So langsam hat es Tradition: Im letzten großen Test vor der neuen Runde gewinnt der 1. FC Heidenheim mit einer weitgehend überzeugenden Leistung. Das 2:1 gegen Parma Calcio war der siebte Sieg im Max-Liebhaber-Pokal in Folge – und vielleicht erneut ein gutes Omen. Aber was für ein Spiel sahen die 8170 Zuschauer auf dem neu verlegten Rasen in der Voith-Arena, der gleich mal wieder ein wenig ramponiert wurde?
Fünf Neue im Kader
Wie immer begann der Pokal mit der Präsentation des neuen Kaders und die fiel übersichtlich aus. Zwei Leihen (Arjion Ibrahimović und Diant Ramaj) sowie drei Spieler aus der eigenen Jugend (Adam Kölle, Nick Rothweiler und Yannik Wagner) verstärken das Heidenheimer Team. Die beiden Leihspieler standen dann auch in der Startelf, in der die Offensivspieler Sirlord Conteh rechts und Ibrahimović links in der Fünferkette begannen. Durchaus eine Option. „Sonst hätte er ja da nicht gespielt, das haben wir auch unter der Woche so trainiert“, erklärt Trainer Frank Schmidt, der damit insgesamt einen recht offensiven Ansatz wählte.
Das ging nach einer etwas zerfahrenen Anfangsphase auch auf: In der 31. Minute flankte Conteh auf Ibrahimović, der gab den Ball noch mal scharf nach in die Mitte, wo Innenverteidiger Tim Siersleben erneut sein Gespür für solche Situationen unter Beweise stellte und den Ball über die Linie drückte. Neun Minuten später hatte Leo Scienza nach einem kurz ausgeführten Eckball viel Platz, ging im Strafraum noch an einem Gegner vorbei und versenkte den Ball wuchtig im langen Eck – ein wunderbares Tor.
Scienza trifft traumhaft
Die Führung war verdient und hätte eigentlich noch höher ausfallen müssen, Ibrahimović und Mathias Honsak hatten weitere gute Möglichkeiten. Heidenheims Hintermannschaft agierte sehr aufmerksam, Parma hatte bis zur 87. Minute eigentlich keine echte Chance, dann nützte Mateo Pellegrino einen Abspielfehler zum Anschlusstreffer. Zu diesem Zeitpunkt stand schon eine komplett andere Heidenheimer Mannschaft auf dem Feld – unter anderem mit den drei Jungs aus dem Nachwuchsleistungszentrum. Der Sieg geriet aber nicht mehr in Gefahr und wurde nur durch die Verletzung von Adrian Beck getrübt.
Becks übler Zusammenprall
Der Pechvogel prallt nur drei Minuten nach seiner Einwechslung mit Parmas Torhüter Zion Suzuki zusammen, bekam ein Knie in die Rippen und einen Schlag auf den Kopf und wurde mit der Trage vom Feld gebracht. Beck wurde ins Krankenhaus gebracht, eine genaue Diagnose steht noch aus, ein Zusammenprall, der an den von Kevin Müller im Spiel gegen Bochum erinnerte. „Es war ein übler Zusammenprall, aber ich gehe davon aus, dass es nicht so schlimm sein wird wie bei ,Mü', auch wenn es heftig aussah“, so Schmidt.

Trainer Schmidt war zufrieden
Insgesamt zog der FCH-Coach ein positives Fazit: „Ich war lange Zeit sehr zufrieden. In der ersten Halbzeit hat man gemerkt, dass es bei beiden Mannschaften am Anfang etwas gedauert hat, bis sie bei diesen Temperaturen reingekommen sind. Dann haben wir das Spiel kontrolliert, hatten vier, fünf gute Chancen, haben zwei Tore gemacht und auch verdient mit 2:0 geführt“, so Schmidt. Dass mit den vielen Wechseln etwas der Rhythmus verloren ging, sei nicht verwunderlich, das Gegentor aber ärgerlich: „Wir hätten es uns einfacher machen können, aber wir haben jetzt zwei Wochen lang nicht spielen können, das darf man nicht vergessen.“
Da das Spiel gegen Racing Straßburg dem Regen zum Opfer gefallen war, gab es nur wenige ernsthafte Tests, nun findet sich bis zum Saisonstart kein adäquater Gegner mehr. Natürlich dient auch die Begegnung mit Parma nur bedingt als Hinweis auf die kommende Saison. Kommenden Samstag beim DFB-Pokal in Bahlingen und zum Bundesligaauftakt am 23. August zu Hause gegen Wolfsburg wird es sicher noch ein paar Änderungen in der Startformation geben, die Eckpfeiler der Mannschaft stehen aber wohl.
Es gibt schon Gewinner
Den Innenverteidigern merkt man an, dass sie eingespielt sind, das Mittelfeld mit Niklas Dorsch und Jan Schöppner hatte gute Ansätze und vorn sprühte vor allem Scienza vor Spielfreude. Auch Ibrahimović wirkte schon gut integriert, nur an der Sturmspitze Budu Zivzivadze ging am Samstag das Spiel weitgehend vorbei.

Und der neue Keeper? Ramaj zeigte deutlich, dass er neue Qualität in Sachen Spieleröffnung auf den Platz bringen will. Bei gegnerischen Eckbällen wirkte der 23-Jährige allerdings nicht ganz souverän. Sein Selbstbewusstsein wird Ramaj brauchen, das Publikum ist noch etwas gespalten. Nach einer guten Parade mischten sich in den Jubel auch „Mü-Rufe“.
Letztlich können nur die ersten Bundesligapartien wirklich Aufschluss bringen. „Wir haben wieder alle Vorbereitungsspiele gewonnen, die Trainingslager waren gut, alle haben gut mitgezogen, aber wo wir wirklich stehen, das wissen wir nicht“, sagt Schmidt. Dass dies andere zu wissen meinen und der FCH vielerorts zum Abstiegskandidat Nr. 1 erklärt wird, lässt ihn dabei relativ kalt. „Wir nehmen es zur Kenntnis, aber das beeinflusst uns gar nicht. Das Entscheidende ist das ‚Wir‘ – das haben wir der Mannschaft mit auf den Weg gegeben. Man hat schon oft gesehen, dass die Prognosen daneben liegen.“
Statistik zum Spiel
FCH: Ramaj – Conteh (46. Föhrenbach), Gimber (58. Kerber), Mainka (77. Rothweiler), Siersleben (77. Kölle), Ibrahimović (70. Breunig) – Schöppner (58. Niehues), Dorsch (58. Beck; 65. Wagner) - Scienza (58.), Zivzivadze (46. Kaufmann), Honsak (46. Busch)
Parma Calcio: Suzuki – Circati, Ndiaye (72. Valenti), Valeri (64. Sits), Del Prato (85. Djuric), Leoni – Estevez (54. Keita), Bernabe (72. Plicco), Ordonez (77. Begic) – Benedyczak (54. Almqvist), Pellegrino (64. Lovik)
Tore: 1:0 Tim Siersleben (31.), 2:0 Léo Scienza (42.), 2:1 (87.) Pellegrino
Schiedsrichter: Marc Philip Eckermann (Breuningsweiler)
Zuschauer: 8170