So langsam dürfte das Bier getrocknet sein, in dem die Heidenheimer nach dem zweiten Relegationsspiel am Montagabend so ausgiebig badeten. Die Freude, weiter in der Bundesliga zu spielen, hält an, doch stellt sich die Frage, wie sich der FCH für die kommende Runde aufstellen kann.
Auf jeden Fall muss die Schmidt-Truppe ohne Frans Krätzig auskommen, der vergangenen Winter kurzfristig von Bayern München (über den Umweg VfB Stuttgart) ausgeliehene Spieler, hatte gut eingeschlagen, traf gleich im ersten Spiel beim Sieg über Union Berlin. Auch in der Relegation zeigte der 22-Jährige starke Leistungen, nun wird er sich aber beim österreichischen Topklub RB Salzburg versuchen.
Die Personalplanungen beim FCH werden spannend. Für viele Beobachter ist die Truppe vom Schlossberg schon jetzt ein Abstiegskandidat, zumal als Aufsteiger mit dem Hamburger SV und dem 1. FC Köln zwei sehr traditionsreiche Vereine aufgestiegen sind, die durch diesen Erfolg möglicherweise wieder über neue Mittel verfügen können.
Viele Relegationssieger hat es im Jahr darauf erwischt
Und es gibt warnende Beispiele, von den fünf Erstligisten, die zwischen 2020 und 2024 die Relegation gewannen, sind drei im Jahr danach abgestiegen, Köln drei Jahre später. „Wir müssen schon die Erkenntnisse aus dieser Saison ziehen und versuchen, das in unsere Kaderplanung einfließen zu lassen“, sagt Sanwald, um gleichzeitig einzuschränken: „Trotzdem ist es erst das dritte Jahr. Ich will jetzt nicht zu viele Hoffnungen wecken. Aber die Basis ist da, wir sind weiter in der Bundesliga und damit hochattraktiv.“

Auch wenn die Konkurrenz größtenteils noch voraus ist, gebe es immer Lösungen, betont Sanwald und erinnert an die Winterzugänge. Krätzig war eine große Bereicherung für die Mannschaft, bei Budu Zivzivadze ist sicher noch Luft nach oben. „Er war es auch bis zu seiner Verletzung, aber er hat sich jetzt nur noch durchgeschleppt. Er muss jetzt wieder ganz gesund werden, dann kommt er auch wieder an die Form heran“, ist sich Sanwald sicher. Übrigens spielte auch Marvin Pieringer in der Schlussphase der Saison unter Schmerzen, muss sich wegen freien Gelenkkörpern jetzt einer Knieoperation unterziehen.
Wenig Chancen bei den Leihspielern
Krätzig ist nun schon weg, beim ebenfalls von Bayern München ausgeliehen Paul Wanner, der Gerüchten zufolge beim VfB Stuttgart auf dem Zettel steht, wird es wohl ebenfalls schwierig.

„Wir bemühen uns um beide“, sagte Sanwald noch nach dem Spiel in Elversberg, hegte nach dem guten Ende in der Relegation zumindest eine kleine Hoffnung: „Die Basis war der Klassenerhalt, nun werden wir Gespräche führen." Vielleicht führen diese ja bei Wanner noch zu einem guten Ende, ansonsten muss sich der FCH eben anderswo umschauen.
In Fankreisen wird immer wieder über die Ex-Spieler Niklas Beste und Eren Dinkci spekuliert, die mittlerweile beide den Dress des SC Freiburg tragen, dort aber nicht erste Wahl sind. Sanwald kann hier von keinen konkreten Gesprächen berichten, bestätigt aber zumindest, dass der Kontakt nie abgerissen ist und „uns natürlich beide helfen würden“.
Leo Scienza im Fokus
Einen großen Umbruch wird es beim FCH wohl nicht geben, alle Stammspieler sind – zum Teil sogar langfristig – noch vertraglich gebunden. Was aber natürlich keine Garantie ist. Beispielsweise hat wohl der Hamburger SV, der auch Beobachter nach Elversberg entsandt hatte, Interesse an Leo Scienza und dieses dürfte nach dem Auftritt des Brasilianers in der Relegation nicht geringer geworden sein.
Der 26-Jährige hat sicher noch Pläne, was seine Karriere betrifft, reagierte auf die Frage, ob sich Brasiliens neuer Nationaltrainer Carlo Ancelotti schon gemeldet hat, verschmitzt: „Das ist vielleicht ein zu weiter Weg. Aber wer weiß, ich komme aus der Verbandsliga und in Heidenheim ist schon einmal ein Traum wahr geworden.“
Mathias Honsak spielte ebenfalls eine starke Relegation und wurde mittlerweile mit seiner ersten Nominierung für die österreichische Nationalmannschaft belohnt. Sollten bei anderen Vereinen Begehrlichkeiten nach diesen oder anderen Heidenheimer Spielern entstehen, würde das dem FCH zumindest wieder ordentlich Geld in die Kasse bringen, das dann aber auch reinvestiert werden muss.
Die Erfahrungen können helfen
„Wir werden aus unseren Mitteln das Beste machen, auch da gehört – ebenso wie im Spiel – etwas Glück dazu“, erklärt Sanwald und zeigt sich insgesamt optimistisch: „Ich würde aber sagen, die Chance, drinzubleiben, steigt, auch wenn sich die Mittel noch nicht dramatisch geändert haben. Aber wir haben Erfahrungen gesammelt, sind deutlich weiter. Und die Doppelbelastung durch die Conference League, so schön sie war, ist weg. Nächstes Jahr können wir den totalen Fokus auf die Bundesliga richten.“
Ein bisschen muss Sanwald aber das Geschehen noch verarbeiten. „Das war das 48. Pflichtspiel der Saison, das ist Vereinsrekord. Und nach 48 Spielen hängt alles von dieser einen letzten Aktion ab, ob die Saison positiv zu bewerten ist oder du eben absteigst“, sagt Sanwald und räumt ein, dass das alles auch an seinen Nerven zehrte. Aber die Freude an dem, was er mit dem FCH geschaffen hat, ist dann doch riesig und so ist es dem Vorstandsvorsitzenden auch ein Bedürfnis, allen für den Zusammenhalt in dieser schwierigen Saison zu danken.
„Ich bin unfassbar stolz auf unsere Fans, auf diese Unterstützung über die gesamte Saison – auswärts, daheim, in ganz Europa. Aber natürlich auch auf unsere Mannschaft, das ganze Trainerteam, unsere Mitarbeiter, alle Gremien, Partner, Freunde. Wir haben uns wirklich nicht einmal ansatzweise auseinanderdividieren lassen. Und wir haben immer gesagt, wir setzen auf Frank Schmidt als Trainer. Das hätten andere Vereine vielleicht anders gemacht, am Ende sind wir belohnt worden. Hochdramatisch, aber das passt zu uns.“
Dauerkarten können verlängert werden
Seit Mittwoch läuft für alle Dauerkarteninhaber der Saison 2024/25 die Verlängerungsfrist der Dauerkarten für die Heimspiele des 1. FC Heidenheim in der Bundesliga-Saison 2025/26. Dauerkarteninhaber haben drei Wochen lang die Möglichkeit, ihre Preiskategorie zu ändern, die Dauerkarte auf eine digitale Dauerkarte umzustellen oder die Dauerkarte zu stornieren.