Bitteres 0:1 gegen den Hamburger SV

Frust über Schiedsrichterentscheidungen – was die FCH-Spieler nach dem Pokal-Aus (nicht) sagen

Emotionen, Platzverweise, ein mehr als zweifelhafter Elfmeter und ganz viel Frust – so einen Abend wie beim 0:1 im DFB-Pokal gegen den Hamburger SV hat der 1. FC Heidenheim auch noch nie erlebt. So kommentieren Trainer Frank Schmidt und die Spieler das Geschehen vom Dienstag:

Erneut ist der 1. FC Heidenheim in der zweiten Runde des DFB-Pokals ausgeschieden, über das 0:1 gegen Ligakonkurrent Hamburger SV wird aber wohl noch eine Weile geredet werden – wenn auch nicht von allen Beteiligten. Denn viele Spieler verkniffen sich weitgehend Kommentare zu den Entscheidungen von Schiedsrichter Benjamin Brand, welche die Partie maßgeblich beeinflussten. Heidenheims Trainerbank hatte die Emotionen weniger im Griff, was gleich zu zwei Platzverweisen führte: Gelb-Rot gegen Cheftrainer Frank Schmidt und Rot gegen Teammanager Alexander Raaf.

Doch zunächst zum Sportlichen: Nach dem enttäuschenden 1:3 in Hoffenheim hatte Schmidt auf drei Positionen getauscht, Julian Niehues, Luca Kerber und Stefan Schimmer begannen an Stelle von Benedikt Gimber, Niklas Dorsch und Adrian Beck. Die Heidenheimer präsentierten sich konzentrierter, verteidigten weitgehend gut, wenn auch bereits nach sieben Minuten Yeboah Königsdorffer nach einem Fehler von Patrick Mainka allein vor Diant Ramaj auftauchte und der FCH-Torhüter stark per Fußabwehr klärte. Offensiv lief bei den Hausherren allerdings fast nichts zusammen, eine Halbzeit ohne Torschuss spricht für sich. Nur der sehr engagierte Arijon Ibrahimovic sorgte für etwas Belebung, war aber meist auf sich allein gestellt.

Die Diskussionen beginnen

So langsam rückte jedoch der Unparteiische in den Vordergrund, viele Entscheidungen Brands auf beiden Seiten waren nicht nachvollziehbar, in der zweiten Runde des Pokals gibt es ja noch keinen Video-Assistenten. Die Szene in der 28. Minute, als Kerber einen Ellenbogenschlag abbekam, der Schiedsrichter aber für den HSV pfiff und zudem lange kein Team zur Behandlung aufs Feld ließ, brachte Schmidt erstmals auf die Palme und führte zu einer gelben Karte.

Weiter ging's kurz vor der Pause, als Tim Siersleben nach einem weiten Ball im Laufduell gegen Königsdorffer den Hamburger zu Fall brachte und Schiedsrichter Brand wegen vermeintlicher Notbremse die Rote Karte zeigte. Das Foul war wohl unstrittig, allerdings war zuvor Ibrahimovic regelwidrig zu Fall gebracht worden und es blieb fraglich, ob FCH-Torhüter Ramaj die Szene hätte klären können, so dass keine Notbremse vorgelegen hätte. Siersleben wurde mittlerweile bereits vom DFB für zwei Pokalspiele gesperrt, in der Bundesliga kann er eingesetzt werden.

Trainer Frank Schmidt hatte so seine Probleme mit den Entscheidungen des Unparteiischen. Foto: Eibner/Michael Weber

In der zweiten Halbzeit verteidigte der FCH in Unterzahl sehr kompakt und ließ kaum Möglichkeiten für die Gäste zu. Irgendwie war es dann klar, dass so eine Partie durch einen Elfmeter entschieden wird und dass diesen natürlich auch noch der eingewechselte Ex-Heidenheimer Robert Glatzel verwandelt.

