Nach schwerer Verletzung eines Fans

Wie der 1. FC Heidenheim mit dem Unfall und dem Platzsturm umgeht

Statt ausgelassener Freude über die ersten Punkte in dieser Bundesliga-Saison muss sich der FCH mit ernsten Themen befassen: Ein Fan kämpft nach einem Sturz um seine Gesundheit, ein Platzsturm sorgt für Trubel. Nun ist die Frage, wie der Verein die Vorfälle bewertet – und wie er nun handeln wird.

Eigentlich hätte das 2:1 des 1. FC Heidenheim gegen den FC Augsburg am Samstag ein positives Ereignis sein sollen. Doch die Freude über die ersten Punkte und den ersten Heimsieg in dieser Bundesliga-Saison wurde von einem schweren Vorfall überschattet. Auf der Osttribüne stürzte ein FCH-Fan nach einem vermeintlichen Tor, das anschließend annulliert wurde, vom vier Meter hohen Zaun auf den Kopf.

Bis zum Spielende herrschte gespenstische Stille in der Voith-Arena. Rettungskräfte versorgten den jungen Mann noch im Stadion, stabilisierten ihn vor Ort und brachten ihn schließlich per Hubschrauber nach Ulm in ein Krankenhaus. Sein Zustand sei weiterhin ernst, aber stabil.

Stärkere Sicherheit beim Zaun?

Das war aber nicht der einzige Vorfall dieser Art: Im Oktober vergangenen Jahres stürzte ein gegnerischer Fan beim Heimspiel des FCH in der Conference League gegen Olimpija Ljubljana in der 77. Minute beim Jubel über den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich vom Zaun. Er fiel vom Gästeblock in den Innenraum des Stadions und zog sich schwere, aber keine lebensgefährlichen Verletzungen zu.

Deshalb stellt sich nun die Frage, ob der FCH künftig strengere Regeln beim Klettern auf den Zaun einführen wird. Petra Saretz, Vorstandsmitglied Organisation & Lizenzierung beim FCH, erklärt: „Das Klettern auf Zäune ist nicht erlaubt, wird jedoch zum Beispiel für das Anbringen von Zaunfahnen deutschlandweit in den Stadien praktiziert. Ob und inwieweit sich die bisherigen Abläufe als Folge dieses Unfalls verändern, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Wir befinden uns für die Aufarbeitung hierzu im Kontakt mit allen relevanten Sicherheitsträgern.“

Platzsturm nach Abpfiff

Als wäre das nicht genug, kam es nach Abpfiff zu einem kurzen Platzsturm: Einige Heidenheimer Anhänger wollten den Platz betreten, wurden letztlich von Spielern sowie Frank Schmidt und seinen Trainerkollegen aufgehalten. Das Spiel selbst wurde nicht abgebrochen – wie der FCH mitteilt, liegt die Entscheidung über Unterbrechung oder Abbruch eines Bundesligaspiels einzig und allein in der Verantwortung des Schiedsrichters.

Ursache des Platzsturms war laut Aussage des FCH ein Missverständnis zwischen Fans und dem Torhüter des FC Augsburg, der den Ernst der Lage nicht mitbekommen hatte und den Ball schnell zurück ins Spiel bringen wollte. „Dies konnte nach dem Abpfiff, unter der Beteiligung von Verantwortlichen und Spielern beider Mannschaften, umgehend aufgeklärt werden“, so Saretz. Ob die Polizei dennoch in diesem Fall ermitteln wird, bleibt abzuwarten.

Reaktionen und Betreuung

Trainer Frank Schmidt sprach von einem „Schockmoment“, der ihn den sportlichen Erfolg sofort vergessen ließ. „Es gibt viel Wichtigeres als den Fußball“, erklärte er. Auch Gästecoach Sandro Wagner betonte, dass die Gedanken „allein beim verletzten Fan und dessen Angehörigen“ seien.

Der FCH hofft nun, dass der verunglückte Fan wieder vollumfänglich gesund wird. Sehr belastend war der Unfall auch für die unmittelbar in der Nähe stehenden Fans und die Erstversorger. Petra Saretz ergänzt: „Unmittelbar nach dem tragischen Unfall haben sich unsere FCH-Fanbetreuung, das Panama-Team sowie weitere Mitarbeiter um die Fans und Angehörigen gekümmert. Außerdem war seitens des DRK entsprechend ausgebildetes Personal vor Ort.“

Wo geht’s nach Panama?

„Wo geht’s nach Panama?“ ist der Name einer Anlaufstelle für Stadionbesucher, die sich unsicher, bedroht oder bedrängt fühlen oder Diskriminierungen, sexuelle Gewalt, Sexismus oder körperliche Übergriffe erleben. Ohne weitere Erklärung, Fragen oder Urteil erhalten Betroffene sofort Hilfe.

Das Panama-Team besteht aus geschultem Personal, das betroffene Personen betreut und jederzeit zur Seite steht. Das Team ist von der Öffnung bis zur Schließung des Stadions im Einsatz und jederzeit erreichbar.

Wie funktioniert es?

Besucher oder Besucherinnen können sich mit dem Codewort „Panama“ an Mitarbeiter im Stadion wenden, diese benachrichtigen dann das Team.

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