Es war eine Szene mit Wow-Charakter. Im Heimspiel des 1. FC Heidenheim gegen den SV Werder Bremen kam FCH-Torwart Diant Ramaj sehr weit aus seinem Strafraum heraus. Etwa 30 Meter vor dem Tor spielte der 24-Jährige den Ball gekonnt per Hacke auf die linke Seite zu Tim Siersleben. In den sozialen Netzwerken wurde die Szene förmlich zum Hit – auch, weil Bremens anstürmender Angreifer Romano Schmid einen ratlosen Gesichtsausdruck machte.
Es ist nicht das erste Mal, dass Ramaj, der von Borussia Dortmund ausgeliehen ist, wie ein Feldspieler agierte. Zuweilen bekommen vor allem Trainer bei solch durchaus spektakulären und ungewohnten Situationen „Bauchschmerzen“ – nicht so Frank Schmidt. „Wir wussten, dass er (Ramaj) aggressiv in der Torverteidigung und ein mitspielender Torhüter ist“, so der FCH-Trainer auf eine entsprechende Nachfrage hin. Mit Ramaj habe sich der Heidenheimer Spielaufbau verändert. Gerade in der ersten Halbzeit gegen Bremen sei der Keeper gezielt eingesetzt worden, um das Spiel in der Offensive mit aufzubauen.
Für mich war es auch nicht überraschend, dass auch mal so eine Aktion kommt. In dem Moment war es zweckmäßig.
Frank Schmidt, Trainer des 1. FC Heidenheim, über den Hackentrick von Torwart Diant Ramaj
Ob so eine Aktion mit der Hacke zu viel des Guten sei, verneinte Schmidt deutlich. „Wir bremsen ihn auch nicht, wir sind sehr zufrieden mit ihm“, so der 51-Jährige über Ramaj. „Für mich war es auch nicht überraschend, dass auch mal so eine Aktion kommt. In dem Moment war es zweckmäßig, da brauchen wir jetzt kein großes Thema daraus zu machen“, so Schmidt.
Fußballerische Akzente zu setzen, sei eine der Stärken des jungen Torhüters, der in seiner Jugend erstmals beim FCH gewesen ist. „Wenn es mal so war, dass ein Feldspieler im Training gefehlt hat, hat er (Ramaj) im Feld mitgespielt“, erinnert sich Schmidt und schiebt lobend nach: „Um ehrlich zu sein, hat man es nicht gesehen, dass da ein Torhüter im Feld mitspielt.“
So ganz nebenbei zeichnet sich Ramaj auch im eigenen Sechzehner aus. Mit 27 gehaltenen Torschüssen weist er den drittbesten Wert aller Keeper aus. Zudem steht er auf Platz zwei, was die Noten des „Kicker“ angeht (2,71/Bester ist Nikola Vasilj vom 1. FC St. Pauli mit einer Durchschnittsnote von 2,36). Auffällig: Gegen Bremen erhielt Ramaj nur die Note 3,5 – die schlechteste der bisherigen Saison. Auf die Notengeber des „Kicker“ hatte die Hackentrick-Szene wohl keinen Wow-Effekt…