Spätes Glück für die Schmidt-Truppe

Glückstreffer oder Befreiungsschlag? Die Erkenntnisse aus dem FCH-Sieg bei Union Berlin

Das tat mal gut – nach schweren Wochen und herben Niederlagen gelang dem 1. FC Heidenheim am Samstag bei Union Berlin ein ganz später (90. und 95. Minute) und unerwarteter 2:1-Sieg. Ein Lebenszeichen oder mehr? Die Erkenntnisse vom Gastspiel in Köpenick:

Vielleicht sollte der FCH-Vorstandsvorsitzende Holger Sanwald ab jetzt alle Spieltags-Pressekonferenzen besuchen oder die Heidenheimer Fußballer sollten einfach immer gegen Union Berlin spielen. Die Bundesligabilanz gegen die Eisernen liegt jetzt bei vier Siegen und einem Unentschieden. Der Spielplan sieht aber noch viele andere Aufgaben vor und der 2:1-Sieg vom Samstagnachmittag kann für die Heidenheimer nur ein erster kleiner Schritt gewesen sein.

„So müssen wir auftreten“

Aber zumindest war es einer. „Das war ein wichtiges Signal unserer Mannschaft, dass wir daran glauben, dass wir es besser können. Wir brauchen noch viele solcher Spiele, dann können wir es wieder schaffen“, sagte Sanwald nach dem Spiel und erklärte zu den Ansagen von ihm und Frank Schmidt vor dem Spiel: „Es geht jetzt nicht um den Trainer oder mich, sondern um die Mannschaft. Die hat heute, mit allem, was wir haben, den Sieg erarbeitet. So müssen wir auftreten, deshalb gebührt der Mannschaft heute ein ganz großes Kompliment.“

Schmidt hatte unter anderem erklärt, dass „die Uhren ein Stück weit auf null gestellt“ wurden und seine Mannschaft dementsprechend verändert: Anstelle von Omar Traoré, Tim Siersleben, Jan Schöppner und Ajrion Ibrahimovic begannen Marnon Busch, Benedikt Gimber und Julian Nieheus sowie – erstmals in dieser Saison von Beginn an – Thomas Keller. Der Trainer setzte also noch ein wenig mehr auf „Arbeit gegen den Ball“ – sicher der richtige Ansatz für das Spiel gegen Union, das wie erwartet viele Zweikämpfe und lange Bälle und wenig fußballerische Leckerbissen bot.

Mathias Honsak trifft die Latte

Die Heidenheimer waren auch zunächst ebenbürtig und hätte mit etwas Glück nach neun Minuten in Führung gehen können, doch Mathias Honsak Schuss nach guter Ablage von Marvin Pieringer touchierte nur die Latte. Das blieb dann allerdings bis zur 63. Minute auch der einzige Torschuss der Heidenheimer und die Konzentration in der Abwehr hielt nicht bis zum Pausenpfiff. In der 43. Minute gingen gleich drei Spieler zum Zweikampf gegen Ilyas Ansah, so hatte Rani Khedira freie Bahn und traf wuchtig zum 1:0.

Anders war dieses Mal aber der Umgang mit dem Rückstand. Der FCH blieb stabil und biss sich langsam, ganz langsam, aber gerade noch rechtzeitig in das Spiel. Und dann waren es komplett die im Lauf der zweiten Halbzeit eingewechselten Stammkräfte, die für die späte Wende sorgten: Beim Ausgleich in der 90. Minute spielte Ibrahimovic schön auf Traoré und der bediente den mal wieder Torriecher beweisenden Stefan Schimmer. In der Nachspielzeit trat Ibrahimovic dann den Eckball und Schöppner vollendete mit starkem Kopfball.

Schmidt wechselt die Wende ein

Daraus jetzt zu schlussfolgern, dass doch wieder die andere Startelf gefragt ist, wäre aber wohl auch nicht richtig. Schimmer ist und bleibt einfach der ideale Joker, anderen Spielern bot die Pause offensichtlich die Möglichkeit, mit frischer Kraft für offensive Impulse zu sorgen. Die Debüts von Keller und Niehues waren durchaus gelungen und möglich war die späte Wende ja nur, weil es eben lediglich 0:1 stand. Es war also ein Erfolg der ganzen Mannschaft, die nicht glänzte, aber wieder die bewährten Tugenden auf den Platz brachte.

Und auch wenn der FCH-Kader am Samstag Eigenwerbung betrieben, sollte weiter über Verstärkungen in der Winterpause nachgedacht werden. Bei aller Freude über das 2:1 in Köpenick war es am Ende ein glücklicher Sieg und allen dürfte klar sein, dass es für die Heidenheimer – im besten Falle – einen Abstiegskampf bis zum Schluss geben wird.

Um das rettende Ufer oder zumindest den Relegationsplatz zu erreichen, muss meistens ein Schnitt von gut einem Punkt pro Spiel her. Da ist der FCH noch ein Stück weit davon entfernt. Das sind fünf weitere Teams aber auch und gerade bei so einem „Schneckenrennen“ im Tabellenkeller wiegen drei Punkte wie die vom Samstag enorm.

Noch drei Spiele in diesem Jahr

Drei Partien stehen in diesem Jahr noch an, neben den Heimspielen gegen Freiburg und Bayern München das Duell beim FC St. Pauli am 13. Dezember. Wenn die Heidenheimer dort nicht verlieren, können sie zumindest mit Hoffnung ins neue Fußballjahr gehen, sind dann auch interessant für mögliche neue Spieler.