Bundesliga

Seit acht Spielen ungeschlagen: Der FCH lässt auch gegen Bremen staunen

Viele Fußballexperten reiben sich die Augen und vermutlich wird das selbst der ein oder andere Fan des 1. FC Heidenheim machen: Nach dem 2:1-Sieg in Bremen hat der Aufsteiger grandiose 27 Punkte auf dem Konto und steht auf Rang acht. Was macht die Mannschaft von Trainer Frank Schmidt so stark und was kann jetzt noch passieren?

Inzwischen haben sie schon viel erlebt, die FCH-Fußballer, der Auftritt in Bremen war aber sicher ein ganz besonderer. Zur 125-Jahr-Feier hatte sich der norddeutsche Traditionsverein einiges einfallen lassen. Das Spiel am Ende der Festwoche im mit 41.000 Zuschauern ausverkauften Weserstadion wurde zelebriert, dank Regenponchos trugen nahezu alle Fans Grün oder Weiß, riesige Banner verdeckten komplett die Tribünen, auf denen auch jede Menge fußballerische Prominenz oder wie es Heidenheims Torwart Kevin Müller nach dem Spiel ausdrückte „gefühlte 10.000 Bundesligaspiele“ saßen.

FCH hat viel dazugelernt

Für alle Bremer Anhänger war ein Sieg selbstverständlich, das hörte man schon morgens in der Stadt. Hätte Jens Stage die erste dicke Chance nach vier Minuten genutzt, wäre es vielleicht auch in diese Richtung gelaufen, so aber zeigte der FCH, was er in seiner ersten Bundesligasaison mittlerweile gelernt hat: Stand halten, auch gegen einen Gegner, der mit viel Wucht kommt und von den Fans nach vorn gepeitscht wird.

Taktisch ging das Konzept ebenfalls auf, mit einer recht hoch stehenden Viererkette und guter Präsenz im Zentrum unterband der FCH das Kombinationsspiel der Werderaner. Sicher, bei denen fehlten einige wichtige Spieler und angesichts von drei Bremer Pfostentreffern war der Sieg auch etwas glücklich. Aber die Heidenheimer schlugen ja nicht irgendwen, sondern eine Mannschaft, die kürzlich bei Bayern München und zuletzt dreimal in Folge gewonnen hatte.

Plötzlich sieht die lange Zeit so düstere Heidenheimer Auswärtsbilanz viel freundlicher aus, aus den jüngsten vier Partien auf fremden Plätzen holten Schmidts Mannen acht Punkte. Insgesamt sind es nun acht Spiele ohne Niederlage, in denen grandiose 16 Zähler aufs Konto kamen.

16 Punkte aus acht Spielen

Der FCH ist aktuell sechstbestes Rückrundenteam, hat – je nach Ausgang des heutigen Köln-Spiels, zwischen neun und zwölf Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz und fünf Zähler Rückstand auf einen Rang, der das internationale Geschäft bedeuten würde – nur um mal die nackten Zahlen zu nennen.

Doch so schön dies alles aussieht, der Klassenerhalt ist noch lange nicht in trockenen Tüchern und das wissen alle Spieler und Verantwortlichen. Für ein warnendes Beispiel muss man geografisch nicht weit blicken: Der SSV Ulm schien bei seiner einzigen Bundesligasaison 1999/2000 zehn Spieltage vor Schluss den Klassenerhalt schon sicher zu haben, war näher an den Uefa-Cup-Plätzen. Doch nach einer spektakulären 1:9-Heimniederlage gegen Leverkusen holte die Mannschaft nur noch drei Zähler und stieg am Ende mit 35 Punkten ab.

Schmidt: Bei uns gibt's kein Juhu

Die Gefahr, den Blick für die Realitäten zu verlieren, das verspricht Schmidt, besteht überhaupt nicht. „Dazu bin ich, ist meine Mannschaft schon viel zu lange dabei. Viele denken vielleicht, nach so einem Sieg gibt es zwei Tage frei und dann Juhu. Das ist bei uns nicht so, morgen früh wird analysiert, dann trainiert, am Montag ist frei und dann bereiten wir uns auf Leverkusen vor“, sagte der Trainer am Samstag unmittelbar nach dem Spiel.

Die Spieler stehen da nicht nach. „Der einzige Fehler, den wir machen können, ist nicht mehr nach unten zu blicken. Wir müssen uns da raushalten, wenn man unten steht, gewinnt man solche Spiele meistens nicht“, so Torwart Müllers Erkenntnis nach dem Sieg in Bremen. Und Benedikt Gimber ergänzt: „Wir wissen, dass wir noch nichts erreicht haben und tun gut daran, es weiter so anzugehen wie bisher. Jedes Spiel ist eine Chance zum Punkten auf dem Weg zum großen Ziel, dem Klassenerhalt. Und so gehen wir es auch gegen Leverkusen an.“

Schweres Programm steht bevor

Noch immer sind 39 Punkte zu verteilen, der Existenzkampf wird noch einige Überraschungen hervorrufen, auch am vergangenen Wochenende punkteten fast alle Mannschaften aus dem unteren Tabellendrittel. Der FCH steht nun vor schweren Spielen, es kommt der immer noch ungeschlagene Spitzenreiter aus Leverkusen, dann geht’s zu Union Berlin, das im Abstiegskampf steckt, aber viel mehr Potenzial hat und anschließend gastiert mit Eintracht Frankfurt eine Mannschaft auf dem Schlossberg, die unbedingt ins internationale Geschäft will.

Aber wenn die Mannschaft weiter solche Leistungen bringt und wirklich alle auf dem Boden bleiben, dann sind auch gegen diese Gegner Punkte drin und der Klassenerhalt, der angesichts der Mittel des FCH ein ebenso großes Wunder wie der Aufstieg wäre, würde immer greifbarer.

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