Es ist Deadline Day in den Topligen Europas: Bis Montagabend, 20 Uhr, dürfen Spieler mit laufenden Verträgen geholt oder abgegeben werden. Nur wenige Stunden vor Schließung des Transferfensters hat Leo Scienza vom 1. FC Heidenheim die Hauptrolle in einem wahren Poker-Krimi. Am Samstag, 30. August, stand der 26-Jährige noch im Kader des FCH bei dessen 0:2-Niederlage bei RB Leipzig. Es wird aller Voraussicht nach das letzte Spiel des Brasilianers für die Heidenheimer gewesen sein.
Nachdem der FC Southampton zunächst drei, dann vier Millionen Euro für Scienza (Vertrag beim FC bis Sommer 2027) geboten hatte, was Vorstandsvorsitzender Holger Sanwald gegenüber der Heidenheimer Zeitung als „viel zu niedrig“ bezeichnete, erhöhten die Engländer laut des Fachmagazins „Kicker“ am Sonntag ihr Angebot deutlich. Demnach sei der englische Zweitligist, der nach dem Abstieg aus der Premier League auch in die laufende Saison in der Championship schlecht gestartet ist (Platz 13), „den vom FCH geforderten Sockelbetrag zwischen acht und neun Millionen Euro“ zu bezahlen. Wichtig auch: Scienza habe die Verantwortlichen des FCH bereits über seinen Wechselwunsch unterrichtet.

Seit Montag, 1. September, gibt es einen zweiten Interessenten: Laut „Sky Sport“ erwäge der Paris FC den FC Southampton zu überbieten. Es gebe allerdings bislang nur ein mündliches, kein schriftliches Angebot für Leo Scienza. Beide Vereine seien bereit, etwa zehn Millionen Euro Ablöse für Scienza zu bezahlen.
Der Paris FC hat in der vergangenen Saison als Vizemeister den Sprung in die französische Ligue 1 geschafft. Hinter dem Verein steht unter anderem eine Milliardärsfamilie. Laut „Frankfurter Rundschau“ kontrolliert die Familie Arnault, Besitzer des Luxuskonzerns LVMH, der Luxusmarken wie Louis Vuitton und Hennessy umfasst, seit Ende 2024 über ihre Beteiligungsgesellschaft Agache Sport 52,4 Prozent des Vereins. Auch hinter dem FC Southampton steht sehr viel Geld: Im Januar 2022 übernahm die Investmentfirma „Sport Republic“, hinter der der serbische Milliardär Dragan Šolak steht, die Mehrheitsanteile an den „Saints“, wie sie im englischen Fußball genannt werden.

Geht man davon aus, dass der Wechsel von Leo Scienza am Montag, 1. September, über die Bühne geht, wird der Mittelfeldspieler der teuerste Transfer des 1. FC Heidenheim. Niklas Beste war im Sommer 2024 für etwa acht Millionen Euro vom FCH zu Benfica Lissabon gewechselt, spielt aber inzwischen für den SC Freiburg. Scienza selbst kam erst im Sommer 2024 vom SSV Ulm nach Heidenheim, für knapp 600.000 Euro.
Bei einem Abgang des Linksaußen, der durch seine vier Tore in der Abstiegs-Relegation den FCH in der Bundesliga gehalten hatte, stellt sich zugleich die Frage, wie die Heidenheimer das Geld reinvestieren und sich ihrerseits verstärken wollen. Um eine mögliche Rückkehr von Niklas Beste oder Eren Dinkci (beide beim SC Freiburg) kursierten immer wieder Gerüchte. Beste kam aufgrund einer Verletzung in dieser Saison lediglich im DFB-Pokal zum Einsatz, Dinkci konnte in den ersten beiden Bundesligapartien noch nicht überzeugen („Kicker“-Noten 5 und 5,5).
Denkbar ist aber auch, dass neben Scienza ein oder zwei weitere Spieler den FCH zumindest auf Leihbasis verlassen werden. Feststehen wird dies aber wohl erst am Montagabend, 20 Uhr.