Egal ob Startelf oder von der Bank

Womit Stürmer Marvin Pieringer beim 1. FC Heidenheim besonders glänzt

Mit Marvin Pieringer hat der FCH einen Stürmer verpflichtet, der auch durch Flexibilität überzeugt. Und nicht immer von Anfang an spielen muss ...

Gegen Bayern München kam er zur zweiten Halbzeit und hatte mit zwei Vorlagen großen Anteil an der sensationellen Wende, heute (15.30 Uhr) würde Marvin Pieringer beim Gastspiel des 1. FC Heidenheim in Bochum sicher gerne wieder von Beginn an auflaufen. Letztlich ist das aber egal, denn starke Auftritte hatte „Pieri“ oftmals, wenn er von der Bank kam und auch nicht in seiner vor der FCH-Zeit bevorzugten Rolle spielte.

Mit vermutlich rund zwei Millionen Euro Ablöse – auf dem Portal „transfermarkt.de“ werden 1,8 Millionen genannt – war Pieringer der teuerste Neuzugang des FCH vor dem Start in die Bundesliga. Er kam mit der Empfehlung von 14 Toren für Zweitligist Paderborn, an den er von Schalke 04 ausgeliehen war. Und Pieringer erfüllt die Erwartungen, auch wenn es vielleicht manchem auf den ersten Blick nicht so erscheint.

25 Einsätze, drei Tore, drei Assists

Zweimal fehlte der 24-Jährige verletzt, einmal war er gelb-gesperrt, in allen anderen Spielen kam er zum Einsatz – 14 Mal in der Startelf, elfmal von der Bank. Drei Tore und drei Assists kamen in dieser Zeit zusammen. „Gerade als Offensivspieler will man noch mehr Tore und Torbeteiligungen, aber ich spiele meine erste Bundesligasaison, von daher bin ich zufrieden“, sagt Pieringer. Manchmal lief es gut, wenn er von Beginn an spielte, wie beim so wichtigen Sieg in Mainz, wo ihm der entscheidende Treffer gelang, manchmal bei Einwechslungen, wie zuletzt beim historischen 3:2-Sieg über München, als er mit zwei Vorlagen glänzte.

Dieses irre Spiel klingt auch bei Pieringer noch nach. „Das war natürlich ein geiles Gefühl, aus der Mannschaft haben noch nicht so viele gegen Bayern gewonnen. In der Woche gab es mehr Nachrichten als sonst“, erzählt er schmunzelnd.  Nach schwacher erster Hälfte habe man sich in der Pause vorgenommen, viel aggressiver zu spielen, früher ins Pressing zu gehen. Vornehmen kann man sich das ja mal, aber gegen den deutschen Rekordmeister auch umsetzen? „Klar, das ist immer leichter gesagt als getan. Wir hatten in der zweiten Halbzeit nichts mehr zu verlieren und haben uns das am Ende verdient“, freut sich Pieringer.

„Taktik ist das nicht“

Und so bog der FCH erneut einen 0:2-Rückstand um. Die Stehaufmännchen der Liga zu sein, macht sicher Spaß, Pieringer sieht’s aber nüchtern. „Taktik ist das sicher nicht, wir würden schon gerne in der ersten Halbzeit in Führung gehen, aber es ist Bundesliga, da kommt jede Woche ein sehr guter Gegner auf uns zu.“ Dann eben so: Mittlerweile hat der FCH schon 15 Punkte nach Rückstand geholt. „Dass wir immer wieder zurückkommen, zeigt unseren Charakter“, sagt Pieringer.

Mit ihm holte der 1. FC Heidenheim vergangenen Sommer einen typischen Mittelstürmer – allerdings gab es da ja schon einen: Tim Kleindienst. Für Pieringer kein Problem. „Ich habe die letzten Jahre ausschließlich vorne im Sturm gespielt, hier meistens etwas zurückgezogen auf der Zehn, was mir aber auch gut gefällt“, erklärt der Offensivspieler. Abgesehen davon, dass man sowieso einfach da spielt, wo einen der Trainer aufstellt, hat die neue Rolle für ihn sogar ihren Reiz. „Für mich ist es gut, wenn ich den Tim ein Stück vor mir habe, um den ich quasi herumspielen und den ich mit Bällen füttern kann. Das ergänzt sich ganz gut“, so Pieringer

„Keiner denkt, wir sind schon durch“

Nun hofft er, dies in einem weiteren Bundesligajahr noch perfektionieren zu können. Die Chancen dafür stehen gut, aber Pieringer lässt sich ebenso wie seine Kollegen nicht blenden, auch nicht von der Gala gegen Bayern. „Hier denkt niemand, dass wir schon durch sind, hier herrscht immer noch 100 Prozent Fokus auf die nächste Aufgabe“, betont Pieringer.

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Und diese heißt jetzt Bochum. Mal wieder ein Gegner, der gerade den Trainer gewechselt hat, was die Sache etwas unvorhersehbarer macht, vor allem aber ein Gegner, der jetzt noch einmal richtig in Abstiegsnot gekommen ist und vor heimischem Publikum sicher 150 Prozent geben will. „Das wissen wir. Für die geht es auch um die Existenz, die werden kämpfen bis zum Umfallen, aber genauso müssen wir auch spielen“, gibt Pieringer die Marschroute vor.

Heidenheim und der Wohlfühlfaktor

Der 24-Jährige kam in seiner Fußballkarriere schon ganz gut herum, in Heidenheim nun aber irgendwie so richtig an. Der Wohlfühlfaktor hängt sicher auch damit zusammen, dass er aus Bad Urach stammt. „Das war auch ein Grund, warum ich es so attraktiv fand, hierherzukommen. Ich brauche eine Stunde nach Hause, Familie und Freunde können kommen und einen unterstützen, wir bekommen immer wieder Besuch“, sagt der Spieler, der mit seiner Freundin in Heidenheim lebt.

Gerade wenn es mal nicht so läuft, sei eine Abwechslung, Unterstützung durch die Familie wichtig. Dabei kennt er es auch anders. „Auf Schalke war immer Trubel, von den Medien, vom Umfeld, das sind schon Welten. Hier hat man Zeit, sich zu entwickeln – auch nicht zu viel Zeit, aber eben doch Zeit.“ So soll sich auch mit Pieringer und dem FCH noch einiges entwickeln – mindestens bis 2027, so lange geht sein Vertrag, der für erste und zweite Liga gelten würde – aber über die zweite will jetzt keiner reden.

Die Stationen auf dem Weg in die Bundesliga

Marvin Pieringer stammt aus Bad Urach und begann beim TV Bempflingen mit dem Fußballspielen. Nach der Jugend und ersten Jahren als Aktiver beim SSV Reutlingen holte ihn der SC Freiburg. Dort konnte sich der junge Spieler noch nicht durchsetzen, wurde an die Würzburger Kickers verliehen. Nach deren Abstieg aus der 2. Liga ging es für Pieringer zum traditionsreichen FC Schalke 04, der verlieh ihn aber ebenfalls, und zwar nach Paderborn. Für den SC spielte er vergangene Saison noch gegen Heidenheim, jetzt mit dem FCH im Oberhaus.

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