Diesen Strafstoß hätte es aber nicht geben dürfen. Der Hamburger Fabio Vieria dribbelte mit Ball aus dem Strafraum heraus, berührte dabei minimal Julian Niehues. „Man sieht's doch. Er lässt sich fallen, ich seh' keinen Kontakt. Für mich ist das kein Elfmeter“, machte Schmidt nach der Partie seinem Ärger Luft und wies auch auf die Position des Schiedsrichters hin: „Und wenn man genau hinschaut, wo der Schiedsrichter steht, kann er ja gar nichts sehen.“

„Nicht jeder Kontakt ist ein Elfmeter"

Auch für Niehues war es kein Elfmeter. „Ich habe es gerade noch einmal auf Video gesehen, es wird gefühlt jedes Mal weniger, wenn ich es mir anschaue. Es ist ein Kontakt da, aber es ist nicht jeder Kontakt ein Elfmeter“, erklärte der 24-Jährige unmittelbar nach der Begegnung, hakte die Sache für sich dann aber schnell ab. „Das kann man jetzt nicht mehr ändern, der Schiedsrichter hat gepfiffen“, sagte Niehues, der die Entscheidungen des Unparteiischen nicht kommentieren wollte. Trotz allem müsse man jetzt das Positive aus der Partie mitnehmen. „Wir haben gut gekämpft, bis auf ein paar Distanzschüsse nichts zugelassen, darauf müssen wir aufbauen“, so Niehues.

Marnon Busch, der sich nach seiner Einwechslung auf ungewohnter Innenverteidigerposition wiederfand und seine Sache gut machte, musste erst einmal durchatmen. „Ich glaube, ich muss wirklich aufpassen, was ich sage“, so Busch, der mit dem Auftritt seiner Mannschaft zufrieden war und sich ansonsten diplomatisch ausdrückte: „In erster Linie ging es uns darum, nach der sehr schwachen Partie in Hoffenheim zu zeigen: Das war eine Ausnahme. Ich denke, das ist uns gelungen, alles andere können wir nicht beeinflussen.“

Schwierig zu verarbeiten

„Es war ein emotionaler Abend, mit schwierig zu verarbeitenden Situationen“, sagte Patrick Mainka nach der Partie und zeigte sich vor allem über die Elfmeter-Entscheidung enttäuscht. „Ich glaube auch, dass der Schiedsrichter selbst Zweifel hatte, denn er wartet so lange, bis er pfeift, fällt dann auf ein theatralisches Fallen herein. Dann hatte man das Gefühl, dass es heute schön war, Karten zu verteilen. Am Ende müssen wir es aber akzeptieren, weil wir kein Einfluss darauf haben“, sagt der Kapitän, der wie seine Kollegen einen kühlen Kopf bewahrte, nach Schlusspfiff noch seinen über den Platz sprintenden Teammanager zurückhielt. So handelte sich Raaf dann wohl auf verbalem Wege die Rote Karte ein.

Zu diesem Zeitpunkt war Frank Schmidt bereits nicht mehr im Innenraum des Stadions, er war mit Gelb-Rot vom Platz gestellt worden. Ausschlaggebend war hier wohl eine Geste in Richtung HSV-Bank, wirklich nachvollziehen konnte der Heidenheimer Trainer das aber nicht. „Ich habe glaube zweieinhalb Jahre keine Karte bekommen, heute zwei. Es ist schwierig zu begreifen“, sagt Schmidt.

Seiner Mannschaft wollte er keinen Vorwurf machen, lobte auch die Fans. Dass es nicht reichte, war für den Coach sehr bitter. „Wir wollen keine schlechten Verlierer sein. Der HSV hat am Ende verdient gewonnen, aber dass so ein Spiel dann so entschieden wird, ist einfach sehr enttäuschend“, sagte Schmidt und fand noch einen lustigen Vergleich: „Ich wäre ja beinahe mal Versicherungsvertreter geworden. Da verkauft man vielleicht auch mal eine Versicherung, die kein Mensch braucht, so ähnlich war es heute auch für mich.“