Ein schwarzer Filzstift und ein Skizzenbuch waren bis zuletzt die ständigen Begleiter von Architekt Karl Sanwald. Mit der Fotografie hatte er es nicht. Aus den Skizzen aber entstanden unzählige Bilder, die nicht nur sein Eigenheim an der Ammerhalde schmücken. Sanwald war Kunstschaffender im besten Sinne, legte aber auch Wert darauf, nicht als Kunstmaler bezeichnet zu werden: „Ich bin Zeichner.“ Er starb jetzt im Alter von 94 Jahren.
Steinheim
Wenn Karl Sanwald etwas festhalten wollte, dann durchaus auch auf einer Serviette im Kreis einer illustren Stammtischrunde. Das war die eine Seite eines stets freundlichen, vor Ideen nur so sprudelnden Zeitgenossen. Es wundert also niemand, dass hinter den Tapeten des einen oder anderen Hauses in Steinheim der Zeichner Sanwald zu finden ist und dabei dem Bauherren eine Problemlösung bildlich gemacht hatte.
Karl Sanwald, Sohn des gleichnamigen Lehrers und Chorleiters, wuchs in Rupertshofen auf und ging den damals üblichen Weg als angehender Architekt: Eine Zimmermannslehre absolvierte er im einstigen Sägewerk Früholz in Steinheim und studierte anschließend an der Staatsbauschule Stuttgart. Als Bauingenieur wollte er noch ein Auslandspraktikum anhängen. Im ägyptischen Assuan, wo damals ein großes Nilstauwerk im Entstehen war.
Doch daraus wurde nichts, weil ihm die Hamburgerin Phyllis über den Weg gelaufen war. Sie hatte schon ein Visum für Amerika in der Handtasche und gab es zurück, als es zwischen den beiden bei einer Busfahrt „gefunkt“ hatte. Dem Ehepaar wurden sechs Kinder geschenkt. Inzwischen sind es zwölf Enkel und neun Urenkel, die alle dem Senior eine wahre Freude gewesen sind. Sportlich waren die Eheleute und viel mit dem Fahrrad unterwegs. Fernziele waren der Jakobsweg und ein andermal die französische Partnerstadt Colombelles. Dort hatte Karl Sanwald vor vielen Jahren eine Ausstellung seiner Karikaturen und Bilder. Noch heute schwärmen die Franzosen davon.
Karl Sanwald war Familienmensch: Samstag und Sonntag gehörten der Familie. Es wurde viel gewandert auf und über die Schwäbische Alb. In den letzten fünf Jahren war er krank und auf einen Rollstuhl angewiesen.
Die Arbeit als Architekt
Und die berufliche Seite? Eines der markanten Bauwerke, die Karl Sanwald als Architekt ersann, war die Ende Februar in Flammen aufgegangene Wentalhalle. Architekturgeschichte nach dem Motto „so kann ein Fabrikgebäude auch aussehen“ schrieb Sanwald beim Bau der Handschuhfabrik Weissbrod, die nach der Aufgabe der Firma einem Wohngebiet nördlich der Albuchstraße weichen musste.
Viele Wohnhäuser wurden in den 1950er und 1970er Jahren von Sanwald konzipiert. Das aus dem frühen 20. Jahrhundert stammende Schulhaus bei der evangelischen Peterskirche bekam nach Westen einen schmucken Anbau; es folgten die Albuchhalle, das Realschulgebäude und natürlich auch das Meteorkrater-Museum in Sontheim/Stubental. Beim Neubau des Rathauses hatte das Büro Sanwald die Bauleitung. Dass das Hotel Kreuz heute so einen schönen Hauptbau samt Lüftlmalerei hat, ist der Kreativität Sanwalds zu danken. Eines seiner letzten Bauwerke war die Söhnstetter Seeberghalle.
Am Mittwoch, 28. September, um 13 Uhr beginnt auf dem Friedhof Steinheim die Trauerfeier für Karl Sanwald.