der Offensive und bei den gelaufenen Kilometern zu
Und selbst als der 1. FC Heidenheim in der 42. Minute nach dem Treffer von HSV-Verteidiger Luka Vuskovic in Rückstand geriet, ließ man sich – anders als beispielsweise gegen RB Leipzig – nicht aus der Spur bringen. Sogar nach dem 0:2 stemmte sich der FCH gegen die Niederlage und wurde zumindest mit dem Anschlusstreffer von Adam Kölle in der Nachspielzeit belohnt. „Wir haben heute gezeigt, dass wir konkurrenzfähig sind“, sagte Patrick Mainka.
Die Zahlen stimmen: Die Konkurrenzfähigkeit war im Vergleich zu den Vorwochen auch in den Statistiken der Partie sichtbar. Fehlte es bei den vorherigen Auftritten häufig schon an den offensiven Ansätzen, waren die Heidenheimer in den 90 Minuten Dauergast im Strafraum des HSV. Es standen beim FCH nach dem Schlusspfiff 21 Torschüsse zu Buche und damit ganze drei mehr als in der gesamten Saison zuvor. Auch die zwölf Eckbälle der Heidenheimer waren ein Beleg für den Offensivdrang der Gäste. „Wir hatten mehrfach die Möglichkeit, in Führung zu gehen oder später den Ausgleich zu machen“, so Mainka, der mit seinem Team auch in Sachen Einsatz überzeugte. Im Vergleich zum ersten Auswärtsspiel in Leipzig liefen die Heidenheimer siebeneinhalb Kilometer mehr, auch im direkten Vergleich zum HSV (114) hatte der FCH die Nase vorn (118,53).
An der Anzahl und Qualität der Chancen lag es nicht, wir haben viel zu wenig daraus gemacht.
FCH-Trainer Frank Schmidt über die Chancenverwertung seines Teams.
Die Dämpfer: In der wichtigsten Statistik hatten die Heidenheimer aber zum vierten Mal in dieser Saison das Nachsehen – beim Ergebnis. „An der Anzahl und Qualität der Chancen lag es nicht, wir haben viel zu wenig daraus gemacht“, kritisierte Schmidt, der die letzte Entschlossenheit seines Teams vermisste. Die Entschlossenheit paarte sich vor allem bei den Großchancen mit fehlender Abgeklärtheit. Unmittelbar nach dem Führungstreffer des HSV hatte Arijon Ibrahimovic die Chance zum Ausgleich. Nach einer Vorlage von Mikkel Kaufmann schoss der Neuzugang einen Abwehrspieler an, statt den Ball überlegt im Tor zu platzieren. Sirlord Conteh drosch in der 54. Minute das Spielgerät nach einem Abpraller aus acht Metern deutlich über das Tor. „Da fehlt uns einfach die Killermentalität, Sissi (Conteh, Anm. d. Red.) will ihn zu hart reinschießen, der Ball von Ari (Ibrahimovic) ist zu leicht“, blickte Mainka auf die vergebenen Gelegenheiten.
Aussetzer bleiben nicht aus und sorgen für die Vorentscheidung für den HSV
Und trotz der Steigerung in der Offensive blieben die Probleme in der Defensive auch im vierten Saisonspiel. So ließ die Schmidt-Elf schon vor dem Führungstreffer einige Chancen der Hamburger zu und leistete sich beim zweiten HSV-Tor einen Totalaussetzer. „Da sind wir sehr schläfrig, wir brauchen lange Zeit, um in die Ordnung zu kommen, und machen es dem HSV zu einfach“, blickte Patrick Mainka auf die mitentscheidende Szene. „Das bricht uns das Genick, das sind Momente, die wir in jeder Woche hatten“, so der Abwehrchef. Momente, die auch Trainer Frank Schmidt „maßlos ärgern“, wie er in der Pressekonferenz unterstrich. Denn mit dem Treffer machte sich der FCH seine guten Ansätze und die gesammelten Fleißpunkte zunichte.
Die Heidenheimer machten gegen den zuvor noch torlosen HSV in einigen Bereichen einen Schritt nach vorne, in den entscheidenden Situationen fehlte jedoch wieder der letzte Tick, um erstmals in der Saison zu punkten. Die nächste Möglichkeit dazu bietet sich dem FCH am kommenden Samstag, 27. September, im nächsten Kellerduell in der Voith-Arena gegen den FC Augsburg – der nach zuletzt drei Niederlagen in Serie ebenfalls in die Abstiegszone gerutscht ist.