Enttäuscht und kopfschüttelnd schauten sich die Spieler des 1. FC Heidenheim nach der 1:3-Niederlage zum Start der neuen Saison gegen den VfL Wolfsburg gegenseitig an. Die Botschaft war klar: Das hatten sie sich ganz anders vorgestellt. Und auch ihr Trainer: „Ich dachte, wir sorgen für eine Aufbruchstimmung im ersten Spiel zu Hause, wir feiern ein Fußballfest mit unseren Fans“, sagte Frank Schmidt, „aber wir sind heftig aufgeschlagen.“ Aufgeschlagen sind die Heidenheimer auf dem Boden der Tatsachen.
Die Gründe für den Fehlstart waren dabei recht simpel: Die Herangehensweise, die der FCH in den 90 Minuten gezeigt hat, war das Gegenteil von dem, was sich Frank Schmidt und seine Spieler in der Vorbereitung auf die Fahnen geschrieben hatten. Mit der Rückkehr zum typischen FCH-Fußball, geprägt von Intensität und einem starken Kollektiv, sollte nach der zurückliegenden Zittersaison vieles besser werden. Gelungen ist das – zumindest am Samstagnachmittag – ganz und gar nicht.
Nach Fast-Platzverweis für Ramaj: FCH verfällt früh in Passivität
Von der breiten Brust, die sich der 1. FC Heidenheim mit den fünf Siegen in fünf Tests und der gelungenen Generalprobe im DFB-Pokal erarbeitet hatte, war nach wenigen Aktionen nicht mehr viel zu sehen. Mit technischen Fehlern machten es die Gastgeber den Wolfsburgern leicht, sich Chancen zu erspielen. Ein zu kurzer Rückpass von Tim Siersleben brachte Neuzugang Diant Ramaj bereits in der fünften Minute in die Bredouille und hatte um ein Haar einen Platzverweis zur Folge.
„Er musste Kopf und Kragen riskieren“, sagte Schmidt zu der Aktion des Heidenheimer Torhüters, der VfL-Angreifer Patrick Wimmer von den Beinen holte. Warum der 23-Jährige von Schiedsrichter Benjamin Brand die Gelbe statt der Roten Karte gezeigt bekam, erklärte Patrick Mainka im Nachgang der Partie. „Der Wolfsburger Spieler spitzelt den Ball Richtung Eckfahne und nicht Richtung Tor“, gab er die Erklärung des Unparteiischen wieder und fügte an: „Da kann man von Glück sprechen.“
Ich habe gehofft, dass wir uns besser präsentieren in der zweiten Halbzeit, aber es wurde noch schlechter.
FCH-Trainer Frank Schmidt
Der erste Knall in der Partie wirkte aber nicht als Wachmacher bei der nervösen Heidenheimer Elf. Im Gegenteil: Die ersten Fehler hätten zu einer Passivität bei den Spielern geführt, sagte Frank Schmidt. „Wir waren im Sicherheitsmodus und der Mut hat gefehlt“, so der 51-Jährige. Die Wolfsburger nutzten die kaum zu erklärende Zurückhaltung der Hausherren zur Führung in der 20. Minute. Und selbst als Leo Scienza den FCH aus dem Nichts per direktem Freistoßtor zurück in die Partie brachte (29.), dauerte die Heidenheimer Druckphase daraufhin nur wenige Minuten an. Auch der zweite Knall verhallte.
Schmidt vermisst Überzeugung und Energie bei seinen Spielern
Die zweite Spielhälfte mit zwei weiteren Gegentoren erinnerte an einige schwache Auftritte aus der Vorsaison, die es so eigentlich nicht mehr geben sollte. „Ich habe gehofft, dass wir uns besser präsentieren in der zweiten Halbzeit, aber es wurde noch schlechter“, lauteten die klaren Worte von Frank Schmidt, der auf der Pressekonferenz eine detaillierte Mängelliste präsentierte.

„Es gab keine Überzeugung und Stabilität, dafür eine hohe Fehlerquote“, so der FCH-Coach, der auch den Einsatz monierte. Bei den Gegentreffern seien seine Spieler demnach nur Spalier gestanden, sagte er. „Wir haben uns nicht gewehrt, es hat komplett die Energie gefehlt, den Gegner vor Probleme zu stellen, und keiner ist annähernd ans Leistungsmaximum gekommen“, zählte Schmidt auf.
Wir haben uns nicht gewehrt, es hat komplett die Energie gefehlt, den Gegner vor Probleme zu stellen, und keiner ist annähernd ans Leistungsmaximum gekommen.
FCH-Trainer Frank Schmidt
Die schonungslose Analyse des Trainers – zum frühen Zeitpunkt der Saison – zeigt den schmalen Grat, auf dem sein Team in dieser Saison wandelt. Gegen die individuell stärker besetzten Gegner muss der FCH an seine absolute Leistungsgrenze gehen, um eine Chance auf Punkte zu haben. Und eine solche Mannschaft empfängt die Heidenheimer mit RB Leipzig, das mit einer 0:6-Klatsche in München ebenfalls schwach gestartet ist, an diesem Samstag, 30. August. In Leipzig müsse sich sein Team „komplett einmal drehen“, forderte Schmidt, der trotz der Enttäuschung schon wieder Optimismus versprühte. „Da besteht auch eine Chance, Leipzig hat etwas zu verlieren“, sagte er.