Mit detektivischem Spürsinn

FCH-Stürmer als Retter: Stefan Schimmer bringt Seniorin verlorenes Portemonnaie zurück

Der Schreck war groß, als Barbara Borries aus Taufkirchen bei einem Besuch in Heidenheim plötzlich ihre Geldbörse mit allen wichtigen Karten und Dokumenten vermisste. Aber es gab ein glückliches Ende – dank eines Spielers des 1. FC Heidenheim.

Fast jeder kennt wohl den Schreck, der einem in die Glieder fährt, wenn man seinen Geldbeutel nicht mehr findet. Barbara Borries ging es nicht anders, als sie mit der Liedertafel Taufkirchen auf einem zweitägigen Ausflug in Heidenheim war. Aber ein ehrlicher Finder brachte ihr alles zurück, es war Stefan Schimmer, Bundesligaspieler des 1. FC Heidenheim, auch genannt der „Bomber“.

Plötzlich war der Geldbeutel weg

Das Ganze spielte sich am letzten Spieltag der vergangenen Bundesligasaison ab, der FCH hatte Werder Bremen zu Gast und noch eine kleine Hoffnung auf den direkten Klassenerhalt. Das alles interessierte Barbara Borries nicht, sollte aber noch eine Rolle für sie spielen. Sie wollte im Lokal bezahlen, doch ihre Geldbörse war weg. „Eine Katastrophe. Es waren nicht nur rund 150 Euro Bargeld darin, sondern auch mein Personalausweis und meine AOK-Karte.“

Borries erinnerte sich noch, dass sie den Geldbeutel das letzte Mal in der Hand hielt, als sie ein Trinkgeld geben wollte. Ob sie ihn vor lauter Aufregung auf einer Bank liegen ließ oder er ihr gestohlen wurde, wusste sie nicht. Sie informierte Reiseleiterin Ulla Schreff, die postwendend bei der Polizei anrief. Dort wurde ihr erklärt, „der Name Borries ist uns bekannt“. So war die 78-Jährige erst einmal erleichtert, weil sie wusste, dass zumindest jemand den Geldbeutel abgeben wollte. „Aber die Polizei nimmt sowas natürlich nicht“. Also fuhr sie mit dem Bus weiter zum Hotel nach Steinheim und schaute im Zimmer auf ihr Handy.

Zahlreiche Nachrichten auf dem Handy

„Was da los war, war der Wahnsinn“, sagt sie. Ihr Nachbar hatte ihr geschrieben, dass ein weiterer Nachbar nach ihrer Handynummer gefragt habe, weil anscheinend ihr Geldbeutel gefunden worden und sie nur über ihren DAV-Mitgliedsausweis zu identifizieren gewesen sei. Der Finder habe bei Georg Bauer, dem Vorsitzenden des Alpenvereins Taufkirchen angerufen, der ihm aber nicht weiterhelfen konnte. Kurz danach ging bei der Rentnerin über eine unbekannte Telefonnummer folgende Nachricht ein: „Hallo Frau Borries, könnten Sie mich bitte zurückrufen, wir haben Ihren Geldbeutel in Heidenheim gefunden.“

Die Nachricht kam von Stefan Schimmer, der zu diesem Zeitpunkt verletzt und am Vormittag des Spieltags mit einem Freund noch kurz in der Innenstadt unterwegs war. „Da haben wir den Geldbeutel gefunden, reingeschaut und gesehen, dass er einer Dame von auswärts gehört“, berichtet der 31-Jährige. Ihm war gleich klar, dass die betroffene Person jetzt in Not ist und eine Abgabe bei der Polizei erst einmal nichts bringt. „Dann haben wir halt mal ein bisschen recherchiert, heutzutage findet man ja über das Internet vieles heraus.“

Applaus der Liedertafel

Barbara Borries rief nach der Textnachricht sofort zurück und erreichte Schimmer, der inzwischen beim Spiel seiner Teamkollegen war. Sie bat ihn, ihr den Geldbeutel ins Hotel nachzuschicken, aber der „Bomber“ beschloss einfach ganz pragmatisch, die Börse nach dem Spiel selbst zu bringen, was schließlich unter Riesenapplaus der ganzen Liedertafel im Hotelrestaurant erfolgte.

Der FCHler hatte ihre Handynummer übers Internet gesucht, aber nur ihren Namen als erfolgreiche Schachspielerin gefunden – Barbara Borries war sogar schon deutsche Meisterin der Altersklasse 65+. Über den Schachclub Taufkirchen bekam Schimmer den Kontakt und brachte die Börse ihrer Besitzerin zurück. „Das war eine Sensation. Es ist nicht selbstverständlich, dass jemand recherchiert und sich die Mühe macht, mir den Geldbeutel noch nachzufahren, um ihn persönlich zu überbringen, noch dazu, wenn es sich um eine solche Persönlichkeit handelt“, so Baraba Borries strahlend.

Ihre Einladung zum Essen lehnte Schimmer ab, da er selbst noch einen Termin hatte. Für ihn war es auch eine Selbstverständlichkeit und er erwartete keine Entschädigung. „Ich habe einen Geldbeutel gefunden, ein bisschen recherchiert, ihn abgeben – das ist doch kein großes Ding“, sagt der gebürtige Bayer, der seit 2019 beim 1. FC Heidenheim ist, und früher auch schon in Unterhaching, also ganz in der Nähe von Taufkirchen gespielt hat. Barbara Borries Dank ist ihm aber gewiss und über den Verein hat sie Schimmer, der gerade noch im Urlaub weilt, auch eine kleine Überraschung geschickt. Das sei wohl das Mindeste, um sich erkenntlich zu zeigen.

Jetzt einfach weiterlesen
Jetzt einfach weiterlesen mit HZ
- Alle HZ+ Artikel lesen und hören
- Exklusive Bilder und Videos aus der Region
- Volle Flexibilität: monatlich kündbar