Er hat gefehlt. Und wie. Lange mussten Fans, Verantwortliche des 1. FC Heidenheim – aber natürlich in erster Linie seine Mitspieler – auf Marvin Pieringer verzichten. In der vergangenen Saison hatte der Angreifer die meisten Tore des FCH erzielt (sieben) und leistete so einen großen Beitrag zum geglückten Klassenerhalt.
Eine Verletzung am Sprunggelenk, erlitten im Auswärtsspiel bei Bayer Leverkusen in der vergangenen Saison, bremste ihn aber aus. Auch deshalb ist er noch der Zweitbeste. Der zweitbeste Scorer der Bundesligageschichte des FCH. Pieringer kommt auf 20 in der Fußballwelt sogenannte Scorerpunkte: zehn Tore und zehn Torvorlagen. Nur einer ist besser. Niklas Beste brachte es beim FCH auf 21 Scorerpunkte (acht Tore, 13 Vorlagen). Das allerdings in einer Bundesligasaison (in der 2. Liga traf Beste in der Spielzeit 2023/24 sogar zwölfmal und bereitete 13 Treffer direkt vor).
Pieringer, der mit dem FCH seine dritte Saison in der Bundesliga bestreitet, wird über kurz oder lang Bestes Rekord knacken. In der laufenden Spielzeit hatte der Stürmer noch nicht viel Gelegenheit dazu. Aufgrund der Sprunggelenksverletzung mühte er sich unter Schmerzen durch die Rückrunde der vergangenen Saison und wurde im Sommer operiert. Bis zum Zeitpunkt seiner Verletzung war Pieringer der notenbeste Feldspieler des FCH (3,17). Auch danach erzielte er Tore – war aber nicht mehr in Topform, was auch seine Noten zeigten (3,77).
Das habe ich mittlerweile wieder im Tank.
Marvin Pieringer, Stürmer des 1. FC Heidenheim, ob er wieder zu einhundert Prozent fit ist
Früh war klar: Nach der Operation stehen viereinhalb Monate Pause an. In einem Fußballerleben „eine extrem lange Zeit“, wie er selbst sagt. „Wenn man komplett raus ist, ist auch klar, dass man dann ein paar Wochen braucht, um wieder bei einhundert Prozent zu sein“, so der 26-Jährige. Erst am 7. Spieltag dieser Saison wurde Pieringer eingewechselt und absolvierte gegen im Heimspiel gegen Bremen die ersten Minuten. In den vergangenen Wochen wurden seine Einsatzzeiten kontinuierlich gesteigert. Im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach stand Pieringer am 11. Spieltag erstmals in der Startelf (82 Minuten), bei den beiden Last-Minute-Siegen bei Union Berlin und zu Hause gegen den SC Freiburg stand er die komplette Spielzeit auf dem Platz. „Ich würde schon sagen, dass ich bei einhundert Prozent bin“, erklärt der Stürmer. Ich glaube, das habe ich mittlerweile wieder im Tank.“
Für seine Mannschaft ist ein positives Zeichen, dass der gefährlichste Angreifer der vergangenen Saison wieder topfit ist. Wie wichtig Pieringer für den FCH ist, strich Frank Schmidt Anfang September hervor. Damals hatte sich der 51-Jährige aus sportlicher Sicht als Trainer dafür eingesetzt, „dass wir, als Reaktion auf den Wechsel von Leo (Scienza), keine weiteren Neuzugänge mehr kurz vor Ende des Transferfensters verpflichten“. Eine Begründung lautete: „Vor allem auch deshalb, weil Leo Scienza zuletzt als Stürmer eingesetzt wurde und Marvin Pieringer in den nächsten Wochen auf den Platz zurückkehren wird.“
Ich glaube, dass ich in den letzten zwei Spielen der Mannschaft weiterhelfen konnte. Auch wenn’s ohne Tore war.
Marvin Pieringer, FCH-Angreifer, über die vergangenen zwei Spiele über 90 Minuten
Durchaus könnte man Marvin Pieringer als Neuzugang bezeichnen. Einen Neuzugang, der auf sein erstes Saisontor brennt. „Ich glaube, dass ich in den letzten zwei Spielen der Mannschaft weiterhelfen konnte. Auch wenn’s ohne Tore war“, sagt der gebürtige Bad Uracher, der allerdings auch wegen seiner Präsenz auf dem Platz dem FCH guttut. So läuft Pieringer oft die meisten Kilometer (11,47 in Berlin, 11,46 gegen Freiburg), weil er vorne fürs Team enorm viel arbeitet und die Zwischenräume besetzt. Zudem bestreitet er zum Beispiel mit die meisten Zweikämpfe (20 in Berlin, 19 gegen Freiburg). Statistische Werte, die zeigen, wie wertvoll Pieringer für den um den Klassenerhalt kämpfenden Verein ist.
Er sagt natürlich aber auch: „Klar, als Stürmer erhoffe ich mir in den nächsten Wochen einige Tore.“ Die nächste Gelegenheit für das erste Tor der laufenden Spielzeit gibt es am Samstag beim FC St. Pauli, einem direkten Konkurrenten des FCH im Kampf um den Klassenerhalt (15.30 Uhr). Dann könnte Pieringer auch den Rekord von Niklas Beste einstellen. Wobei das für ihn nach seiner Leidenszeit eher zweitrangig sein dürfte.

