Ziel Klassenerhalt

„Kompromissbereitschaft geht gegen null“: Mit diesem klaren Erfolgsplan will Trainer Frank Schmidt den FCH zurück in die Spur bringen

„Störfeuer“ wie der Trubel um Torhüter Kevin Müller soll es in dieser Saison beim 1. FC Heidenheim keine mehr geben. Auch sportlich soll es wieder bergauf gehen. Deshalb setzt Trainer Frank Schmidt auf den typischen FCH-Fußball, ein Wir-Gefühl und die Interessen des Vereins. Was der 51-Jährige zur Verpflichtung von Diant Ramaj und weiteren Transfers sagt:

Frank Schmidt hat die Ruhe des zweiten Trainingslagers in Volders sichtlich genossen. Denn in Ruhe lässt es sich am besten arbeiten. Und das hat der Trainer des 1. FC Heidenheim mit seinen Spielern in den zurückliegenden Tagen fleißig getan. „Wir haben noch einmal eins draufgepackt“, sagt der 51-Jährige, „ich bin echt zufrieden mit dem Engagement, mit den Inhalten und damit, wie sie die Spieler umsetzen konnten.“ Doch nicht nur die intensivste Phase der Vorbereitung beschäftigt Frank Schmidt. Nach der sportlich wackeligen Vorsaison zeichnet er einen klaren Plan für das Erreichen des Klassenerhalts – ohne Kompromisse, mit typischem FCH-Fußball und Vertrauen in den Kader.

Immer reibungslos verliefen die Einheiten, die mit einigen neuen Inhalten und Methoden gespickt waren, nicht. Gefiel Schmidt der Einsatz oder die Durchführung nicht, bekam der betroffene Spieler es sofort zu hören. Neu ist die direkte Kommunikation des 51-Jährigen gegenüber seinen Schützlingen nicht, doch die Vehemenz der Durchsetzung seiner Spielidee machte Schmidt nicht nur während der Einheiten deutlich. „Die Kompromissbereitschaft geht gegen null“, lautet seine eindeutige Botschaft.

Nach schwächster FCH-Platzierung: Fokus auf das Wir-Gefühl

Zu präsent sind noch die Erinnerungen an die Vorsaison, die mit einer ordentlichen Portion Glück und dank eines Last-Minute-Treffers in der Relegation gegen die SV Elversberg noch ein positives Ende nahm. „Wir hatten so eine sportliche Situation noch nie“, blickt Schmidt zurück. Und nicht nur der Abstiegskampf war neu, sondern auch die Mehrbelastung durch das Erreichen der Conference League. Gewisse Kompromisse mussten zwangsläufig eingegangen werden, um die Terminflut zu bewältigen. Dieser Umstand setzte eine Entwicklung in Gang, deren Ergebnis bekannt ist: Der FCH erreichte als 16. die schlechteste Platzierung seit seinem Bestehen.

FCH-Trainer Frank Schmidt setzt auf einen klaren Plan und weitgehend auf die Spieler der Vorsaison. Foto: Dennis Straub

Nun will Schmidt den Erfolg zurück und formuliert dafür eine einfache Formel: „Erfolg ist gleich Potenzial minus Störfaktoren.“ Nichts und niemand soll also das vorhandene Potenzial schmälern. Alle Rädchen müssten ineinandergreifen, das „Ich“ spiele keine Rolle, nur das „Wir“, betont Schmidt.

Wechsel im Tor „eine sportliche Entscheidung“

Was das im Einzelfall bedeutet, zeigte sich in der Vorwoche im Zuge der Neubesetzung der Nummer eins im Tor der Heidenheimer. Die Wahl von Neuzugang Diant Ramaj und die Degradierung von Kevin Müller – der mit einem Widerspruch via Instagram reagierte – sorgten für ein Echo in den Medien und bei den Fans. „Es war natürlich ein Störfeuer, aber das liegt für mich schon in der Vergangenheit“, sagt Schmidt und gibt Einblicke in seine Sicht der Dinge. Die Entscheidung pro Ramaj sei nicht aus dem Affekt gefallen, betont er. Und weiter: „Es steht nur eins an erster Stelle: das Wohl der Mannschaft und des Vereins.“

Eine sportliche Entscheidung: Schmidt setzt auf Diant Ramaj (rechts). Dominik Florian

Ganz nach seiner Erfolgsformel stellte sich nach der Verletzung von Frank Feller nur die Frage: Wie lässt sich das sportliche Potenzial erhöhen? „Für uns war klar, dass wir keine schwache Nummer zwei holen“, lautet Schmidts Antwort. Mit Blick auf die Zukunft und die Konkurrenzfähigkeit in der Liga und nicht auf die Sentimentalitäten einzelner Spieler. „Es war eine sportliche Entscheidung für Diant Ramaj“, stellt Schmidt klar.

Schmidts Forderung: Rückkehr zum typischen FCH-Fußball

Auch wenn die klare Kante des Trainers und der Verantwortlichen bei einigen Fans und Beobachtern für Verwunderung und Unverständnis gesorgt hat, ist der Ton nun gesetzt. Es geht um den FCH. „Am Ende des Tages muss sich jeder einordnen und dem folgen, was der Trainer und der Verein vorgeben“, unterstreicht Schmidt.

Die Vorgabe für das sportliche Auftreten ist für den Heidenheimer Coach ebenfalls klar. Sein Team müsse wieder den typischen FCH-Fußball – geprägt von Intensität und Kampf – auf den Platz bringen, so Schmidt. „Die Mannschaft wird ein anderes Gesicht zeigen“, sagt er.

Kommt doch kein Außenverteidiger mehr?

Wie der passende Kader für den intensiven Fußball aussehen wird, steht indes noch nicht fest. Der seit Vorbereitungsbeginn gesuchte linke Außenverteidiger ist noch nicht verpflichtet. Die Reaktion auf den bisher ausgebliebenen Vollzug ist bei dem 51-Jährigen ähnlich wie auf die regenbedingte Absage des Tests gegen Racing Straßburg am Samstagnachmittag. „Es ist wie mit dem Wetter: Wenn ich es nicht ändern kann, rege ich mich nicht lange auf“, sagt Schmidt. Bei der Position des linken Außenverteidigers, die in der Vorsaison Leihspieler Frans Krätzig gefüllt hatte, sucht der FCH-Coach auch nach anderen Lösungen und setzt auf Vertrauen und Improvisation. „Es gibt die Hoffnung bei Jonas Föhrenbach, er hatte im ersten Bundesligajahr auf der Position gespielt, aber die letzte Saison war nicht so seine Saison“, sagt Schmidt, der in der Vorbereitung auch experimentierte.

So probierte sich Neuzugang Arijon Ibrahimovic beim Test gegen Wacker Innsbruck als linker Außenspieler, auch Mathias Honsak war schon auf der Position im Einsatz. „Die Tür ist offen“, sagt er. Dabei besteht die Hoffnung, dass einige Spieler aus dem Leistungstief der Vorsaison herausfinden oder vielleicht noch der eine oder andere Neuzugang hinzukommt. „Wenn keiner kommt, muss es so gehen“, sagt Schmidt, „trotzdem ist die Transferperiode noch nicht beendet.“

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