Nach Kreuzbandriss

Stabilisator mit langem Anlauf: Wie sich Julian Niehues mit typischen FCH-Tugenden in die Startelf gearbeitet hat

Nach einer schweren Knieverletzung blieb Julian Niehues in seinen ersten sieben Monaten beim 1. FC Heidenheim nur die Zuschauerrolle. Mittlerweile hat sich der defensive Mittelfeldspieler an die Startelf herangekämpft und hat seinen Trainer Frank Schmidt mit diesen besonderen Eigenschaften überzeugt:

Dreimal gewann der 1. FC Heidenheim in dieser Bundesliga-Saison, dreimal stand dabei Julian Niehues in der Startelf. Der defensive Mittelfeldspieler würde die Bezeichnung Erfolgsgarant wohl selbst entschlossen in den Bereich der Spinnereien schieben, mehr Stabilität bringt der 24-Jährige seit Saisonbeginn aber allemal in die Heidenheimer Mannschaft. Dabei war der Weg in die Anfangsformation des FCH alles andere als ein gerader.

Dazu ein Blick zurück: Im März 2024 wurde Niehues als erster Neuzugang für die zweite Bundesliga-Saison der Heidenheimer präsentiert. Auf den großen Karriereschritt folgte drei Wochen später ein herber Rückschlag: Der 1,95-Meter-Hüne zog sich in einem Zweitliga-Spiel für den 1. FC Kaiserslautern, von dem er ablösefrei an die Brenz gewechselt war, einen Kreuzbandriss zu. Die Diagnose traf ihn doppelt hart: Während der FCK im DFB-Pokalfinale um den Titel spielte, war er zum Zuschauen gezwungen. Und auch im Abstiegskampf konnte er seine Teamkollegen nur von der Tribüne aus unterstützen. Zudem herrschte angesichts der üblichen Genesungsdauer bei ihm die Gewissheit: Das Bundesliga-Debüt, von dem viele Fußballer träumen, musste warten. „Er hat das erste Jahr gebraucht, um wieder richtig fit zu werden“, blickt Trainer Frank Schmidt auf die Leidenszeit seines Spielers.

Nach zehnmonatiger Pause: Bundesliga-Debüt gegen den SC Freiburg

Erst am 21. Spieltag der Vorsaison war es dann so weit, und Julian Niehues stand im Auswärtsspiel beim SC Freiburg erstmals für den FCH auf dem Rasen. „Es war anstrengend, da reichen dann auch schon zehn Minuten“, sagte Niehues damals.

Nicht nur im Kopfballduell fehlten Patrick Mainka (hier gegen Karol Mets) und dem FCH gegen den FC St. Pauli ein Stückchen zum Erfolg.

„Uns hat der letzte Punch gefehlt“: Warum die Niederlage gegen den FC St. Pauli ein Sinnbild der Saison des FCH ist

Mehr Ballbesitz, mehr Torschüsse, aber weniger Tore: Mit der 1:2-Niederlage gegen den FC St. Pauli verpasste es der 1. FC Heidenheim, sich von den direkten Abstiegsplätzen abzusetzen. Woran der FCH in Hamburg scheiterte und weshalb die 90 Minuten viel Anschauungsmaterial für kommenden Monate im Abstiegskampf boten:
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Heidenheim
Zweites 1:2 in Hamburg

Es brauchte aber siebeneinhalb weitere Monate, ehe der gebürtige Münsteraner für seinen Fleiß belohnt wurde und beim 2:1-Heimerfolg gegen den FC Augsburg erstmals Teil der Startelf war. „Julian ist seit Wochen sehr stabil im Training, deswegen spielt er auch“, sagt Frank Schmidt. Und jeder Einsatz tut der Heidenheimer Nummer 16 nach der langen Pause gut. „Umso mehr man spielt, desto wohler fühlt man sich“, sagt Niehues, dessen Familienglück im vergangenen Juli mit der Geburt seines Sohnes perfekt wurde.

Julian Niehues trägt seit Sommer 2024 das Trikot des FCH und bestritt seither 18 Bundesliga-Spiele. Foto: Dennis Straub

Viel Energie bringt er trotz seiner neuen Doppelrolle seit einigen Wochen regelmäßig auf den Rasen. Mit seinen 1,95 Metern geht Niehues, der in den vergangenen drei Partien von Beginn an zum Einsatz kam, keinem Zweikampf aus dem Weg und spielt seine Kopfballstärke aus. Er gewinnt dabei 56 Prozent seiner Zweikämpfe – der Bestwert im Heidenheimer Mittelfeld. Sein Trainer schätzt aber nicht nur seine defensiven Fähigkeiten. „Im Ballbesitz kann er sehr wichtig für uns sein“, sagt Schmidt über seinen Stabilisator, der zwar nicht spektakulär agiert, aber mit einem klaren Spielstil für Ruhe auf dem Rasen sorgt.

Der nächste Höhepunkt: Am Sonntag geht es gegen den FC Bayern München

Und das dürfte dem FCH-Coach besonders gefallen: Niehues ist ein echter Arbeiter, der sich auf kleinen Erfolgen nicht ausruht. „Gegen Union war mein erstes Spiel über 90 Minuten seit mehr als eineinhalb Jahren“, blickt er auf einen wichtigen Zwischenschritt zurück, setzt aber gleich weitere Ziele: „Darauf muss ich aufbauen, ich muss spielen und weitere Minuten sammeln, um noch besser in den Rhythmus zu kommen.“

Gelingt das nachhaltig, könnte sich Niehues auch einen weiteren Fußballertraum erfüllen: sein erstes Bundesliga-Tor. Vor seinem Wechsel zum FCH traf er in drei Saisons jeweils doppelt, fünf Tore erzielte Niehues dabei per Kopf. Die nächste Gelegenheit gibt es an diesem Sonntag, 21. Dezember, im Heimspiel der Heidenheimer gegen den FC Bayern München (Spielbeginn 17.30 Uhr). Ein Treffer gegen den Spitzenreiter, egal mit welchem Körperteil, wäre nicht nur für Julian Niehues ein schöner Abschluss eines privat wie sportlich besonderen Jahres, sondern auch ein schönes Weihnachtsgeschenk für die vielen treuen Heidenheimer Fans.