Es ist ein klassisches Kellerduell, St. Pauli (8 Punkte/11:25 Tore) ist Vorletzter, der FCH (11/12:28) belegt den Relegationsplatz. Die Hamburger können mit einem Sieg Heidenheim von Rang 16 verdrängen, der Schmidt-Truppe winkt bei einem „Dreier“ und entsprechenden Ergebnissen der Konkurrenz ein Nichtabstiegsplatz. Wie sind die Voraussetzungen?
Die Form: Zwei nicht unbedingt erwartete Last-Minute-Siege in Folge haben sicher ihre Auswirkung aufs Gemüt der Heidenheimer Spieler, auch wenn noch kein Anlass zu Euphorie besteht. „Ich denke, wir sind auch in den Wochen zuvor damit gut umgegangen, aber natürlich fällt jedem alles ein bisschen leichter“, sagt Frank Schmidt und erinnert an das Premierenjahr in der Bundesliga, als kurz vor Weihnachten drei Siege in Folge gelangen und dies letztlich die Basis für den Klassenerhalt war.
Auf St. Pauli beschwört man nach dem Sieg im DFB-Pokal und dem Punktgewinn in Köln ebenfalls das Momentum. Allerdings ist die gesamte Tendenz ziemlich negativ. Nach sieben Punkten aus den ersten drei Spielen verlor der Kiez-Klub in der Bundesliga neunmal in Folge, das 1:1 vom vergangenen Wochenende war zudem extrem glücklich. Seit elf Partien warten die Hamburger auf einen „Dreier“.
Die personelle Situation: Nach schwierigen Wochen geht es beim FCH weiter aufwärts, nun kehrten auch Mikkel Kaufmann und Sirlord Conteh ins Mannschaftstraining zurück und auch bei Budu Zivzivadze besteht zumindest die Chance auf eine Rückkehr. „Wir sind froh, dass wir jetzt noch mehr Alternativen haben“, sagt Schmidt, wer aber wirklich schon bereit für die sicher intensive Aufgabe in St. Pauli ist, werde man erst kurzfristig entscheiden.
Pauli-Coach Alexander Blessin hat keine schwerwiegenden Ausfälle zu verkraften und kann die gleiche Startelf wie zuletzt in Mönchengladbach (Pokal) und in Köln aufbieten.
Stärken und Schwächen: In der Abwehr haben sich beide Teams zuletzt stabilisiert. Nach dem 0:4 gegen Gladbach kassierte St. Pauli – mit Ausnahme des sehr unglücklich verlaufenden 1:3 gegen Bayern München – nur noch ein oder zwei Gegentreffer. Das liegt sicher mit an der Rückkehr des Kapitäns vor drei Wochen. „Mit Jackson Irvine hat sich die Statik des Spiels wieder verändert, er tut ihnen gut, ist ein laufstarker Box-to-box-Spieler, an dem sich die anderen orientieren können“, so Schmidt. Seine Mannschaft hat nach den hohen Niederlagen gegen Leverkusen und Gladbach ihrerseits zu einer gewissen Stabilität gefunden, zuletzt nur jeweils ein Gegentor kassiert.
Mit dem Toreschießen tun sich beide Kontrahenten schwer, es gibt jeweils nur einen Akteur, den man ansatzweise als Goalgetter bezeichnen könnte. Bei St. Pauli ist das Andreas Hountondij, Nationalspieler von Benin. Er kommt ebenso wie Heidenheims Stefan Schimmer auf vier Treffer. Der 23-Jährige, ausgeliehen vom englischen Erstligisten FC Burnley, spielt aber meist von Beginn an. Schimmer ist dagegen einer der effektivsten Joker in der Liga und könnte auch in dieser Rolle bleiben. „Zuletzt kam er rein und hat keine Anlaufzeit gebraucht, war sehr effektiv, das tut uns gut“, sagt Schmidt und macht wieder einmal deutlich, dass die Entscheidungen über Startelf und Kader auch von der Spielweise des jeweiligen Gegners abhängen.
Worauf wird es ankommen? Man muss kein Prophet sein, um mit einer sehr kampfbetonten Partie zu rechnen. Die Bilanz zwischen den Klubs ist übrigens fast ausgeglichen, in den bisherigen Bundesligaduellen gab es jeweils 2:0-Auswärtssieg. St. Pauli trifft in den letzten beiden Partien des Jahres auf die direkten Konkurrenten Heidenheim und Mainz und hat sich sicher vorgenommen, mit aller Gewalt sechs Punkte zu holen.
Uns ist bewusst, dass St. Pauli zu Hause den Anspruch hat, gegen uns zu gewinnen, aber logischerweise haben wir etwas dagegen.
Frank Schmidt, FCH-Trainer
„Uns ist bewusst, dass St. Pauli zu Hause den Anspruch hat, gegen uns zu gewinnen, aber logischerweise haben wir etwas dagegen“, sagt Schmidt, warnt vor der Wucht, die der Gegner im heimischen Stadion entwickeln kann und fordert von seiner Truppe dieselbe Haltung, Stabilität, das Miteinander wie zuletzt. „Das müssen wir am Samstag auch am Millerntor auf den Platz bekommen, dann haben wir die Chance, drei Punkte zu holen.“
Wobei einer auch nicht zu verachten wäre, mit einem Unentschieden würde zumindest der Abstand auf St. Pauli gewahrt bleiben. Der Trainer hat aber anderes im Sinn. „Kann sein, da werden wir den Spielverlauf abwarten müssen. Aber man beginnt ja nicht uns sagt, irgendwie einen Punkt holen. Wir wollen das Spiel gewinnen – wie St. Pauli auch“, so Schmidt.

